Lieber Roland Czernitc,

Danke für deine Mühe der Protokollführung, denn ich kann mir wohl vorstellen, dass einige von dir festgehaltene Gedanken doch auch Berücksichtigung finden sollen bei einer Diskussion über die weitere Vorgangsweise. Mich haben bei besagter Veranstaltung einige Dinge grundlegend
gestört: Wir alle kommen zusammen unter dem Motto des Abends, das da lautet "Nix geht mehr ..." - und dann fallen viele in eine Kaffeesudleserei, was im Dunstkreis der Macht (oder zwischen Frau Kobra und Frau "damit basta" - Ministerium) alles gemauschelt wird. Diesem Nebel der Schwindeligen müssten eigentlich wir unsere Perspektiven, unsere Wünsche, unsere Forderungen mit aller Deutlichkeit gegenüberstellen, aber - oh Frust, lass nach! - da kam nichts, was meinem bescheidenen Gedächtnis wert war, mir für länger als einen Moment in Erinnerung zu bleiben. Es geht um gravierende Einschnitte in unser Leben, du hast völlig richtig angeführt, dass wir jetzt schon wieder getäuscht und geprellt werden sollen, dass hier nicht mehr vom Kuchen angeblich zu holen sein soll. Als ich Junglehrer war, da sagte man uns, dass wir jetzt zwar wenig verdienen, aber auf die Lebensverdienstsumme sollen wir schaun, dann später wird die ausgleichende Gerechtigkeit kommen. Und die Nachfolger dieser Gewerkschafter sagen uns jetzt, dass es eine neue Liste gibt, was "in" ist und was "out" ist, und solch eine Differenz zwischen Anfangsbezügen und Endbezügen, unausgesprochen natürlich auch - mit späteren Pensionsanspruch, dagegen müsse man jetzt etwas tun. Da kann man drauf doch nur je nach Temperament reagierung und fragen, ob das vorsetzlicher Betrug war und ist, oder ob man Versprechungen in der Politik ohnehin grundsätzlich nicht trauen, darauf vertrauen darf und soll, dass der Beschiss eigentlich schon die Grundlage der Erwartungshaltung sein soll. ... Für mich persönlich war es erschütternd anzusehen, dass bei aller Sozialpartnerschaftsnostalgie noch weiter vorne der Gedanke steht, ob eine berechtigte Forderung überhaupt gestellt werden darf, oder ob sie nicht erst in einer Verpackung, die "in" ist, auch nur vorsichtig angedacht werden darf, um dann nicht als Schuldige dazustehen, die "Mythos Nulldefizit" ruinieren. Diese neue Verpackung heißt dann "Leistungsgerechtigkeit" statt "All inclusive" ... Wenn das nötig sein soll, dann stelle ich mir die Frage, ob das nicht auch insgeheim die stille Aufforderung zur Fortsetzung des Boykotts auf andere Weise nahelegt, nämlich konsequent all das bleiben zu lassen, wofür es nicht ausdrücklich Cash gibt. - Ob das ein vernünftiger Reformansatz ist, kann ich - in der mir eigenen Bescheidenheit - wohl nicht sagen.

Nachdenkliche Grüße
Günter Wittek


----- Original Message -----
From: Roland Czernitc
To: lehrerforum
Subject: LF: teil2-gehaltsreform 2003

teil 2
veranstaltung gehaltsreform 2003

mir schien es eklatante einschnitte bei der lebensverdienstsumme zu geben. (kann mich aber auch täuschen. genaue zahlen lagen nicht vor) für die 2000 öS btto/monat mehr fällt jedoch auch pragmatisierung und natürlich die beamtenpension.bienalsprünge waren in dieser grafik nicht zu sehen. in bestehende verträge werde nicht eingegriffen. insgesamt wurde das modell von mag. korecky beworben. es koste dem staat anfänglich ca. 1,4 mrd. öS (nehme an, dass euro nicht gemeint war) vermutlich gehört dieses modell zu den mutigen reformschritten der göd, die beim 40 mrd. (öS) einsparungspaket verhandelt wurden.

insgesamt nachdenklich machte mich, dass sich ein sozialdemokratischer göd funktionär, das wort gehaltserhöhung, ohne neues gehaltsschema, abplattung, plateus statt bienalsprünge usw. , offensichtlich nicht mehr vorstellen kann.

ein weiterer punkt "neues dienstrecht" war die einführung von hierarchischen führungsstrukturen in den schulen. mag. korecky hielt das für notwendig. in punkto inflationsausgleich 2002 war von - "mit 0,8% sind wird schon die halbe inflationsrate abgegolten" - die rede. woher diese zahl als inflationsrate kommt, weiß ich nicht. in den entscheidenden verhandlungen soll die inflationsrate eines bestimmten monats genommen werden.

insgesamt war nichts kämpferisches zu entdecken. des öfteren sollte mit anspielungen auf die kobra rieß passer stimmung gemacht werden. mag. korecky erzählte auch, dass die frühere sozialpartnerschaftliche gemütlichkeit beim verhandeln dahin sei. von streik und sonstigen maßnahmen war nur ansatzweise die rede. irgendwie ginge das nur mit dem ögb und wenn sich die lehrerInnenfraktionen einig seien. na ja, usw. bla bla halt.wer einer kobra gegenübersteht, sollte sich halt nicht wie ein kaninchen verhalten. lg roland czernitc

p.s.vielleicht können ja die kollegen vom fsg noch weitere infos besorgen.




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