Ich zitiere aus dem Artikel:<br>"Österreichs Pädagogen, so Krumm, seien jedoch leider wie Lungenkranke, die bedenkenlos weiterrauchen: "Es fehlt ihnen jegliche Motivation und jegliches Korrektiv. Deshalb rechtfertigt ein Gutteil seine Injurien vor dem eigenen Gewissen als Kavaliersdelikt.""<br><br>Eine solche Verallgemeinerung, wo sonst im Artikel sehr treffend mit 89 % und anderen realisierbaren Angaben argumentiert wird, spricht natürlich einer zielführenden Aufarbeitung Hohn.: "Österreichs Pädagogen", "ihnen (allen)", "jegliche Motivation" und "jegliches Korrektiv". Selbstverständlich verurteile ich alle diese Übergriffe. Naturlich weiß ich aber auch, dass sehr wohl solche Übergriffe Tadel (im Dienstgespräch und<br>öffentlich) und schwerere Konsequenzen erfahren. Ergänzungsstudie fehlt: Wo wurde solches Fehlverhalten und wie geahndet? <br>N. Häfele, AHS-Direktor<br><br><br><br>> -----Ursprüngliche Nachricht-----<br>> Von:	Erich Themmel [SMTP:erich.themmel@aon.at]<br>> Gesendet am:	Freitag, 15. März 2002 17:09<br>> An:	Lehrerforum<br>> Betreff:	LF:  Pädagogischer Psychoterror, Teil 2<br>> <br>> * Doch weitaus schwerwiegender als die Langzeitfolgen sind laut Volker <br>> Krumms Repräsentativumfrage die unmittelbaren Auswirkungen der <br>> pädagogischen<br>> Wortgewitter: 89 Prozent der gemobbten Eleven reagierten mit Zorn und <br>> Wut gegen den betreffenden Lehrer, siebzig Prozent hingegen mit <br>> Niedergeschlagenheit und Trauer sowie sechzig Prozent mit Angst. Sogar <br>> psychosomatische Beschwerden wie Konzentrationsprobleme (53 Prozent <br>> der Gekränkten), Schlafstörungen (22 Prozent), Übelkeit (achtzehn <br>> Prozent) oder Kopfschmerzen (zwölf Prozent) verleihen dem von <br>> Behördenseite bislang stets<br>> wortreich heruntergespielten Klassenkampf im Klassenzimmer eine ungeahnte<br>> neue Dramatik.<br>> <br>> <br>> * Überaus bemerkenswert ist auch die Reaktion der meisten Schüler, die <br>> mit den althergebrachten Klischees von den kleinen, kaum <br>> kontrollierbaren Revoluzzern gründlich aufräumt. <br>> Erziehungswissenschaftler Volker Krumm: "Von der vielzitierten <br>> Aufmüpfigkeit der sogenannten Problemschüler kann überhaupt keine Rede <br>> sein." Die überwältigende Mehrheit der Kränkungsopfer würde ganz <br>> einfach resignieren. "Ich habe nichts unternommen, weil es ohnedies <br>> nichts genützt hätte", lautet der Grundtenor von 63 Prozent der <br>> beleidigten Schüler. Gymnasiastin Julia, die nach Kritik an den <br>> Unterrichtsmethoden ihrer Französischlehrerin die Schule wechseln <br>> mußte: "Ich war die Ausnahme, die aufgemuckt hat. Von da an wurde ich <br>> von ihr wegen jeder Kleinigkeit zum Direktor zitiert." - "Ich bin <br>> einsachtzig groß und kann dich aufspießen wie einen Schmetterling", <br>> habe die Sprachpädagogin Julia gedroht. Mit Erfolg: Wenige Tage darauf <br>> nämlich ist der Schmetterling<br>> von den Eltern in eine andere Schule transferiert worden.<br>> <br>> <br>> * Hoffnungslos übertreibende ehemalige Schüler, die sich nach der <br>> Matura mit aufgebauschten Erlebnissen brüsten wollen? Wohl kaum: Was <br>> der Krumm-Studie nämlich zusätzliche Brisanz verleiht, ist eine <br>> Umfrage unter 340 österreichischen Lehrern aller Schultypen, die im <br>> Rahmen von Einzelgesprächen mit den Auswertungen des Schülerreports <br>> konfrontiert wurden. Die überraschendsten Ergebnisse: 89 Prozent <br>> halten die vorgelegten Fallbeispiele für "fast immer" oder zumindest <br>> "eher wahrMerkwürdige Reaktion. Ja mehr noch: 61 Prozent halten die <br>> gebündelten Vorwürfe der Schüler für durchaus berechtigt - ihnen <br>> erscheint das angeprangerte Verhalten der Kollegen als "unannehmbar" <br>> oder sogar "völlig unannehmbar". Universitätsprofessor Krumm: "Das <br>> zeigt, daß unter den Lehrern im Prinzip Einigkeit über ihr pädagogisch <br>> inakzeptables Verhalten herrscht." Österreichs Pädagogen, so Krumm, <br>> seien jedoch leider wie Lungenkranke, die bedenkenlos weiterrauchen: <br>> "Es fehlt ihnen jegliche Motivation und jegliches<br>> Korrektiv. Deshalb rechtfertigt ein Gutteil seine Injurien vor dem eigenen<br>> Gewissen als Kavaliersdelikt."<br>> <br>> <br>> Sandra Sturmberger, Hauptschullehrerin in Wien-Simmering, bestätigt: <br>> "Man hat eben oft keinen Ansporn und bekommt außerdem zuwenig <br>> Anerkennung - natürlich sind vor diesem Hintergrund viele Kollegen <br>> gründlich frustriert und resignieren."