Lieber Kollege Quin!
Es ist schon verwunderlich und befremdend zugleich, mit welcher Arroganz und Selbstgefälligkeit Sie hier auftreten.
Sie erfahren hier im Lehrerforum von Koll Sutterlütti am 4.März die Berechnungen, wie schlecht uns die GÖD seit 1994 vertreten hat, und 20 Tage später tun Sie so, als hätten Sie es eben erst jetzt erfahren. Das ist pure Verhöhnung!
Weiters tun Sie so - ich kann nicht annehmen, dass Sie es wirklich nicht wissen - als wäre es Vorstandsangelegenheit der UBG zu irgendwelchen Stellvertreter-Aktionen zu schreiten. Sie wettern gegen die Basisdemokratie der UBG und glauben dann vielleicht ernsthaft, dass die Mitglieder nichts mitzureden hätten. Ich nehme an, die Mitglieder werden die weitere Vorgangsweise zu entscheiden haben. Und gerade dies ist der grundlegende Unterschied zur GÖD. Dort gibt es keine Mitbestimmungs- oder Mitwirkungsrechte, dort beschränkt sich Mitgliedschaft auf Mitgliedsbeitrag zahlen. Und es ist in Wahrheit doch ihre Angst, die Kollegen könnten sehen, dass es auch anders geht als über die Köpfe der Betroffenen hinweg.
Ihr allerletztes Argument, mit dem Sie die Mitglieder bei der Stange zu halten suchen, ist: "die GÖD ist der EINZIGE Verhandlungspartner, den unser Arbeitgeber akzeptiert." Ja, um Himmels Willen, darf sich denn der Arbeitgeber aussuchen, wer unsere Interessen vertritt. Werden die Gewerkschaftsfunktionäre von der Regierung eingesetzt? Ist das ihr Bild von "funktionierender Gewerkschaft"?
Wir sind seit einigen Jahren bei der EU. Schauen wir doch über die Grenzen und registrieren wir, dass es in vielen Ländern Richtungs- gewerkschaften gibt, viele Gewerkschaften nebeneinander, und es ist europäische Realität, dass dies in vielen Ländern besser funktioniert als in Österreich. Der "blaue" Regierungspartner hat die Sozialpartner- schaft, das Modell Österreich ruiniert, also seien wir keine Nostalgiker und orientieren wir uns neu. Der Blick nach Italien dürfte doch genügen, um auch Ihnen zu zeigen, wie es auch bei uns gehen könnte.
Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass die Gewerkschaftsgründung der UBG nur der Anfang war, ich hingegen bin kreativ genug um mir vorstellen zu können, dass es bald drei, vier oder fünf Lehrergewerk- schaften geben wird. Konkurrenz belebt und sprengt "verkorkste" Strukturen.
Wer zu spät kommt, den bestraft ... (Michail G.)
mkG
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Eckehard Quin
To: Lehrerforum
Sent: Sunday, March 24, 2002 4:04 PM
Subject: LF: Re: für wen ist gewerkschaft da?
Lieber Kollege Muther!
Ich habe die von Ihnen genannten Zahlen nicht nachgeprüft, aber gehen wir einmal davon aus, dass sie stimmen. Mich würde interessieren, zu welchen konkreten Handlungen die UBG aufgrund dieser Zahlen schreitet.
Meine Meinung zu diesen Zahlen: Der öffentliche Dienst (und dort v.a. die Akademiker) hat in den letzten Jahren, gleichgültig unter welcher Regierung, viel zur Budgetkonsolidierung beitragen müssen. Das ist höchst unerfreulich und in meinen Augen auch höchst ungerecht. Deshalb z.B. haben alle Akademikersektionen in der GÖD auch im Oktober 2000 GEGEN das Gehaltsabkommen mit unserem Arbeitgeber gestimmt. Eine Mehrheit war dafür, und das ist in einer Demokratie nun einmal zu akzeptieren. Der Schluss, den ich daraus ziehe: Die GÖD stärken und in ihr noch aktiver für unsere Anliegen eintreten. Auch wenn die GÖD bei weitem nicht alle ihre Anliegen umsetzen kann, sie ist der EINZIGE Verhandlungspartner, den unser Arbeitgeber akzeptiert.
Mit kollegialen Grüßen
Eckehard Quin
----- Original Message -----
From: Ekkehard Muther
To: Lehrerforum
Sent: Saturday, March 23, 2002 1:45 PM
Subject: LF: für wen ist gewerkschaft da?
Ich mache einen allerletzten Versuch, die FCG - im besonderen Herrn Quin - zur inhaltlichen Diskussion zu bewegen und ersuche um Stellungnahmen: 1. Entspricht es den Tatsachen, dass der öffentliche Dienst heute 25% mehr verdienen würde, wenn wir seit 1994 jährlich Inflationsabgeltung
+ 1/3 des Produktivitätswachstums bekommen hätten?
2. Ist unsere Rechnung richtig, dass wir heute 12% mehr verdienen würden, wenn unsere Gehälter seit 1994 im selben Ausmaß erhöht worden wären wie die Kollektivlöhne der Privatangestellten? 3. Entspricht es den Tatsachen, dass die Nettogehälter - ohne Zulagen und Überstunden - heute in derselben Gehaltsstufe 5-7% unter dem Niveau von 1994 sind? 4. Warum musste eine unabhängige Gewerkschaft gegründet werden, damit man dies alles erfährt? Warum hat nicht die GÖD den Kampf für die entsprchenden Erhöhungen organisiert? Vielleicht fällt Ihnen doch noch etwas dazu ein, Herr Kollege Quin. Ekkehard Muther
PS: Vermeintlichen Kritikpunkte, die man meint, aus bruchstückhaft zitierten Interna der Bildungsgewerkschaft herauszulesen zu sollen, sind nicht das Thema, das den LehrerInnen unter den Nägeln brennt, sondern höchstens für einige FCG-Parteisoldaten interessant.
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