SN 26 01 02
http://www.salzburg.com/sn/02/01/26/lokal-19431.html
Lehrer und Eltern sitzen in einem Boot
Am Bundesgymnasium Nonntal ist der Größte Anzunehmende Unfall (GAU) passiert. Ein Konflikt zwischen den Eltern der 2c und der Mathematikprofessorin ihrer Kinder eskalierte. Die Erziehungsberechtigten riefen den Unterrichtsboykott aus. Die Lehrerin ist neuerlich mit dem Antrag auf ihre Frühpensionierung konfrontiert.
Die Befürchtung, dass jetzt eine Lawine losgetreten werden könnte, ist aber unbegründet. Denn weder sind Eltern drauf und dran, in den Klassenzimmern ein diktatorisches Regiment aufzuziehen und Lehrer nach Gutdünken zu boykottieren noch ist der Anteil von Pädagogen, die den Beruf verfehlt haben oder nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind, unendlich groß.
Woran es mangelt, sind geeignete Instrumente der Konfliktregelung und gegebenenfalls der Beendigung einer Lehrerlaufbahn. Wenn die Schulbehörde eine ungeliebte Pädagogin nur dadurch loswerden kann, dass diese krankgeschrieben wird, dann ist das für beide Seiten im höchsten Maße unbefriedigend und würdelos.
Derzeit verschanzen sich Pädagogen, wenn es hart auf hart geht, hinter dem Disziplinarrecht oder hinter der Bastion Pragmatisierung. Die Eltern ihrerseits üben massiven Druck über Rechtsanwälte und Medien aus. Zwischen diesen Extremen liegt ein weites, unbeackertes Feld von Möglichkeiten, Konflikte auszutragen und frühzeitig Lösungen zu suchen.
Was die Schule braucht, ist eine faire Waffengleichheit, eine Konfliktregelung mit durchschaubaren Regeln und unabhängigen Instanzen. Die gemeinsame Basis dafür ist die Erkenntnis, dass Lehrer und Eltern in einem Boot sitzen. Der Verdacht, dass die Eltern immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen wollten, ist unbegründet. Mütter und Väter wissen sehr genau, dass die Bildung das wichtigste Kapital ihrer Kinder ist. Es hat noch keiner Schule geschadet, wenn sie im Ruf steht, dass dort viel gelernt und Leistung erbracht wird. Aber ein Freibrief für Drill und Repression ist das nicht.
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