ORF Science 12 02 02

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AHS-Reform: Der Stand der Diskussion

Dass die Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) reformiert werden müssen, darin sind sich alle vier Parlamentsparteien einig. Schon beim Latein endet jedoch diese Einigkeit: Derzeit sind etwa ÖVP und FPÖ für Latein als Pflichtfach, SPÖ und Grüne dagegen. Wie stehen die Parlamentsparteien zu anderen AHS-Themen?

Aktueller Schwerpunkt der Reform ist noch immer die Oberstufe der AHS - also jene vier Jahre, die die Jugendlichen direkt zur Matura führen. Hier stehe nach wie vor die Allgemeinbildung im Vordergrund, wie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) erklärt.

AHS als "Grundlage für die Persönlichkeitsentwicklung"

"Eine Allgemeinbildende Schule soll eine Grundlage für die Persönlichkeitsentwicklung und nicht in erster Linie Berufsausbildung bieten. Persönlichkeitsentwicklung, gepaart mit einem umfassenden Wissen - das ist das Ziel", so Gehrer gegenüber dem ORF-Radio. Trotzdem ist Gehrer für ein gemäßigtes Kurssystem mit mehr Wahlfächern in der 7. und 8. Klasse; das dürfe aber nicht dazu führen, dass ungeliebte Fächer wie z.B. Mathematik generell abgewählt werden können, meint die Ministerin.

SPÖ will mehr praxisorientierte Fächerwahl

Viel weiter gehen da die Sozialdemokraten: Sie sind dafür, dass die Oberstufenschüler sich ihre Fächer freier und auch praxis- beziehungsweise berufsorientierter wählen können, sagt diesbezüglich SPÖ-Bildungssprecher Dieter Antoni.

Drängen auf raschere Umsetzung der Reformen

Antoni möchte die vielen verschiedenen Schultypen an der AHS zurückgedrängt wissen zugunsten von schulautonomen Schwerpunkten. Er und die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl drängen auf raschere Umsetzung der von Gehrer angekündigten Reformen, die - so Antoni weiter- grundsätzlich in die richtige Richtung gingen.

FPÖ für Uni-ähnlichen Seminarbetrieb

Die Grünen wollen die Wahlfachmöglichkeit schon vor der siebten Klasse und die Freiheitlichen wollen in der 7. und 8, einen Uni-ähnlichen praxisorientierten Seminarbetrieb.

Wie die ÖVP sind auch sie für ein Prognose-Eignungsverfahren vor der ersten Klasse AHS, was wiederum die Grünen für zu unausgegoren halten.

Weiters will der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz bessere Übertrittmöglichkeiten von anderen Schultypen in die AHS.

Informatik ab erster Klasse AHS?

Weitgehende Zustimmung kommt dagegen zum Gehrer-Vorstoß: Informatik ab der ersten Klasse AHS. "Es ist selbstverständlich, dass diese Form des Wissenserwerbs dann in alle Fächer einfließen muss", meint die Bildungsministerin dazu.

Diskussion und Meinungsschwenks um Latein als Pflichtfach

Innerparteiliche Meinungsschwenks bestimmen die Diskussion um Latein als
AHS- Pflichtfach: ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon forderte zuerst dessen Abschaffung und erhielt dafür Applaus von SPÖ-Sprecher Dieter Antoni, der das schon lange fordert.

Im neuen Jahr war Amon dann plötzlich wieder für Latein; dafür stellte es der damalige FPÖ-Bildungssprecher Karl Schweitzer in Frage.

Der neue FPÖ-Bildungssprecher Rüdiger Schender wiederum trat vehement für die Beibehaltung des verpflichtenden Lateinunterrichts ein und erhielt dafür Tadel vom Grünen Bildungssprecher Dieter Brosz.

Gehrer will Wahlmöglichkeit schaffen

Bildungsministerin Gehrer will nun eine Wahlmöglichkeit in der dritten Klasse AHS zwischen Latein und einer zweiten, lebenden Fremdsprache verankert.

Das dabei nicht gewählte Fach steht dann ab der fünften Klasse auf dem Stundenplan. Fazit : Latein ist nicht am Ende - in einer Type des Gymnasiums bleibt es Pflichtfach.



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