Volksbegehren "Sozialstaat Osterreich",
www.sozialstaat.at Eintragungswoche: 3. bis 10. April 2002
Themenbereich Bildung/Schulwesen
Kontakt: Mag. Gerhard Kohlmaier,
gerhard.kohlmaier@sozialstaat.at, Tel: 0676/ 35 96 441
Betrifft: Leserbrief zu „Gute Noten fur Lehrer“ von Conrad
Seidl, vom 21.1.2002
Gute Noten fur die Lehrer, schlechte Noten fur die
Bildungspolitik
Eine Umfrage des Linzer market-Instituts ergab, dass die
uberwiegende Mehrheit der OsterreicherInnen mit dem
Engagement der Lehrer zufrieden ist. Allerdings wunschen
sich 36 Prozent der Befragten auch eine bessere schulische
Forderung ihrer Kinder. Gute Noten also fur die Lehrer,
schlechte fur die Bildungspolitik. Es ist namlich richtig,
dass durch die jungst getroffenen bildungspolitischen
Ma?nahmen (Reduktion von Freigegenstanden und
unverbindlichen Ubungen, Auslagerung des Klassenvorstandes
aus der Lehrverpflichtung, Schule als
Dienstleistungsbetrieb, der sich den Gesetzen des freien
Marktes zu unterwerfen hat,..) gerade jene SchulerInnen
vermehrt auf der Strecke bleiben, die einen besonders hohen
Betreuungs- und/oder Forderbedarf haben. Die SchulerInnen
als „Kunden“ haben sich auch zunehmend zu „rechnen“, daher
werden immer mehr Bereiche des schulischen Angebots von den
Eltern initiiert und auch bezahlt. Die Zahl der
Nachhilfestunden steigt u.a. deshalb, weil die Lehrer immer
weniger Zeit fur die Betreuung der SchulerInnen haben. Die
administrative Tatigkeit ist in den letzten Jahren enorm
angewachsen, die wichtige padagogische und beratende
Tatigkeit des Klassenvorstandes wurde entwertet, die
Stundenbelastung der LehrerInnen hinaufgesetzt – und das
bei gleichzeitigen Gehaltseinbu?en, was sich naturlich auch
demotivierend auswirkte - die Klassenschulerzahlen sind
nach wie vor zu hoch.
Vor diesem Hintergrund ist vor allem die Politik gefordert,
endlich eine sozial vertragliche Bildungspolitik zu machen,
die allen Menschen in unserem Lande dieselben
Bildungschancen einraumt, nicht nur jenen, die es sich
leisten konnen.
Das Volksbegehren „Sozialstaat Osterreich“ fordert eine
Verankerung des Prinzips der Sozialstaatlichkeit in der
Verfassung. Gerade auch im Bildungsbereich ist diese
Verankerung und die daraus resultierende Uberprufung
bildungspolitischer Ma?nahmen auf deren soziale
Vertraglichkeit hin eine wichtige Forderung.
Mag. Gerhard Kohlmaier, Schottengymnasium, 1010 Wien,
Themenbereichsleiter „Bildung“ im Rahmen des
Volksbegehrens „Sozialstaat Osterreich“
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