Thomas Baumann schrieb:
>
> Fällt die Pragmatisierung, sind der Willkür diverser Lobbys Tür und
> Tor
> geöffnet; dann gehts mit fröhlichem Halali zur Lehrerhatz. Dann wird endlich
> Ruhe einkehren in diversen aufmümpfigen Lehrerkreisen, die sich da sogar
> herausnehmen gegen die Regierung zu protestieren. Unter dem Vorwand von
> Einsparungen möchte die FPÖ endlich auch im Lehrerbereich essentiell
> aufräumen. (Wieder einmal ein Schaustück für perfektes Regieren - der Schuss
> geht nach hinten los - einsparen will man, das neue Modell kostet aber
> mehr!)Ein bisschen Arbeitsplatzangst hat's in sich, da hat der Dienstgeber
> leichtes Spiel - denn Angst macht dumm. Hat die Regierung unter Mithilfe
> der Gewerkschaft durchaus bravourös erreicht, unsere Gehälter massiv zu
> beschneiden, gehts jetzt ans Eingemachte, Essentielle, Existenzielle....
> Die Abschaffung der Pragmatisierung für LehrerInnen halte ich für einen
> massiven Anschlag auf die ohnehin schwach entwickelte demokratische Realität
> der österreichischen Schule.
> Thomas Baumann
> pragmatisiert seit 1977
1. Mit aller Gewalt muß man m.E. die Pragmatisierung nicht verteidigen. Man könnte sie sich auch abkaufen lassen, wenn der Preis stimmt. So wie es jetzt angedacht wird, kann es allerdings nicht gehen - daß die Lebensverdienstsumme gleich bleibt, bloß die Anfangsgehälter erhöht werden (und dafür die Endgehälter niedriger sind - von der Pension ganz zu schweigen). Das hieße nämlich nichts anderes, als daß der Beamte unter dem Strich seine Pragmatisierung ersatzlos verliert. Wenn schon Gleichstellung mit der Privatwirtschaft - dann bitte auch bei der Gage!
Unter "Abkaufen" würde ich etwa verstehen, die Summe des Aktivbezuges mindestens um die Hälfte zu erhöhen (auch wenn sich daran nur eine ASVG-Pension anschließt). Dann wären wir immer noch unter dem Niveau von Diplomingenieuren, Diplomkaufleuten, Doktoren etc. in der Wirtschaft. (Bei meinem eigenen Maturatreffen zahlen mir meine ehemaligen Mitschüler mitleidig das Bier, wenn ich ihnen sage, daß ich [mit fast 50] 3.222,7 Euro brutto verdiene.)
2. Ohne jeglichen Kündigungsschutz wäre es allerdings für den Dienstgeber naheliegend, einen Lehrer spätestens mit 50 rauszuwerfen, weil die Gehaltskurve ja auch im neu projektierten System immer noch steigend verläuft. Ein/e Junge/r kommt da allemal billiger.
Der wesentliche Unterschied zur Privatwirtschaft ist ja bei uns, daß es praktisch keinen alternativen Dienstgeber gibt. Wer immer eine Lehrer-Ausbildung macht, erbringt eine Vorleistung (indem er sich auf eine bestimmte Tätigkeit festlegt), die es in keinem anderen Beruf gibt. Wenn es dazu kein Gegengewicht gibt, ist jeder ein potentieller beruflicher Selbstmörder, der noch eine Lehramtsprüfung macht.
Erich Wallner
--
Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.