Lieber Kollege Wittek!
Auch dieses Mal kann ich Ihnen in einigen Punkten beipflichten. Nicht einverstanden bin ich mit mit der Absolutheit Ihrer Feststellung, dass jegliche Rüstungsausgaben unnütz seien. Sie wissen so wie auch ich, dass die Rüstungsindustrie speziell in den USA ein florierender Wirtschaftszweig ist, der auch vieln Menschen Arbeit bietet. Auch mit Ihrer Kritik an der Anschaffung von Abfangjägern sollten Sie etwas praxisnäher sein. Es kann doch nicht Ihrer Vorstellung gerecht sein, dass wir den österreichischen Luftraum nicht gemäß unseres Staatsvertragens und der Verpflichtung zur Neutralität verteidigen. Oder wollen Sie den österreichischen Luftraum gegen Bezahlung von der NATO verteidigen lassen? Oder vielleicht von der neutralen Schweiz (die hätten übrigens die nötigen Kapazitäten), oder vielleicht von Tschechien, der Slowakei ,Ungarn oder Slowenien? Oder vergessen wir unseren Luftraum und damit die Neutralität? Vielleicht finden Sie noch eine andere Methode, die österreichische Tradition des Trittbrettfahrens - "im Ernstfall verteidigt uns sowieso die
NATO"- möglichst kostensparend fort zu setzen.
MfG
Josef Zwickl
----- Original Message -----
From: "Günter Wittek"
To: "Lehrerforum"
Sent: Sunday, February 03, 2002 11:04 AM
Subject: Re: LF: redlich argumentieren ...


>
>
> S.g. Koll. Wallner
>
> Ich finde es zwar schön und nett, dass Sie den Habsburgern Schönbrunn
> und
die
> Schatzkammer zurückgeben wollen (oder zumindest eine Diskussion
> darüber entfachen...), aber mir scheinen hier schon andere Prioritäten
> angebracht.
>
> Auch in der Habsburgermonarchie gab es Kriegsanleihen, mit denen man
> der Bevölkerung massiv das Geld aus der Tasche gezogen hat, und das
> war nach dem Krieg natürlich alles verloren.
>
> Ich habe jetzt nur die Zahlen der deutschen Kriegsanleihen präsent.
Demnach
> kamen die Deutschen in neun Kriegsanleihen vom September 1914 bis zum
> September 1918 auf einen Gesamtbetrag von 101.289,6 Millionen Mark.
(zitiert
> nach Walther Lotz, Die deutsche Staatsfinanzwirtschaft im Kriege,
Stuttgart/
> Berlin/Leipzig 1927, S.120)
> Ich will auch nicht verbergen, dass ich es für gut und gerecht finde,
> dass
dieses
> Geld verloren war, denn ich halte es für moralisch unanständig in
> Kriege
zu
> investieren, auch wenn sie noch so "vaterländisch" motiviert sein
> mögen,
auch
> wenn sie noch so sehr als Schutzgeldzahlung für das eigene Hab und Gut
> interpretiert werden mögen. Die Verluste müssen meines Erachtens ver-
> schmerzbar sein, damit die Menschheit endlich lernt: "Nie wieder
> Krieg!"
>
> Wenn wir den Gedanken konsequent weiterdenken, dann erkennen wir, dass
> Rüstungsausgaben in Wahrheit Kapitalvernichtung sind und daher
weitestgehend
> reduziert werden müssen. Wenn es im Interesse der Volkswirtschaft
erforderlich
> ist zu sparen, dann an vorderster Stelle bei den Rüstungsausgaben, bei
> den Abfangjägern und vielem derartigen mehr. Wir dürfen uns auch
> nicht
internationalen
> Zwängen ausliefern, um in diesem scheinheiligen "Kampf gegen den
> Terror" missbraucht werden zu können.
