Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Timo Davogg schrieb:
> ...
> 1) Eine Oberstufenreform, die diesen Namen verdient, muss
> organisatorische, inhaltliche Neuerungen sowie Änderungen im Bereich
> der Matura beinhalten.

Da stimme ich voll zu.

> 2) Wenn die FCG unbedingt die 4 Typen beibehalten will, dann wird
> nomenklaturisch wohl alles so bleiben wie es ist. Es könnte dann
> allerdings vorkommen, dass SchülerInnen eines Neusprachlichen
> Gymnasiums, die etwa einen Schwerpunktzweig Naturwissenschaften und
> Neue Technologien besuchen, wesentlich weniger Sprachenunterricht
> (sowohl Sprachenanzahl- als auch
> stundenmäßig) absolvieren als etwa SchülerInnen eines RG mit
> sprachlich-kreativem Zweig. Dann muss man halt damit leben, dass "in D'arbo
> zwar D'arbo draufsteht, aber nicht unbedingt drinnen ist". Cui bono?

Ich sehe keinen Grund, warum man den Schwerpunkt Naturwissenschaften und Neue Technologien als Realgymnasium und den sprachlich-kreativen Schwerpunkt las Gymnasium "verkaufen" sollte. Natürlich gehört es umgekehrt gemacht, dann gibt es auch keinen Etikettenschwindel.

> 3) Schwerpunktsetzung heißt ja, dass nicht, um bei dem oben genannten
> Beispiel zu bleiben, eine ganze RG- oder G - Oberstufe entweder auf
> Naturwissenschaften -neue Technologien ausgerichtet ist oder eben nur
> sprachlich-kreativ oder nur altphilologisch-geschichtlichen oder oder
> oder. Eine AHS mit drei Oberstufenklassen könnte sich überlegen, zwei
> (durchaus auch komplementäre) Schwerpunktzweige mit AHS-Fundamentum
> (was das ist, müsste man diskutieren) und intensiver zweigspezivischer
> Orientierung sowie einen Klassenzug "wie gehabt" anzubieten. In einem
> derartigen Fall hielten sich dann wohl auch die "Verteilungskämpfe" im
> Rahmen.

Selbstverständlich. Die unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen sind dann eben unterschiedliche Schultypen. Es sagt ja niemand, dass eine Schule, die mehrere Parallelklassen hat, nicht auch mehrere Typen anbieten kann. (Man kann sogar innerhalb einer Klasse mehrere Typen führen, nur muss man dann irgendeine Möglichkeit finden, wie man mit den leider viel zu knappen Werteinheiten auskommt.)

> 4) Wenn sich organisatorisch etwas ändern muss, so muss sich auch
> inhaltlich-didaktisch etwas ändern. Wir werden nicht umhin kommen,
> kollegiale Zusammenarbeit und unterrichtliche Teamarbeit zu forcieren.
> Das wird's nicht spielen, wenn dafür nicht Werteinheiten zur Verfügung
> gestellt werden. Und hier sehe ich, ohne schwarzmalen zu wollen, auch
> ein gewerkschaftliches Problem: ich lese auch hier im Forum nichts
> über Initiativen, die zeigen, dass sich unsere Vertreter dieser
> Problematik bewusst sind und sich - sollten nicht nur fesche
> Ettiketten, sondern wirkliche inhaltliche und qualitative
> Verbesserungen gewünscht sein - für Rahmenbedingungen (Werteinheiten
> für Arbeit in Steuergruppen, Evaluationstätigkeit, kollegiale Vor- und
> Nachbereitung etc) einsetzen, die dem zusätzlichen Engagement, der
> zusätzlichen Arbeit auch Rechnung tragen.

Auch hier stimme ich Ihnen zu. Als sich die Gewerkschaft zuletzt beim Lehrplan 2000 massiv dafür eingesetzt hat, dass die ursprünglich vorgesehene Mehrarbeit (Bildung eines Schulprofils, Team- Besprechungen
etc.) auch bezahlt werden muss, hat es das Ministerium vorgezogen, jene Passagen, die die Mehrarbeit verlangt hätten, aus der Verordnung herauszunehmen.

> 5) Wenn die Oberstufe reformiert wird, muss sich auch die Art der
> Schlussprüfung ändern. Wenn etwa Deutsch oder Mathematik auf ein
> Fundamentum reduziert werden können von SchülerInnen, die sich dafür
> in anderen Bereichen überdurchschnittlich bilden, wenn neue
> Technologien gelehrt und gelernt und damit auch angewendet werden
> sollen, dann hat die Matura so, wie wir sie jetzt kennen, ausgedient.

Auch bei der Reifeprüfung wird es natürlich Änderungen geben müssen, wobei man auch hier m.E. vieles in die Autonomie der Schule verlagern sollte. Wenn die Schule einen Schwerpunkt autonom gestaltet, muss auch die Schule bestimmen können, wie die Reifeprüfung diesem Schwerpunkt am besten gerecht wird.

> Zum Schluss: ich fürchte, vieles, was hier sinnvoll diskutiert wird,
> schreiben wir für den virtuellen Papierkorb, denn es wird keine
> Änderung der gymnasialen Oberstufe geben, die die Bezeichnung "Reform"
> verdient. Über den Verordnungsweg (da müssen sich die
> Parlamentsparteien dann nicht auf einen 2/3-mehrheitlichen
> Gesetzesbeschluss einigen) wird den Schulen die Möglichkeit einer
> autonomen Gestaltung der Stundentafel gegeben werden mit der Auflage,
> dass (typenbildende) Schularbeitsgegenstände nicht unter 3 Stunden,
> 2-Stunden-Gegenstände überhaupt nicht gekürzt und kein Gegenstand
> völlig abgewählt werden kann.

Ich hoffe doch, dass sich die Regierung mit der SPÖ über die Reform einigen kann und somit die für eine echte Reform nötige 2/3-Mehrheit im Nationalrat erreicht wird. Eine Reform, bei der die Schüler einfach beliebige Gegenstände abwählen können, wünsche ich mir allerdings nicht. Das hat sich schon in Deutschland nicht bewährt.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel

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