S.g. Kollege Friebel!

Erfreulicherweise ist also die Sach-Diskussion im LF noch nicht ganz ausgestorben. Meine Anmerkungen gleich dazwischen:


Peter Friebel schrieb:
>
> Liebe Kolleginnen und Kollegen!
>
> In mehreren LF-Mails wurde zuletzt die Frage angesprochen, ob bei der
> Oberstufenreform die Typen beibehalten werden sollen oder nicht.
> Bekanntlich hat sich die FCG für eine Beibehaltung der bestehenden
> Typen (Gymnasium, Realgymnasium, wirtschaftskundliches Realgymnasium,
> Oberstufenrealgymnasium) bei gleichzeitiger Schaffung eines breiten
> Spielraums für die Schulautonomie ausgesprochen, wobei dieser
> Spielraum deutlich größer sein soll als in der Unterstufe.
>
> Der Hauptgrund, warum die Typen beibehalten werden sollen, ist m.E.
> folgender:
>
> Falls wir z.B. die derzeitigen Typen durch ein Modell ersetzen würden,
> bei dem zunächst jeder Gegenstand, insbesondere natürlich jene, die
> bisher typenbildend waren, arg gekürzt wird

E.W.: Halten Sie es tatsächlich für möglich, daß z.B. Französisch im Neusprachlichen Gymnasium auf 2 Wochenstunden gekürzt wird (nicht aber im BORG, weil es dort nicht typenbildend ist)? Oder vice versa Mathematik im Realgymnasium? - Ich kann mir an der AHS zweistündige Schularbeitsfächer nicht vorstellen, obwohl es sowas natürlich an BHS gibt.

> und die dadurch frei
> werdenden Wochenstunden autonom zu vergeben wären, würde wohl an
> vielen Schulen ein Kampf um die Werteinheiten ausbrechen, bei dem die
> stärkste Lobby "Sieger" bliebe.

E.W.: Sobald es was zu verteilen gibt, bricht der Kampf sowieso aus - egal, wie das Modell beschaffen ist. Der Aasgeruch zieht auf jeden Fall die Geier an.

> Außerdem kann es durchaus vorkommen, dass sich der SGA nicht einigt.
> Für Entscheidungen im Rahmen der Schulautonomie brauchen wir nämlich
> die 2/3-Mehrheit in jeder Kurie.

E.W.: Korrigieren Sie mich, wenn ich irre - aber nach meinem Wissensstand ist für Stundendotationen der SGA gerade NICHT zuständig. Man kann auch nicht einmal über den Umweg der Lehrpläne argumentieren (für die der SGA tatsächlich zuständig ist), weil das Beispiel der Reduktion der Englischstunden von 5 auf 4 in der 1. Klasse AHS vor einigen Jahren bei GLEICHBLEIBENDEM Lehrplan bewiesen hat, daß es zwischen Lehrplan und Stundendotation keinen prinzipiellen Zusammenhang gibt.

> Eine Änderung dieser Bestimmung sollten wir
> uns nicht wünschen, denn sonst könnten die Eltern und Schüler die
> Lehrer auch in Fragen überstimmen, für die eindeutig wir Lehrer die
> Experten sind (z.B. schulautonome Lehrpläne). Wer entscheidet dann,
> wenn sich der SGA nicht einigt, wofür die autonom zu verteilenden
> Stunden verwendet werden? Der Direktor? Der LSR? Das sind alles
> Szenarien, die ich mir nicht wünsche. Und ein bisschen sollten wir
> auch an das nächste Sparpaket denken, das bestimmt kommen wird,
> unabhängig davon, wer an der Regierung ist. Wenn ein großer Teil der
> Stunden keinem bestimmten Gegenstand zugeordnet ist, könnte leicht
> jemand auf die Idee kommen, diese Stunden seien nicht wirklich
> notwendig und könnten gekürzt werden. Wir würden uns dann zu Recht
> über Bildungsabbau und Arbeitsplatzvernichtung empören, hätten aber
> sicher Probleme, unseren Standpunkt in den Medien so zu argumentieren,
> dass ihn die breite Öffentlichkeit versteht.