<br>> <br>> <br>> Was aber macht lethargische Pädagogen im Unterricht mitunter zu <br>> verbalen Amokläufern? Wie Experten einhellig bestätigen, verschärft <br>> sich auch hinter den schalldichten Türen der österreichischen <br>> Konferenzzimmer der Umgangston - eine Klimaverschärfung, die teils <br>> unbewußt in die Klassenzimmer<br>> parallelverschoben wird. Volksschullehrerin Camilla Siuda:<br>> "Pragmatisierung<br>> hin oder her - auf den Lehrern lastet ein immer größerer Konkurrenzdruck,<br>> weil von Jahr zu Jahr weniger gebraucht werden."<br>> <br>> <br>> Die Pädagogin wiegt noch jedes Wort sorgfältig ab. In der Wiener <br>> Volksanwaltschaft jedoch formuliert man die Frustverschiebung vieler <br>> heimischer Lehrer längst um eine Spur drastischer. "Die <br>> Konferenzzimmer entwickeln sich immer mehr zum Hort der Intrige" <br>> (FP-Volksanwalt Ewald Stadler, für Schulbeschwerden zuständig).<br>> <br>> <br>> Intrigenschmiede konferenzzimmer. Auf dem Schreibtisch von Stadler <br>> landeten allein in den letzten sieben Monaten nicht weniger als <br>> dreihundert Beschwerden von Lehrern und über Lehrer: "Ich habe den <br>> Eindruck gewonnen, daß in Österreichs Lehrerschaft noch viel mehr und <br>> viel intensiver als in den erfolgsorientiertesten Wirtschaftsbetrieben <br>> gemobbt wird."<br>> <br>> <br>> Die Fälle sind vielschichtig: Von der erfolgreichen Wiener <br>> Volksschuldirektorin, der die lieben Kollegen die Veruntreuung der <br>> Schulgemeinschaftskasse unterstellen, vom Linzer Philosophieprofessor, <br>> der vom Direktor geschnitten wird, weil er den Schulleiter nicht <br>> ordnungsgemäß grüßt, bis hin zu einer Salzburger Mathematiklehrerin, <br>> deren Unterricht mit Erlaubnis von Direktion und Landesschulrat <br>> bestreikt wird.<br>> <br>> <br>> Der wachsende Konkurrenzkampf untern den Paukern habe primär damit zu <br>> tun, daß Direktoren nur noch auf einen Zeitraum von fünf Jahren <br>> bestellt würden, wodurch sich ein Gutteil aller aufstiegswilligen <br>> Pädagogen in permanentem Wahlkampf befinde, analysiert Volksanwalt <br>> Stadler. Wer im Konferenzzimmer erfolgreich intrigiere, für den sei <br>> Mobbing im Klassenzimmer nicht mehr als<br>> eine Aufwärmübung, meint Stadler.<br>> <br>> <br>> Das Fazit von Erziehungswissenschaftler und Studienautor Krumm:<br>> <br>> "Wenn das alles nicht so furchtbar traurig wäre, dann könnte man <br>> wenigstens sagen, die Schüler lernen durch das Verhalten ihrer <br>> Leitfiguren endlich was<br>> fürs Leben."<br>> <br>> <br>> Die Liste der Schülerleiden<br>> <br>> <br>> 78 Prozent aller Schüler wurden mindestens einmal von Lehrern <br>> gekränkt.<br>> <br>> 81 Prozent der Gekränkten empfanden das Fehlverhalten als mittel- bis <br>> äußerst schwer.<br>> <br>> 61 Prozent bedrückt die Kränkung sogar noch nach Abschluß der <br>> Schullaufbahn.<br>> <br>> 22 Prozent litten infolge der Kränkung an Schlafstörungen, 18 Prozent <br>> an Übelkeit.<br>> <br>> 63 Prozent haben trotz Kränkung nichts unternommen, "weil es nichts <br>> genützt hätte".<br>> <br>> <br>> Bild: Lehrerin Camilla Siuda: "Unter den Pädagogen entsteht enormer<br>> <br>> Konkurrenzdruck."<br>> <br>> Bild: Studienautor Krumm: "Inakzeptables Verhalten von Lehrern ist<br>> <br>> genauso schlimm wie Mobbing in der Arbeitswelt."<br>> <br>> Bild: Lehrerin Sandra Sturmberger: "Man hat keinen Ansporn und<br>> <br>> bekommt zuwenig Anerkennung viele Kollegen sind frustriert<br>> <br>> und resignieren."<br>> <br>> Bild: Julia, 17, Wien: "Meine Französischlehrerin wollte durch<br>> <br>> Einschüchterungen Autorität aufbauen das hat mich so<br>> <br>> aggressiv gemacht, daß ich vor ihren Augen mein Heft zerrissen<br>> <br>> habe."<br>> <br>> Bild: Marko, 17, Salzburg: "Unsere Musikprofessorin bezeichnete<br>> <br>> Schüler als Nervensägen, Nußbäume oder italienische Esel als<br>> <br>> schließlich der Landesschulrat kam, hielt sie eine<br>> <br>> Musterstunde."<br>> <br>> Bild: Rebecca, 18, Linz: "Der Deutschprofessor hat ausländische<br>> <br>> Schülerinnen beschimpft und mit seinem Schlüsselbund beworfen.<br>> <br>> Andere hat er ganz einfach im Turnkabinett eingesperrt."<br>> <br>> <br>> --<br>> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) <br>> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein <br>> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im<br>> Nachrichtentext.<br>--<br>Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.<br>