Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich finde es sehr erfreulich, dass eine solche Stellungnahme (siehe
unten) von einem Vertreter der Elternvereine kommt.
Wenn es darum geht, der Gesellschaft die Bedeutung von Bildung zu verdeutlichen, ist die Unterstützung von Elternvertretern sicher sehr hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel


Timo Davogg schrieb:
>
> Ein persönlich / beruflich / gewerkschaftlich geglücktes 2002 wünscht
> Timo Davogg
>
> PRESSE 01 01 02
>
> http://www.diepresse.at/detail/default.asp?id=266364&channel=m&ressort
> =g
>
> Der Bildungscoach auf der Bildungscouch
>
> Die Ansprüche an die Lehrer werden durch Internet weit größer,
> keinesfalls kleiner
>
> GASTKOMMENTAR VON JOSEF SMOLLE
>
> Der Autor ist Universitätsprofessor und Vorsitzender der katholischen
> Elternvereine in der Steiermark.
>
> Information ist jederzeit und allerorts verfügbar - das Internet hat
> nicht nur die Haushalte, sondern auch die Schulen erobert. Sinnlos sei
> das Lernen von Fakten, ausgedient habe der Lehrer im klassischen Sinn,
> heißt es. Wozu Bildung, wenn die Information nur einen Mausklick
> entfernt ist?
>
> Wir brauchen keine Lehrer, sondern einen Bildungscoach. Faktenwissen
> sei veraltet, überflüssig geworden, angeblich sinnlos. Lernen im
> herkömmlichen Sinne erübrige sich, weil jeder Inhalt im Internet
> abrufbar sei. Nur das Beharrungsvermögen des Bildungswesens habe
> verhindert, daß dem bereits Rechnung getragen worden sei.
>
> Der Trugschluß liegt darin, Information mit Bildung gleichzusetzen.
> Ziel der Bildung junger Menschen soll es unter anderem sein, sie zu
> Verständnis für komplexe Zusammenhänge und zu selbständigem Denken zu
> erziehen. Das wird - gerade angesichts der heutigen Herausforderungen
> - ohne grundlegendes Fachwissen nicht erreichbar sein. Denn Wissen und
> Verständnis stellen keine widersprüchlichen Alternativen dar, sondern
> bedingen einander. Lernen von Inhalten, ohne sie zu verstehen, ist
> zwar theoretisch möglich, aber sehr mühsam und kurzlebig. Etwas
> verstehen zu wollen, ist dagegen völlig unmöglich. Versuchte man,
> einen Überblick zu vermitteln und dabei Fakten vorzuenthalten, hieße
> das, die Schüler zu entmündigen. Man enthebt sie nicht nur des
> selbständigen Denkens, man verwehrt ihnen sogar die Grundlagen dazu.
> Durchblick zu suggerieren ohne Einblick zu verlangen, heißt die
> Lernenden in völliger Abhängigkeit von den Fakten-Brosamen zu halten,
> die dem Lehrenden für einer bestimmte Art der Einsicht förderlich
> erscheinen: Entrümpelung wird zur Indoktrination.
>
> Wird sich dies durch die universelle Verfügbarkeit von information
> ändern? Soll sich die Schule wirklich darauf beschränken, den Umgang
> mit den neuen Medien zu coachen und das weitere intellektuelle
> Gedeihen von der Couch aus zu beobachten? So einfach wird die
> Entwicklung nicht sein. Tonträger sind seit Jahrzehnten in jedem
> Haushalt zu finden. Will man Musik hören, braucht man sie nicht mehr
> selbst zu machen, man schaltet einfach den CD-Player ein. Sind
> deswegen die Musikschulen verschwunden? Mitnichten. Manche Menschen
> konsumieren tatsächlich Musik nur mehr passiv, während andere
> vielleicht sogar intensiver als zuvor ihr musikalisches Talent
> entfalten. Eine künstlerische Zwei Klassen-Gesellschaft mag vielleicht
> auf den ersten Blick wenig beängstigend erscheinen. Ist das dennoch
> die Zukunft, die wir uns auch für die gesamte übrige Bildung wünschen?
>
> Es wäre nicht verwunderlich, wenn das scheinbar hoffnungslose
> Ausgeliefertsein an Bits und Bytes eine neue Freude an der eigenen
> intellektuellen Leistungsfähigkeit wecken sollte. Je größer das
> Vorwissen, desto sinnvoller der Umgang mit offenen
> Informationsangeboten. Ausgeliefert ist man dagegen, wenn man aktuell
> nicht mehr an Informationen greifbar hat als auf einem
> Computerbildschirm Platz hat.
>
> Unsere Schulen sollen die jungen Menschen auf einem Weg begleiten, der
> sie zu mehr befähigt als zum Online-Shopping. Wir brauchen daher mehr
> denn je Lehrer, die Wissen weitergeben, Verständnis wecken und
> Grundlagen schaffen für ein selbständiges und kreatives Denken und
> Handeln.
>
> Natürlich hat die pure Information im Internet an sich auch einen Wert
> - man denke etwa an die online verfügbaren ÖBB-Zugverbindungen. Diese
> aber hat man ja bisher in den Schulen auch nicht auswendig lernen
> müssen.

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