Die PRESSE vom 27 02 02
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Guter Frad ist teuer
VON ANDREAS UNTERBERGER
Beamter zu sein und Zeitungen zu lesen - das rechtfertigt derzeit jede Erschwerniszulage. Zumindest für jene vielen Beamten, die fleißig, korrekt und engagiert für den Bürger arbeiten. Die tun einem bei diesen Meldungen leid. Ehrlich.
Da hat der Innenminister doch eine Kommission eingesetzt, die nach der Reihe korrupte Beamte hochgehen läßt. Bisher hat man solche ja nur in der amerikanischen Polizei geortet.
Da wird gleichzeitig bekannt, daß Beamtengewerkschafter jahrelang auf voll bezahltem Sonderurlaub sind. Wohlgemerkt: neben den ohnedies laut Gesetz freigestellten Personalvertretern. Nicht-Beamte wußten gar nicht, was Sonderurlaub ist.
Da ist vor einiger Zeit durchgesickert, daß Beamte über ihren Gehalt hinaus noch "Belohnungen" bekommen, gleichgültig ob sie etwas Belohnenswertes getan haben, außer relativ regelmäßig zum Dienst zu erscheinen.
Und während sich der Steuerzahler noch fragt, unter welcher Tuchent noch weitere Feinheiten stecken, wird Beamtengewerkschafter Herwig Frad als Präsident der Sozialversicherungen zum lebenden Werbeplakat dafür, daß man diese endlich dem Einfluß von Gewerkschaft & Co entziehen möge. Hat es Frad doch geschafft, zum Sonderurlaub bei vollem Bezug noch satte Aufwandsentschädigungen zu kassieren.
Die christlichen Gewerkschafter zeigen da mit Erfolg, daß sie eine mindestens genauso peinliche Figur abgeben und genauso die Sozialversicherung demolieren können wie die sozialdemokratischen Kollegen. Herr Frad hat schon in den vergangenen Monaten gezeigt, daß er instinktlos und überfordert ist. Bis heute hat er abgesehen vom Kassieren der Gage ja nicht einmal herausgefunden, ob sein Hauptverbands-Job nur ein nebenberuflicher wie etwa der eines Aufsichtsrats ist, den man in acht Wochenstunden erledigen kann, oder ob er da rund um die Uhr arbeiten muß.
Aber nicht nur über ihn ist zu diskutieren, sondern über die ganze Konstruktion der Zwangs-Versicherung: Sie ist teuer und ineffizient - und wird das auch bleiben, solange man glaubt, die schwierigste Management-Aufgabe im Land kann brav(ver)dienenden Sozialpartner-Funktionären überantwortet werden.
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