>
> Ich bin dafür, dass Österreich als EU-Mitglied Schadenersatzforderung
stellt
> gegen Isreal wegen Zerstörung des Flughafens von Gaza, der aus Mitteln
> der Finanzhilfe der EU errichtet worden ist. Allen Politikern von der
Denkungsart
> eines Ariel Scharon, die meinen, Frieden mit Gewalt herstellen zu
> können
und
> bestehendes Unrecht durch Völkermord lösen zu können, ist eine
> deutliche Absage zu erteilen. Es ist bezeichnend, dass diese
> Rechtsextremisten nicht gesucht werden, um sie in Den Haag vor ein
> Kriegsverbrechertribunal zu stellen, denn das hätte sich Scharon
> redlich verdient. Er ist übrigens
auch
> der Politiker, der es nun bedauert, vor 20 Jahren nicht schon fait
accomplis,
> vollendete Tatsachen geschaffen zu haben, als er in den
> Flüchtlingslagern wüten ließ. Und er wurde für diese
> Menschenrechtsverletzungen nie zur Verantwortung gezogen! In Wahrheit
> ist die Einteilung George Bushs in Schurken und Nicht-Schurken höchst
> willkürlich, im Sinne des oben Gesagten bin ich der Meinung, dass die
> massive Ausgabenerhöhung im US-Verteidigungshaushalt Grund genug wäre,
> um Bush selbst einen Schurken ganz besonderer Art zu nennen. Denn mit
> diesen Investitionen bewirkt er, dass die Armen in den USA weiterhin
> nur dahinvegitieren, die sozialen Gegensätze somit wieder größer
> werden, der Graben zwischen den Armen und den Reichen wird nochmals um
> einiges größer. Das ist nach meinem Dafürhalten eine wahrhaft
> schurkenhafte Tat eines durch Wahlmanipulation an die Macht gekommenen
> Präsidenten.
>
> Um aber nicht ausschließlich moralisch zu argumentieren, will ich
> anregen zu überlegen, ob denn alles im politischen System in Ordnung
> sein kann, wenn es ermöglicht oder begünstigt, dass Schurken leichter
> an die Macht kommen können als redliche, ehrliche Menschen.
>
> mfG
> Günter Wittek
>
>
> ----- Original Message -----
> From: Erich Wallner
> To: Günter Wittek
> Sent: Sunday, February 03, 2002 8:00 AM
> Subject: Re: LF: redlich argumentieren ...
>
>
> S.g. Kollege Wittek!
>
> Ihren Ansichten pflichte ich bei (mit Vorbehalten im letzten Absatz),
allerdings ging es
> mir um etwas anderes:
>
> Ich hätte gerne Argumente gehört, ob man gleichzeitig FÜR die
> Beibehaltung
der
> HabsburgerInnen-Gesetze und GEGEN die Benes-Dekrete sein kann - und
> wenn
ja, worin denn
> der Unterschied besteht.
>
> Persönlich sehe ich nämlich keinen - und ich glaube, daß man mit dem
> HabsburgerInnen-Beispiel am besten diverse Leute davon überzeugen
> kann,
die sonst wieder
> einmal der FPÖ auf den Leim gingen, daß es in der Geschichte so etwas
> wie
fait accomplis
> gibt, die man einfach nicht wieder aufschnüren kann. Es ist leicht,
> einem
Stammtischbruder
> / einer Stammtischschwester einzureden, daß die Behm/Innen nur
> ordentlich
bluten sollen,
> wenn sie in die EU kommen wollen* - aber die Rückgabe von Schönbrunn
> und
diverser
> sonstigen Ländereien, Immobilien und anderer Güter (Schatzkammer!) UM
> DAS
STEUERGELD
> DER FLEISSIGEN UND ANSTÄNDIGEN ÖSTERREICHER/INNEN IN ZEITEN DER BUDGET
> KONSOLIDIERUNG ist schon eine andere Sache - noch dazu, wo S.M. Karl
Habsburg sowieso
> eine Milliardärin geheiratet hat!
>
> Wie mir scheint, haben wir ÖsterreicherInnen in Sachen Enteignung
> genauso
Dreck am Stecken
> wie die TschechInnen - und da haben wir die Arisierungen noch gar
> nicht
angesprochen
> (obwohl es mich nicht wundern würde, wenn Sichrovsky Recht hätte mit
seiner Behauptung,
> die TschechInnen hätten die Entschädigung der Juden / Jüdinnen nach
> dem
Krieg
> hintertrieben).
>
> MfG Erich Wallner
>
> * VertreterInnen der Sudentendeutschen haben vor wenigen Tagen bereits
materielle
> Ansprüche gestellt - außerdem ist es in einer Welt Ed Fagans sowieso
> naiv,
sich
> einzubilden, die Sache wäre mit einer verbalen Entschuldigung abgetan.
>
>
>
>
>
> --
> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
e-mail
> an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
> Nachrichtentext.


--
Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.