LEHRER/INNENAKTIONSKOMITEE
Schulnetze Wien

P R E S S E E R K L Ä R U N G

? zum Boykott der mehrtägigen Schulveranstaltungen an Wiener AHS ? zum Arbeitskampf der LehrerInnen für die Anerkennung der Klassenvorstands-, Kustodiats- und BildungsberaterInnentätigkeit als Teil der Wochenarbeitszeit

Im September 2001 ist das Budgetbegleitgesetz (BBG) in Kraft getreten und brachte eine Arbeitszeiterhöhung und Einkommensverluste für Klassenvorstände, KustodInnen und BildungsberaterInnen. Das bedeutet für die KollegInnen weniger Zeit für Betreuungs- und Unterrichtsarbeit, die Mehrbelastung, führt zu Motivationsverlust und hat Auswirkungen auf die Qualität der Schulen.

48 Wiener AHS haben diese Verschlechterungen nicht hingenommen und beschlossen, als gewerkschaftliche Kampfmaßnahme den Boykott der mehrtägigen Schulveranstaltungen für das Schuljahr 2001/02 zu setzen. Die KollegInnen haben diese Maßnahme eigenständig und ohne Zutun der Bundessektionsleitung AHS der GÖD beschlossen und das gemeinsame Vorgehen durch regionale Vernetzung koordiniert (5 "Schulnetze" erfassen alle öffentlichen und einige private AHS in Wien, es gibt regelmäßige Treffen und einen regen Erfahrungsaustausch zwischen den Schulen). Darüber hinaus wurde der Kontakt zu den Bundesländern hergestellt, wo es ebenfalls zum Boykott an vielen Schulen kam (in OÖ, K, S, T und V).

Bilanz

? Die Maßnahme des Boykotts war zu schwach, um die Regierung zur Rücknahme des Budgetbegleitgesetzes zu bringen ? Diskussionen an den Schulen mit Eltern und SchülerInnen, Informationsveranstaltungen und Medienarbeit haben die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen an den Schulen und die Notwendigkeit, vom restriktiven Budgetkurs abzuweichen, zu einem öffentlichen Thema gemacht. ? Eltern, SchülerInnen, aber auch JournalistInnen haben den widerständigen LehrerInnen Verständnis entgegengebracht und Unterstützung bei Streikmaßnahmen zugesagt, die viele von ihnen lieber gesehen hätten als den Boykott der Schikurse, Sprachreisen und Projektwochen... ? Seit kurzem bereitet ein Verhandlungsausschuss der seit Monaten inaktiven GÖD Verhandlungen mit dem Dienstgeber vor - mit dem Ziel der Rücknahme der
KV- und Kustodiatsreglung des BBG und deren Wiedereinrechnung in die Lehrverpflichtung.

? In den nächsten Wochen wird es an den Schulen Versammlungen der LehrerInnen geben, in denen über die Ergebnisse des Boykotts resümiert, über das Auslaufen des Boykotts mit September 2002 abgestimmt und über künftige Maßnahmen beraten werden wird.

? Ebenso wird die unverminderte Bereitschaft zu effektiveren, von der Gewerkschaft zu koordinierenden Maßnahmen - wie ein- oder mehrtägige Streiks - bekräfigt werden, mit denen den LehrerInnenforderungen im Fall des Nichtzustandekommens oder Scheiterns der GÖD-geführten Verhandlungen zum Durchbruch verholfen werden kann.

Die Schulnetzwerke als von allen Beteiligten positiv bewertetes Ergebnis der Boykott-bewegung 2001/02 bieten die Gewähr dafür, dass weder die derzeitige noch die geplante Arbeitszeiterhöhung und Einkommensreduktion, noch eine sich auf verbales Protestieren und faktisches Dulden von Verschlechterungen beschränkende Gewerkschaftspolitik hinge-nommen werden. Gemeinsam sind wir stark! LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen für Sicherung und Ausbau des öffentlichen Schulwesens!

? ... Vizekanzlerin Riess-Passer hat in der Presse und in der Pressestunde das Ende der Pragmatisierung für LehrerInnen (=wesentliches Hindernis für
Privatisierung!) angekündigt. Weiters ließ sie in der Presse verlauten, dass 70% der Raschauerstudie vor der Verwirklichung der stehen. Hauptziel dieser Studie ist die Privatisierung bisher öffentlicher Dienste - darunter recht prominent die Schulen... ("Einstiegshilfe" für diese Entwicklung ist die Autonomie der Schulstandorte).

Die Wiener Schulnetzwerke / 1. März 2002 Kontakt:
karin.lingl@aon.at


--
Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.