Lieber Erich Ganspoeck
Das zitierte Beispiel zeigt (wieder einmal) deutlich, dass Schule mit falschen Erwartungen besetzt ist. Nach dieser Medien- Berichterstattung ist für mich klar, dass hier bisher jeder Versuch einer Mediation unterblieben ist. Daher halte ich es auch für derart fragwürdig, wenn immer wieder behauptet wird, dass Direktoren oder Organe der Schulaufsicht an sich und aufgrund ihres Daseins die Funktion von Mediatoren zu erfüllen vermögen. Das leisten sie auf jeden Fall nicht (oder nur in Ausnahmefällen)! In Wien ist es so, dass für den Pflichtschulbereich Schulmediatoren zur Verfügung stehen. Wenn diese gerade noch ein wenig Zeit über haben, so können sie auf Anforderung auch im AHS-Bereich tätig werden. Durch eine Mediation besteht die Chance, dass alle am Konflikt Beteiligten eine andere Sichtweise bekommen, neue Zugänge zum zugrundeliegenden Konflikt bekommen oder erkennen, dass abseits der im Vordergrund ablaufenden Ereignisse im Hintergrund manch rationaler oder emotionaler Grund hinter einem Verhalten steckt. Das zu überdenken bedeutet einen Ansatzpunkt zu finden und möglicherweise eine Chance die Situation zu retten ...

meint
Günter Wittek


----- Original Message -----
From: Erich Ganspoeck
To: Lehrerforum
Sent: Friday, January 25, 2002 8:32 PM
Subject: LF: Lehrer in der Oeffentlichkeit

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben in Salzburg gerade ein "nettes" Beispiel, wie die Öffentlichkeit sensible und problematische Fälle abhandelt. Einer AHS-Lehrerin wird vorgeworfen, mit den Kindern falsch zu verfahren. Wurde in den ersten Meldungen der Name der Lehrerin noch verschwiegen war dann am nächsten Tag bereits das Fernsehen in ihrer Klasse und hat alles gefilmt (Auszug der Kinder bevor sie kam, Zitierung zum Landesschulrat, natürlich Interviews mit ihr und Eltern - ein Vater ist übrigens Rechtsanwalt, Suspendierung der Lehrerin vom Unterricht aus dieser Klasse- "und trotzdem erhält sie volles" Gehalt macht sich der ORF wichtig. Typisches Pragmatisierungsproblem...). Unser Präsident Schäffer hat über den Versuch, die Kollegin in Frühpension zu schicken, gesprochen. Da die Kinder schulpflichtig sind zwingt nun das Gesetz den Landesschulrat zu prüfen, ob es nicht strafbar ist, die Kinder aus einer Stunde abzuziehen. Das Ganze zieht immer weitere Kreise. Kommentar der Gewerkschaft habe ich bis jetzt keinen gehört. Stimmen also alle Vorwürfe? Und was denkt das "Volk"? Dazu empfehle ich, unter http://salzburg.orf.at die Meldungen zum Thema "Straft der Staat protestierende Eltern" durchzulesen. Beeindruckende Kommentare wie "Lasst Schäffer auf sein Hirngewicht testen, präpotent, zieht ungeeignete Lehrer sofort ab, Obrigkeitsdenken der Lehrer, Strenge" usw. trudeln durchs Netz. Wie sich wohl der Kollege fühlt, der jetzt an Stelle der aus der Klasse abgezogenen Lehrerin den Unterricht erteilen darf?? Das fragt ein nachdenklicher Erich Ganspöck




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