Auch Journalisten haben von Mathematik keine Ahnung. Meine Kommentare dazwischen. -
Erich Wallner
Timo Davogg schrieb:
>
> SN 06 02 02
>
> http://www.salzburg.com/sn/02/02/06/artikel/236729.html
>
> Beamte wollen Doppelpack
>
> Neugebauer: Nachschlag 2002 und Gehaltsrunde 2003 im Herbst fällig
>
> WIEN (SN-pur).
>
> Der Herbst ist zwar noch weit weg, aber schon jetzt steht eines fest:
> Er wird für die Regierung teuer. Denn die Beamten pochen darauf, dass
> sie zum Jahreswechsel einen finanziellen "Doppelpack" erhalten.
>
[ .......... ]
>
> Grasser dürfte an die Angelegenheit nicht gerne erinnert werden, denn
> die Regierung hat sich hier selbst ausgetrickst: Um 2002 das
> angepeilte Nulldefizit zu erreichen, hat man vorerst nur einen Teil
> der Gehaltserhöhung für die Beamten wirksam werden lassen. Den Rest,
> der auf die Abgeltung der Inflation fehlt, soll es in Form einer
> Einmalzahlung zu Jahresende - sprich: mit dem Jännergehalt 2003 -
> geben. Die Masse der Gehaltserhöhung 2002 wird also erst das Budget
> 2003 belasten.
E.W.: Wenn er die Vokabel "Rest" und "Einmalzahlung" verwendet, spricht der / die VerfasserIn des SN-Artikels offenbar von einer Nachzahlung, nicht aber von einer staffelwirksamen Gehaltserhöhung. In diesem Fall hat sich die Regierung mitnichten selbst ausgetrickst - da sind wir BeamtInnen die Gelackmeierten (s.u.)
>
> Seit dieser Vereinbarung ist aber die Inflation stark gestiegen. Das
> heißt, die Regierung wäre billiger gefahren, hätte sie die
> Gehaltsrunde schon im Herbst 2000 (bei einer prognostizierten Teuerung
> von 1,6 Prozent) abgeschlossen und nicht jetzt (da die Rate auf 2,6
> Prozent geklettert ist).
E.W.: Die Vorstellung, die Regierung wäre mit gleich 1,6% Gehaltserhöhung billiger gefahren als mit 0.8% + einer einmaligen Nachzahlung auf 2.6 Prozent, verkennt vollkommen die Auswirkung einer staffelwirksamen Gehaltserhöhung. Letzere wirkt nämlich bis ans Ende des Erwerbslebens (und auch weiter in die Pension, weil diese ja in Prozent des Aktiv-Verdienstes gemessen wird), also de facto bis ans Lebensende. Ein Prozent Gehaltserhöhung mehr bedeutet für einen Junglehrer (mit noch 50 Jahren Lebenserwartung) etwa ein halbes Jahresgehalt mehr Lebensverdienstsumme (in Wirklichkeit noch mehr, weil man ja eine mittlere Gehaltsstufe zugrundelegen müßte und nicht seinen bescheidenen Anfangsgehalt). Für eine Junglehrerin ist es aufgrund der höheren Lebenserwartung noch deutlich mehr.
Demgegenüber verschwindet eine einmalige Nachzahlung in der Bedeutungslosigkeit. (Dazu vermute ich, daß wir im Falle einer solchen Einmalzahlung Anfang 2003 wahrscheinlich via Jahres-Sechstel noch zusätzlich besch... werden - was meinen die Steuer-Spezialisten des LF dazu?)
Obwohl diese Überlegungen ja nun wirklich keine höhere Mathematik darstellen, so bin ich doch davon überzeugt, daß viele KollegInnen in dieser Sache genauso ahnungslos sind wie der / die VerfasserIn des SN-Artikels. Wenn heute jemand mit einem neuen Auto (ohne Kasko) einen Totalschaden baut, dann ist das für viele ein schwerer finanzieller Schlag - in derselben Größenordnung (jedenfalls für JunglehrerInnen) liegt aber der Verlust, wenn es 2003 statt einer echten rückwirkenden Gehaltserhöhung für 2003 bloß eine Nachzahlung gibt.
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