SZ 01 03 02
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Protest gegen Plan zum Abbau von Lehrerstellen
Von Jens Schneider
Dresden – Die Pläne des sächsischen Kultusministers Matthias Rößler (CDU) stoßen bei Verbänden und der Opposition auf heftigen Widerspruch. Rößler hatte zu Beginn dieser Woche angekündigt, dass in Sachsen bis zum Schuljahr 2008/09 etwa 7400 Stellen gekürzt werden sollen. Damit reagiert das Land auf den zu erwartenden starken Rückgang der Zahl der Schüler in den kommenden Jahren. Sie wird sich den Berechnungen zufolge an Mittelschulen, Gymnasien und Förderschulen halbieren.
Durch die Kürzungen wird etwa jede fünfte Lehrerstelle in Sachsen eingespart. Derzeit sind in dem Bundesland etwa 37000 Lehrer beschäftigt. Der Stellenabbau soll durch freie Entscheidung der Lehrer für Altersteilzeit oder für Auflösungsverträge mit zum Teil hohen Abfindungen erreicht werden. Es sollen bis zu 50000 Euro gezahlt werden.
Die Vorsitzende der sächsischen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW), Sabine Gerold, bezeichnete das Konzept als „nicht durchdacht“. Es sei trotz der zu erwartenden geringeren Zahl der Schüler nicht verantwortbar, Lehrerstellen in diesem Ausmaß abzubauen. Unter anderem hätten die Ergebnisse der Pisa-Studie zur Leistungsfähigkeit von Schülern und Schulen gezeigt, dass aus pädagogischen Gründen künftig mehr Lehrer je Schüler gebraucht würden. Ein Aktionsbündnis der Lehrer-Verbände werde sich den Plänen des Kultusministers widersetzen.
Auch das Angebot, Abfindungen zu zahlen, sieht Gerold mit Skepsis. Zwar sei es grundsätzlich richtig, dass für ein freiwilliges Ausscheiden Anreize geboten werden. Weil aber das Kultusministerium nur einem Teil der Lehrer die Abfindungen anbiete, werde dadurch „Unfrieden an den Schulen“ gestiftet. Die nach Dienstalter in der Höhe gestaffelten Abfindungen sollen nur an Lehrer gezahlt werden, die nicht älter als 55 Jahre sind. Gerold räumte zudem ein, dass die Höhe der Abfindungen angesichts der bei anderen Berufsgruppen gezahlten, geringeren Summen für Irritation sorgen könnte.
Der Steuerzahlerbund sprach von einem ungerechten „Sahnehäubchen“ für die Lehrer. Die stärkste Oppositionspartei im sächsischen Landtag, die PDS, sprach angesichts der Pläne von „Massenentlassungen à la Rößler“, die in die Sackgasse führen würden. Schon jetzt sei der Unterrichtsausfall zu hoch, es gebe zu wenig junge Lehrer an den Schulen. Nach Berechnungen der SPD können nicht mehr als 5000 Stellen verantwortbar eingespart werden.
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