SZ 22 01 02
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Bildungstechnologie
Hauptsache benutzerfreundlich
Auf der Learntec präsentiert sich ein Wachstumsmarkt. Der Erfolg der E- Learning-Produkte hängt davon ab, wie leicht die Anwendung fällt
Die Schnellen fressen die Langsamen – so lautet eines der zentralen Glaubensbekenntnisse der New Economy. Denn mit ihrer Schnelligkeit schafften es viele der Neustarter, die Großen und Etablierten der Old Economy zu überflügeln. Inzwischen wollen alle schnell sein, egal ob alt oder neu.
Der Elektronikkonzern Sony beispielsweise bringt monatlich Hunderte neuer Produkte auf den Markt. Jedes dieser Produkte ist nur so gut wie seine Anwendung. Die allerdings muss man lernen, und damit hat der Lernmarkt eine neue wichtige Funktion bekommen: Sein Erfolg entscheidet über den Erfolg des Produktes. Lernen müssen die Vertriebsleute ebenso wie die Anwender, wobei diese im B2B-Bereich keine Privatleute, sondern ebenfalls Firmenmitarbeiter sind.
Auf dem Lernmarkt geht es heute vor allem um E-Learning, Wissensvermittlung und Wissensaneignung mit Hilfe des Netzes. Laut einer Prognose des
Marktbeobachtungs- und Beratungsunternehmens IDC wird der weltweite Markt für E-Learning von 17 Milliarden US-Dollar im Jahre 1999 auf 23 Milliarden im Jahre 2004 steigen. Der Anteil Europas soll bei vier Milliarden US-Dollar liegen. Virtuelle Klassenzimmer und Internet-Konferenzen werden die zentralen Bausteine der neuen Lernkonzepte sein, und viele Software- Häuser bauen mit.
Als weltweit führender Anbieter von Software-Infrastrukturen und ASP- Services (Application Service Providing) im Bereich E-Learning und virtueller Zusammenarbeit gilt Centra mit 1,7 Millionen Anwendern. Das 1995 von Leon Navickas, einem Mitarbeiter von Lotus Notes, in Boston gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr das Unternehmen MindLever, einen Anbieter von Management-Systemen für Lerninhalte, erworben. Centra expandiert weiter und ist seit Herbst vorigen Jahres auch in Deutschland präsent, um hiesige Kunden, darunter Siemens und die Deutsche Telekom, zu betreuen.
Sjoerd Idzerda, Centra-Chef für Zentraleuropa, führt den Erfolg seiner Lernprodukte darauf zurück, dass sie flexibel genug seien, um „an den Unternehmenszielen ausgerichtet werden zu können“. Die Aufzeichnung, das Playback und das Bearbeiten von Sitzungen sind bereits Standard, wie auch die Möglichkeit, über den Computer mit einer Gruppe telefonieren und gemeinsam Vorlagen bearbeiten zu können. Innovationen würden vor allem in der Benutzerfreundlichkeit erwartet und gesucht, meint Sjoerd Idzerda. Ein anderer namhafter Anbieter ist das kalifornische Unternehmen Docent Enterprise, das unlängst das E-Learning-Portal von Isvor Fiat, der Firmen-Universität des italienischen Automobilherstellers, gestaltet hat.
Das sind indes nur zwei Beispiele, die belegen, dass im Bereich E- Learning die Vereinigten Staaten die Nase derzeit vorn haben. Auf der Bildungstechnologiemesse Learntec in Karlsruhe wird konsequenterweise erstmals ein „Deutsch-Amerikanisches E-Learning Business Forum“ veranstaltet. Zwei ausgewiesene E-Learning-Experten, Richard T. Hezel von Hezel Associates sowie Professor Herbert Kellner, Präsident der United States Online University, haben ihre Teilnahme zugesagt. Und auf dem diesjährigen „World Education Market“ (WEM) in Lissabon werden ebenfalls amerikanische Produkte im Mittelpunkt stehen.
HANS-HERBERT HOLZAMER
Kontakt und Termine:
Learntec 2002, Europäischer Kongress und Fachmesse für Bildungs- und Informationstechnologie, 5. bis 8. Februar 2002, Karlsruhe, www.learntec.de
WEM 2002, World Education Market, 21. bis 24. Mai 2002, Lissabon, www.wemex.com
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