Lieber Kollege Ramsmaier!
An unserer Schule (Hauptschule 1 Villach) werden seit 4 Jahren Integrationsklassen in unterschiedlicher Form geführt. Die 4. Klasse in der von Ihnen geschilderten Form, die anderen in einem "normalen" Leistungsgruppensystem, wobei nicht überall die Sonderschüler in der 3. LG unterrichtet werden. Die Einstellungen und Erfahrungen meiner Kollegen sind völlig unterschiedlich. Sie reichen von "nur mehr homogene Klassen, für mich steht der Mensch im Mittelpunkt" bis "nie mehr (Englisch) in so einer Klasse, es leidet der Spracherwerb jedes einzelnen Schülern". Grundsätzlich sind solche homogenen Klassen ein toller Ansatz, sofern das organisatorische Rundherum und die Motivation der Kollegen gegeben ist. Nur leider stimmt der gesetzliche Background dafür nicht mehr. Bei zwei I-Kindern gibt es nur für wenige Stunden eine Integrationslehrerin, in den verbleibenden Stunden (dem weitaus größeren Anteil) werden alle Kinder gemeinsam unterrichtet. Was bzw. wer da auf der Strecke bleibt ist wohl klar. Zum Zeugnis: bei uns wurden in der homogen geführten I-Klasse bisher keine Leistungsgruppen ausgewiesen, die Schüler wurden allerdings auch nicht verbal beurteilt. Im heurigen Jahr werden im Zeugnis Leistungsgruppen angeführt, um den Abgängern den Übertritt bzw. die Aufnahme in eine höhere Schule bzw. die Suche nach einer Lehrstelle zu erleichtern. Im heurigen Jahr wurden in Kärnten die Integrationsstunden drastisch gekürzt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ganz gestrichen werden.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Erfolg und das Klima in erster Linie vom Engagement der unterrichtenden Kollegen abhängt, Rückenstärkung und -deckung durch Leiter und Schulaufsicht sind weitere unabdingbare Voraussetzungen für ein Gelingen.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Liebe Grüße
Ilse Schindler
(HS1 Villach-Stadt)
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at]Im
Auftrag von Peter Ramsmaier
Gesendet: Sonntag, 20. Jänner 2002 14:03
An: lehrerforum@ccc.at
Betreff: LF: Integrierte Klassen
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Da im Lehrerforum auch eine Menge Pflichtschullehrer vertreten sind, bitte ich Euch um folgende Auskünfte:
Mein Sohn geht derzeit in die 4. Klasse Volksschule. Es handelt sich dabei um eine integrierte Klasse, in der zwei behinderte Kinder mitbetreut werden.
Zufällig habe ich nun erfahren, dass diese Integrationsklasse nächstes Jahr in der Hauptschule weitergeführt werden soll. Im Prinzip wäre dagegen nichts einzuwenden, wenn nicht für diese Klasse die Leistungsgruppen aufgehoben würden. Man denkt also an eine homogene Klasse mit einer sogenannten "inneren Differenzierung". Begründet wird das damit, weil man den beiden Behinderten nicht das Gefühl geben möchte, dass sie in die 3. Leistungsgruppe abgeschoben werden. (Dieses Gefühl müßten allerdings dann alle Schüler der 3. LG in Öst. Hauptschulen haben).
Meine Fragen nun an Euch:
1. Handelt es sich dabei um einen Schulversuch oder nach welchen Regeln oder Gesetzen läuft eine solche Schulform ab? 2. Inwieweit haben die Eltern der betroffenen Kinder Mitspracherecht bei solchen doch gravierenden Abweichungen von der Normalform der Hauptschule. 3. Wer hat Erfahrungen mit einer "inneren Differenzierung in drei Gruppen". Ist diese tatsächlich von einem Lehrer mit 20 Kindern durchführbar? 4. Nach welchen Kriterien gehen höhere Schulen vor, wenn sich Schüler aus einer integrierten Klasse mit einem Zeugnis bewerben, das keine Leistungsgruppen aufweist. Wer weiß, wie die Zeugnisse von Klassen aussehen, bei die "innere Differenzierung" vorgenommen wird?
Ich wäre Euch für Rückmeldungen sehr dankbar.
Liebe Grüße
Ramsmaier Peter
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Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.
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