> Wenn wir hingegen, wie es die FCG vorgeschlagen hat, die Typen
> beibehalten und breite Spielräume schaffen, Stunden autonom zu
> verschieben, vermeiden wir die Nachteile des obigen Modells:

E.W.: "You can't have your cake and eat it": Einerseits wollen Sie den Gegenständen keine Stunden wegnehmen, andererseits wollen Sie "breite Spielräume schaffen" - die Quadratur des Kreises?

> An jeder Schule wird über jene Änderungen diskutiert, die den
> Betroffenen sinnvoll erscheinen. Der Spielraum dafür soll ziemlich
> groß sein, damit sowohl jene Modelle, die sich bis jetzt in
> Schulversuchen bewährt haben, als auch neue Modelle möglich sind.
> Manche Schulen werden autonom mehr ändern wollen, andere weniger.

E.W.: Siehe oben - woher wollen Sie die Manövriermasse nehmen - noch dazu, ohne daß Verteilungskämpfe ausbrechen, die Sie beim FCG-Modell offenbar nicht befürchten? Wollen Sie nur die Wahlpflichtfächer umverteilen? Das sind im Neusprachlichen Gymnasium läppische SECHS Stunden in der gesamten Oberstufe!

> Falls man sich im SGA nicht einigen kann, bleibt die Stundentafel so,
> wie sie derzeit im Lehrplan steht;

E.W.: Das stimmte nur dann, wenn Sie davon ausgehen, daß die Wahlpflichtfächer bleiben - ist das schon eine ausgemachte Sache?

> jedenfalls entscheidet dann nicht
> irgendjemand über die Köpfe des SGA und somit auch der Lehrer hinweg.
> Falls irgendjemand Geld sparen will, indem er unsere Stunden kürzt,
> kann er nicht einfach einen Pool von frei verteilbaren Stunden (die
> man in der Öffentlichkeit leicht als nicht unbedingt nötige Stunden
> hinstellen
> könnte) kürzen, sondern muss sagen, welche Gegenstände er kürzen will.
> Dagegen kann man dann von unserer Seite viel leichter argumentieren.

E.W.: Für die Sparvariante mittels Stundenkürzung sehe ich keinen Anhaltspunkt, hat doch ein AHS-Schüler jetzt schon weniger Stunden als ein BHS-Schüler.

> Wichtig erscheint mir zu betonen, dass die meisten Modelle, die bei
> Abschaffung der Typen möglich wären, auch bei Beibehaltung der Typen
> durch autonome Verschiebung der Stunden möglich sind. Die Typen
> erscheinen mir aber als Schwerpunktsetzungen (z.B. sprachlicher
> Schwerpunkt, mathematisch-naturwissenschaftlicher Schwerpunkt, ...
> [Aufzählung natürlich nicht vollständig]) durchaus sinnvoll.

E.W.: Was heißt das z.B. für einen sportlichen Schwerpunkt? Wo gehört der Ihrer Meinung nach hin? Und wenn er aus allen vier Gymnasialtypen erwachsen kann - was bleibt dann vom Konzept der Typen noch übrig?

> Außerdem darf die Oberstufenreform nicht auf eine Strukturreform
> (Typen,
> Stundentafel) beschränkt werden, sondern es muss auch Inhaltliches
> diskutiert werden. Der derzeit gültige allgemeine Teil des Lehrplans
> wurde für die Unterstufe und die Hauptschule, also für eine andere
> Altersgruppe geschrieben, gilt aber auch für die Oberstufe. Da werden
> sicherlich Ergänzungen notwendig sein, um der Oberstufe gerecht zu
> werden - von Vorbereitung auf ein Universitätsstudium merkt man derzeit
> im allgemeinen Teil des Lehrplans nicht viel.

E.W.: Angesichts des Booms der Fachhochschulen scheint mir die klassische akademische Studienfähigkeit immer weniger wichtig zu sein - außerdem halt ich die sowieso für eine Schimäre. Soviel ich weiß, scheitern die meisten Drop-outs an der Uni nicht an mangelnder Vorbereitung seitens der Mittelschule, sondern an ganz anderen Dingen.
Unbedingt erforderlich ist aber eine verstärkte Computerausbildung - zwei Stunden in der 5. Klasse mit Schülern, denen man als erstes einmal das Zehnfingersystem auf der Tastatur beibringen muß, ist ein Witz!

> Zugleich müssen die Ideen
> des Lehrplans 2000 auch in die Fachlehrpläne der Oberstufe Eingang
> finden.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Peter Friebel
>
> --
> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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