Es tut wirklich gut, wie Sie die Dinge beim Namen nennen.
Kann ich nur unterschreiben.
MfG
Karina Athanassoff



Erich Wallner wrote:

>
> E.W.: Eine (unbeabsichtigte) Antwort darauf gibt Koll. Meidlhumer in
> seinem heutigen Beitrag von 17:07 "aks-presseaussendung", wenn er
> schreibt: "Gibt es wirklich so wahnsinnige Lehrer, die ohne Bezahlung
> nachsitzende Schüler beaufsichtigen?"
>
> Offenbar gibt es die wirklich, denn sonst wären die
> einschlägigen "Verhaltensvereinbarungen" ja von vornherein für den
> Hugo bzw. für die Liesl. Daß sich eine solche nur den hehren Zielen
> verpflichtete Pädagogik auch andernorts Bahn bricht, verwundert da
> nicht wirklich. Bei den Spezialgebieten gibt es mancherorts die
> Fortsetzung einer pädagogische Profilierungsneurose, deren Ursprung
> ich in meinem Fach Englisch bereits in der Themenstellung der
> schriftlichen Reifeprüfung erblicke: Was da einem durchschnittlichen
> Schüler an Textgattungen zugemutet wird, ist abenteuerlich. Ich
> zitiere aus der Handreichung der NÖ Englisch-AG: "z.B. letter, talk
> show, interview, inner monologue, diary entry, character portrait,
> (police) report, speech, statement(s), newspaper article, short
> story". (Man beachte das einleitende "z.B."!) Der klassische Essay
> wird hier noch gar nicht einmal erwähnt. Und dann gibt es
> selbstverständlich auch noch die Textinterpretation als separate und
> obligatorische Aufgabenform ...
>
> Nun sind aber die NÖ Anglisten kein Sadistenverein, unsere AG
> hat bloß die Maturavorschriften für die KollegInnenschaft
> interpretiert und veranschaulicht. Womit wir uns dem Kern des Pudels
> nähern: Wie kommen solche Maturavorschriften zustande?
>
> Im gegenständlichen Fall beruhen sie meines Wissens nach auf
> den Ergebnissen von Schulversuchen. Die wurden aber unter ganz anderen
> Rahmenbedingungen durchgeführt: Vor allem kleine Gruppen und
> Schulversuchs-Lehrer mit reduzierter Lehrverpflichtung (ja - das gab
> es auch einmal!) Dazu nehme man noch den Typ Lehrer, der Freude daran
> findet, an einem Schulversuch tätig zu werden - und heraus kommt eine
> behördlich abgesegnete Hochstapelei.
>
> Es beruht also schon die stinknormale schriftliche
> AHS-Reifeprüfung in Englisch auf Lug und Trug: Damit was Gescheites
> herauskommt, muß der Lehrer entweder zwei oder drei Textsorten
> intensiv üben (und dann als Aufgabe stellen) und den riesigen Rest
> schlicht vergessen, womit er den Lehrplan nur teilweise erfüllt. Oder
> aber er gibt eine Textsorte, die er irgendwann einmal im Unterricht
> gestreift hat, und akzeptiert dann inhaltlich und stilistisch alles -
> Hauptsache, es sind keine Grammatik- und Vokabelfehler drin. Von
> textsorten-gerecht keine Spur. (Meine Weisheiten beziehe ich aus langjähriger Tätigkeit als - in meinem Fall nicht anonymer sondern deklarierter - Zweitleser, womit ich meine voyeuristischen Neigungen befriedige.)
> Bei den Romanisten ist es mit der Hochstapelei bei der
> schriftlichen Reifeprüfung noch schlimmer. Die SchülerInnen
> durchblicken das auch, weshalb so wenige in Französisch schriftlich
> antreten. Die reine Statistik der KandidatInnenzahlen
> Englisch-Französisch bei der schriftlichen AHS-Reifeprüfung (natürlich
> nicht global, sondern nur dort, wo beide Sprachen nebeneinander
> unterrichtet werden und daher a priori auch die gleiche
> Wahrscheinlichkeit der Wahl besteht) beweist schon, daß da ein
> gewaltiger Hund begraben ist.
>
> Daß dann manche KollegInnen der Versuchung zur Angeberei bei
> einem Spezialgebiet nicht widerstehen können, ist irgendwie
> verständlich - sonst würde ja das vorgeblich Höherwertige direkt
> abfallen.
>
> Obiges ist nur ein Teil der Antwort auf die Frage, wo die
> Hypertrophie herkommt. Damit die Sache noch lesbar bleibt, bremse ich
> mich jetzt ein.
>
> MfG Erich Wallner
> --
> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.

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