Lieber Kollege Wallner!
Ich fürchte, ich bin missverstanden worden:
Erich Wallner schrieb:
> ...
> Koll. Friebels Einwand sieht auf den ersten Blick plausibel aus,
> allerdings beraubt er die ORG's der Gestaltungsmöglichkeiten in
> Richtung Sprachen und Naturwissenschaften, weil sie dann "in fremden
> Revieren wildern" würden. (De facto ist das jetzt auch schon der Fall
> - der ORG-Zweig mit Darstellender Geometrie wird meines Wissens kaum
> irgendwo geführt.) Was heißt das aber umgekehrt? Darf ein Gymnasium,
> RG oder Wiku zwar in der Unterstufe einen BE- oder ME-Schwerpunkt
> bilden, den aber vielleicht nicht mehr in die Oberstufe überleiten,
> weil man dort den ORG's in die Quere käme? Wenn man aber in die
> Oberstufe überleiten darf, wo bleibt dann die von Koll. Friebel (bzw.
> der FCG) gewünschte Typenreinheit? Oder sollen vielleicht in der
> Unterstufe ME- und BE-Schwerpunkte überhaupt verboten werden, um den
> ORG's dann später nicht das Wasser abzugraben?
Selbstverständlich sollen auch die ORGs Gestaltungsmöglichkeiten in die von Ihnen angeführten Richtungen (Sprachen und Naturwissenschaften) und auch in andere Richtungen haben. Den Schultyp ORG mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt gibt es auch jetzt schon, natürlich muss es auch dort Spielräume für die Schulautonomie geben. Auch ein sprachlicher Schwerpunkt erscheint mir in einem ORG möglich, wenn man ihn neben einem bestehenden Schwerpunkt unterbringt. Allerdings kann ein sprachlicher Schwerpunkt in einem ORG wohl nicht so ausgeprägt sein wie in einem Gymnasium, denn im Gymnasium haben alle Schüler ab der 3. Klasse entweder Latein oder eine zweite lebende Fremdsprache - ein Vorsprung, der wohl für eine reine Oberstufenform nicht so leicht aufzuholen sein wird.
Die Formulierung "in fremden Revieren wildern" stammt nicht von mir und entspricht auch nicht meinen Intentionen. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass eine Schule einen anderen Schwerpunkt als bisher anbietet (und gleichzeitig natürlich die Bezeichnung ihres Typs entsprechend
ändert) oder ihren bestehenden Schwerpunkt sinnvoll modifiziert. Wenn ich für die Erhaltung der Typen eintrete, meine ich damit, dass Schwerpunkte, die sich bewährt haben, auch weiterhin einen Platz im österreichischen Schulwesen haben sollen.
In diesem Sinn soll natürlich auch ein Gymnasium, Realgymnasium oder Wiku etwa den BE- und/oder ME-Unterricht verstärken dürfen, wenn sie das wollen. Allerdings soll dabei das Gymnasium trotzdem ab der 3. Klasse Latein oder eine zweite lebende Fremdsprache anbieten (wobei mir persönlich Latein lieber wäre, aber wenn man sich an der Schule auf etwas anderes einigt, ist das auch zur Kenntnis zu nehmen), und ein Realgymnasium darf wohl den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich nicht so stark kürzen, dass es kein Realgymnasium mehr ist. Zum Wiku möchte ich nicht viel sagen, weil ich davon zu wenig verstehe (ein Gymnasium habe ich als Schüler kennen gelernt, ein Realgymnasium als Lehrer - über die Ziele dieser beiden Schultypen glaube ich Bescheid zu
wissen; zum Wiku mögen sich Kolleginnen und Kollegen äußern, die diesen Typ aus eigener Erfahrung kennen).
Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel
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