----- Original Message -----
From: A.Walter Steinwender
To: lehrerforum@ccc.at
Sunday, February 17, 2002, 2:57:38 PM, koll wittek wrote:
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GW> Aber so ist das eben im schwarzblauen, heruntergewirtschafteten
GW> Österreich.
AWS > ... im rotschwarzen heruntergewirtschafteten österreich wars besser? AWS > mfg A.Walter Steinwender
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S.g. Koll. Steinwender
Es ging mir darum zu zeigen, dass es nicht so ist, wie die Postgewerk- schafter behaupten, dass eine Existenzgefährdung des Unternehmens jetzt erst - in Zukunft - eintreten könnte, sondern dass in dem Bereich, wo ich es aus persönlicher Erfahrung mitvollziehen kann, der Niedergang des Unternehmens schon voll eingesetzt hat. Ich erinnere mich daran, dass auch schon vor ein Jahren Postler bei einer Entlassungswelle auf unzumutbare Arbeitsbedingungen hingewiesen haben, aber damals war die Unterstützung für die Betroffenen, so hab ich das als Zeitungsleser wahrgenommen, bestenfalls marginal, nicht über schöne und verständnisvolle Worte hinausgehend. Meine Kritik an der Gewerkschaft lautet so, dass ein Streik nicht erst dann angebracht ist, wenn das Unternehmen schon nicht mehr existenzfähig ist und dann noch mutwillig in vielleicht noch lebensfähige Bereiche und in preiszugebende Teile zerstückelt werden soll, sondern der Arbeitskampf hätte mit aller erforderlichen Konsequenz bereits damals geführt werden müssen, als ein völlig falscher Weg eingeschlagen worden ist, zur Förderung der privaten Mitbewerber und zur Selbstaufgabe des privatisierten öffent- lichen Unternehmens. Auf der Strecke ist jetzt schon geblieben die flächendeckende Versorgung der gesamten Bevölkerung.
Ich überlege, ob es denn nicht auch bei uns möglicherweise schon zu spät ist, ob wir nicht schon so existenzbedrohend eingeschränkt worden sind, dass aus diesem öffentlichen Schulwesen vielleicht gar nichts Funktionierendes mehr hervorgehen kann und wird. Ich hoffe natürlich, dass diese Befürchtungen nicht stimmen, aber unrealistisch sind sie deswegen auch nicht.
Wenn ich im ursprünglichen Beitrag die Verantwortung der Regierung ange- sprochen habe, so deswegen, weil ich der Meinung bin, dass dann, wenn grundlegende Strukturreformen vollzogen werden (sollen oder müssen), dass dann diejenigen, die Verantwortung tragen, sicherstellen sollen, dass das neue System besser funktioniert als das bisherige System. Bevor eine Veränderung nicht unter dieser Voraussetzung umgesetzt werden kann, sollten besser funktionierende Einrichtungen nicht mutwillig zerstört werden. Ich stimme zu, dass nicht jeder Strukturwandel apriori schlecht sein muss, aber die Betroffenen müssen sich auf eine neue Situation rechtzeitig einstellen können.
Ich finde, dass wir in nächster Zeit für die Aufrechterhaltung und für die Verbesserung des öffentlichen Bildungswesens kämpfen sollen, auch unter dem Aspekt der sozialen Verpflichtung.
Doch angesichts der nicht vorhandenen Streikbereitschaft der GÖD Gewerkschaft stellt sich natürlich auch die Frage, wie wir uns zu einem völlig privatisierten Bildungssektor, der vom Staat nur mehr immer kleiner werdende Zuschüsse bekommen wird, verhalten wollen. Natürlich ist der Gedanke für mich besonders gewöhnungsbedürftig, dass den Staat das Bildungswesen überhaupt nichts mehr angehen soll, dass es völlig frei organisiert werden kann. Aber liegt darin nicht vielleicht auch eine Chance ..? Wenn unzählige Vereine zu Schulgründern und zu Schulmiterhaltern werden. Ich halte dies nicht für erstrebenswert, aber ist das nicht die Konsequenz aus dem mit der Autonomie eingeschlagenen Weg? Der Weg, den angeblich eine große Mehrheit wollte. Insofern stimmt es, dass wir jetzt mit den Auswirkungen einer rotschwarzen Schulpolitik konfrontiert werden, die sich selbst preisgegeben hat. Doch dazu fällt mir nur der Satz Erich Kästners ein, der meinte, dass Lawinen, wurden sie einmal losgetreten, nicht die Eigenschaft haben, mitten am Berghang stehen zu bleiben.
mfG
Günter Wittek
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