SN vom 14 01 02
 
http://www.salzburg.com/sn/02/01/14/lokal-30031.html

Vertrauensbruch in der Schule


JOSEF BRUCKMOSER


Schule ist Vertrauenssache. Nichts stört den Lernerfolg und die erzieherischen Bemühungen mehr, als wenn die Chemie zwischen Lehrenden und Schülern nicht stimmt.

Im Pongau wurden die Direktoren der Volksschulen jetzt aufgefordert, bei Kindern nichtdeutscher Muttersprache eine Passkontrolle vorzunehmen. Im Falle, dass ein Visum abgelaufen ist, wäre Meldung zu erstatten - mit allen Folgen, die für illegal in Österreich lebende Ausländer damit verbunden sind.

Die Aufforderung an die Schulen, fremdenpolizeiliche Aufgaben zu übernehmen, ist eine arge Zumutung. Denn auf der einen Seite erwartet die Gesellschaft von den Lehrerinnen und Lehrern große Anstrengungen, um Kinder ausländischer Nationalität in den Klassen zu integrieren. Auf der anderen Seite wird der Geruch von polizeilicher Kontrolle und planmäßiger Denunziation in die Schulen hineingetragen.

Ausländische Staatsbürger, die sich illegal in Österreich aufhalten, müssen den Gesetzen entsprechend damit rechnen, dass ihnen fremdenpolizeiliche Maßnahmen drohen. Aber die Schule ist kein Ort dafür. Hier werden Kinder - die einheimischen wie die ausländischen - in etwas hineingezogen, mit dem sie nichts zu tun haben.

Wo Vertrauen wachsen soll, wird Misstrauen gesät