Ilonka Lew schrieb:
>
> Ich habe längere Zeit gezögert, an dieser Diskussion teilzunehmen,
> weil ich die unter weiblicher Absenz geführte Männerdebatte für ein
> entlarvendes Meta-Szenario dafür halte, worum es im Sprachformenstreit
> inhaltlich geht: um den Ausschluss der Frauen. Die Ausschließlichkeit
> männlicher Beiträge ist kein Zufall, weil es zeigt, wo die Problemlage
> anzusiedeln ist.
Erich Wallner: Auch wenn ich dem semantischen Höhenflug ("Meta-Szenario") nicht ganz folgen kann, so habe ich doch das unbestimmte Gefühl, daß die Männerwelt dafür verantwortlich gemacht wird, daß sich bisher keine Frau an dieser Debatte beteiligt hat.
> An dem Ort
> nämlich, wo EIN Geschlecht sich das Privileg der Definitionsmacht als
> Gewohnheitsrecht vorbehalten hat.
E.W.: Was nur ist dieser ominöse Ort? Der Vordersatz ("Die Ausschließlichkeit männlicher Beiträge ...zeigt, wo die Problemlage anzusiedeln ist") läßt mich auf das Lehrerforum tippen, weil hier ja offenbar die ausschließlich männlichen Beiträge zu einem Thema im LF gemeint sind. Auch der allerletzte Satz des Postings von Frau Lew weist ganz eindeutig in diese Richtung. Ist damit das LF als Hort der Reaktion entlarvt?
> Sprachliche Regeln aufzustellen ist Ausdruck von Einfluss, den manche
> Männer den Frauen nicht zuzugestehen bereit sind. Das
> weiblich-selbstbewusste Binnen-I als sprachliche Ausdrucksform zu
> verwenden, um Frauen sicht- und denkbar zu machen, ist auch eine Form
> von Respekt gegenüber dieser biologisch-kulturellen Ausdrucksform des
> Menschen. Die Herablassung, die in seiner offenen oder verdeckten
> Verweigerung steckt, ist für die, die bereit sind dieses schmerzliche
> Gefühl zuzulassen, auch Teil jener Demütigungen, denen Frauen
> alltäglich ausgesetzt sind.
E.W.: Da hat es die Kollegin Lew dem Kollegen Davogg aber ordentlich gegeben, der Formen wie "SäuferInnen / WapplerInnen / SchleimscheißerInnen" für entbehrlich hält. Mit "offener oder verdeckter Verweigerung" kann in dieser Diskussion nur er gemeint sein, den ich bin ja gerade für ein flächendeckendes Binnen-I eingetreten.
> Sprachlogische Absurdidäten, die
> sich aus extensiver Übertreibung von Binnen-I's ergibt, entspringen
> daher auch eher einer Verweigerungshaltung, als dass sie Ausdruck
> ihrer Unanwendbarkeit in der Alltagspraxis wären.
E.W.: Und hier scheine ich mein Fett abgekriegt zu haben - auch wenn ich nicht verstanden habe, wie ausgerechnet eine Übertreibung gleichzeitig eine Verweigerung sein kann. Ich nehme an, das ist Dialektik.
Auch den zweiten Teil des Satzes habe ich nicht verstanden: Frau Lew scheint mir auszudrücken, dass "extensive Übertreibungen von Binnen-I's" "in der Alltagspraxis" NICHT UNanwendbar - also anwendbar - seien. Darin orte ich einen semantischen Widerspruch. Wenn etwas anwendbar, also funktionell, ist, dann kann es nicht gleichzeitig eine "extensive Übertreibung" sein.
Eines jedoch habe ich schon verstanden: Wenn mann GEGEN das Binnen-I eintritt, kriegt er eine/s auf die Rübe. Und wenn mann FÜR das Binnen-I auftritt, kriegt er auch eine/s übergebraten. Ich nehme an, das ist Emanzipation.
> Die aktuellen Mannheimer Studien von Stahlberg und Sczesny bestätigen
> nun wissenschaftlich den 'Ausschluss von Frauen durch die Verwendung
> rein männlicher Sprachformen'. Werden sie nicht genannt, werden sie
> auch nicht gedanklich einbezogen. Da ich denke, dass ihre Separation
> ins Abwesend-Unsichtbare weniger durch die Regeln der Sprachlogik als
> durch die Regeln der Sprachverfügungsgewalt bestimmt wird, habe ich
> mich hier zu Wort gemeldet.
E.W.: Wer heute im Teletext die Seite 101 gelesen hat (= in Jerusalem hat sich die erste Frau in die Luft gesprengt), der weiß jetzt, daß in Zukunft die Verwendung des Terminus "Selbstmordattentäter" anstatt des nunmehr korrekten "SelbstmordattentäterIn" ein Sprachverfügungsgewaltakt ist.
> Und... damit es nicht zu einem Ausschluss der Frauen durch die
> Verwendung rein männlicher SprachFOREN kommt.
>
> Ilonka Lew
>
>
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