Pressemeldung der Aktion kritischer SchülerInnen

                     11. Jänner 2001

Gehrer erlaubt Nachsitzen

Wie befürchtet zeigen die Verhaltensvereinbarungen erste negative
Auswirkungen. Bildungsministerium hält Nachsitzen in "pädagogisch
sinnvollen Fällen" für notwendig.

Zu Beginn dieses Schuljahres traten die sogenannten
Verhaltensvereinbarungen erstmals in Kraft. Ministerin Gehrer versicherte
noch während der laufenden Debatte, dass es sich dabei nicht um neue
Sanktionsmaßnahmen handle. "Es ist an der Zeit eine erste Zwischenbilanz
zu ziehen", so Niki Kowall, Bundesvorsitzender der AKS (Aktion kritischer
SchülerInnen).

Um nur eines vieler Beispiele zu nennen: Im niederösterreichischen BG
Purkersdorf wird nun auch unter dem Deckmantel der Gesetzesnovelle das
Nachschreiben von Hausübungen unter Aufsicht am Nachmittag praktiziert ­
ohne Zustimmung der Schulpartner wohlgemerkt. Dieses Vorgehen wurde jetzt
auch in einer Rechtsansicht des Ministeriums gutgeheißen.

"In vielen Schulen werden Formen des Nachsitzens als durchaus adäquate
Verhaltensmaßnahmen angesehen" berichtet Bundesschulsprecher Jakob Huber
gegenüber der aks. Auf eine Anfrage Hubers an das Ministerium die
sogenannte "compensation time" betreffend kam folgende Antwort:
"Compensation time (der Begriff ist dem österreichischen Schulrecht fremd)
wäre nach der derzeitigen Rechtsauffassung als verpflichtende Maßnahme nur
dann zulässig, wenn es sich um ein pädagogisch sinnvolles Nachholen
versäumter Pflichten handelt..."

"Damit hat die Ministerin Nachsitzen de facto genehmigt", ist der
Bundesschulsprecher überzeugt. "Wenn es darum geht zu beurteilen was
pädagogisch sinnvoll ist, werden die LehrerInnen immer am längeren Ast
sitzen" so Huber.

"Vom Europagymnasium Linz, über die HTL Leonding bis zur HLA Wr. Neustadt
sind uns Fälle bekannt, wo Nachsitzen praktiziert wird oder der Entschluss
unmittelbar bevorsteht", so Kowall. "Dadurch sind neue Sanktionsmethoden
salonfähig geworden, Gehrer hat wieder einmal ihr Wort gebrochen," ist der
SchülerInnenvertreter überzeugt.