Peter Friebel schrieb:
>
> Liebe Kolleginnen und Kollegen!
>
> Erich Wallner schrieb:
> > ...
> > 1. Hat es Zombie-Schulen gegeben - ja oder nein?
>
> P.F.: Nein. Alle Ergebnisse, die in der Bundessektionsleitung
> eingelangt sind, sind auch in die Wertung aufgenommen worden.

E.W.: Wenn jemand noch nicht weiß, was eine "petitio principii" ist - hier haben wir ein
Musterexemplar: "Zombie-Schule" heißt ja gerade, daß die Schule zwar abgestimmt hat, aber das Ergebnis - aus welchen Gründen auch immer - nicht in der BSL eingelangt ist.
Der Effekt: Diese "Zombie-Schulen" sind zwar in der Zahl der Abstimmungsberechtigten enthalten, aber keine einzige ihrer Boykott- oder Streik-Stimmen zählte zum Gesamtergebnis. So untergräbt man ein Boykott- bzw. Streik-Votum von beiden Seiten her:
die Badewanne wird größer, während der Wasserzufluß geringer wird.

> > E.W.: 2. Wurde die Zahl der Abstimmungs-Berechtigten (und damit das
> > erforderliche Quorum) NACH der Wahl nach oben "korrigiert" - ja oder
> > nein?
>
> P.F.: Die Zahl wurde nicht "nach oben korrigiert", sondern die Zahl
> wurde so genau wie möglich erhoben, was leider eine Weile gedauert
> hat. (Die am ersten Tag verwendete Zahl war ein bloßer Schätzwert -
> dass ein solcher nicht ausreicht, wenn das Ergebnis sehr knapp ist,
> ist wohl klar. Dass man nicht einfach auf Anfrage beim Ministerium
> eine genaue Zahl bekommen kann, wundert mich auch, ist aber sicher
> nicht der Fehler der GÖD oder der FCG.)

E.W.: Der Fehler besteht darin, daß man nicht auf genaue Zahlen gewartet hat. Dann waren sie ja auch plötzlich in ein oder zwei Wochen zu bekommen.

> P.F.: Die Auswertung wurde genau nach jenen Richtlinien durchgeführt,
> die vor der Befragung in der Bundessektionsleitung ohne Gegenstimme
> festgelegt worden waren. Im Nachhinein waren dann manche, die zuerst
> dafür gestimmt hatten, plötzlich nicht mehr einverstanden.

E.W.: Über die Quoren habe ich mich ja auch nicht beschwert. (Zu diesem Thema ist seinerzeit schon genug argumentiert worden - zur Erinnerung: für ein Verfassungsgesetz braucht man 66%, für einen Schikurs-Boykott 75% - na ja.)

> > E.W.: 4. Wenn ein erstmalig angedrohter Streik keine Änderung der
> > Diktion ist - was dann?
>
> P.F.: Wieso erstmalig angedroht? Wir haben doch im Dezember 2000 einen
> Tag lang gestreikt!

E.W.: Diese machtvolle Demonstration beamtengewerkschaftlicher Power hatte ich doch glatt vergessen. Mir war mehr der Stimmzettel für die AHS-Abstimmung in Erinnerung, wo die KollegInnen ganz sachlich darüber aufgeklärt wurden, wie verderblich sich ein Streik auf ihr Einkommen auswirkt - das hatte nicht wirklich wie eine Drohung geklungen.

> > E.W.: 5. Wenn Sie schreiben "insgesamt dürfte es im öffentlichen
> > Dienst jetzt gären" - dann ist das genau das, woran die UBG
> > mitwirkt, z.B. durch die zuletzt angestellten Berechnungen über
> > Einkommensdefizite der Beamten gegenüber anderen Berufsgruppen. Vor
> > der auch hier im LF angebotene Diskussion zu diesen Zahlen hat die
> > GÖD bisher gekniffen - aber vielleicht rechnen sie ja noch. ...
>
> P.F.: Mit "insgesamt dürfte es im öffentlichen Dienst jetzt gären" hat
> Koll. Zangerl wohl nicht nur den Lehrerbereich gemeint, sondern den
> gesamten öffentlichen Dienst. Zu glauben, dass eine kleine Gruppierung
> wie die UBG, die ausschließlich im Lehrerbereich existiert und auch
> hier in 8 von 9 Bundesländern nicht allzu viele Mitglieder hat, dabei
> eine Rolle spielt, halte ich für absurd. Die meisten Beamten in der
> Verwaltung wissen nicht einmal, was die UBG ist.

E.W.: Ich habe von "Mitwirkung" gesprochen. Und so klein ist der Lehreranteil an der gesamten Beamtenschaft auch wieder nicht.
Daß kleine Gruppen unverhältnismäßig groß (medial) wahrgenommen werden, sah man in der Politik sowohl bei den Grünen als auch beim LIF.

Eines muß ich allerdings einräumen: ein erheblicher Teil der LehrerInnenschaft ist nach meiner persönlichen Wahrnehmung komplett apolitisch in dem Sinn, daß sie sich für Agenden der Standesvertretung überhaupt nicht interessieren. Das beinhaltet auch finanzielle Aspekte. Bei einem Besuch an unserer Schule vor einigen Jahren hat der damalige Besoldungsreferent gemeint, man könne schier verzweifeln, wenn man sich anschaut, wie wenige KollegInnen überhaupt einen Jahresausgleich machen.

Sie glauben mir nicht? Dann machen Sie doch den Test an Ihrer eigenen Schule und fragen Sie ein paar KollegInnen, ob sie Ihnen den Gehaltszettel und die Überstunden-Abrechnung erklären können - und ob sie überhaupt auswendig wissen, in was für einer Gehaltsgruppe sie sind, bzw. wann ihr Vorrückungsstichtag ist. Von Feinheiten wie Nebengebührenwerten rede ich gar nicht.

> P.F.: Viel eher ist für dieses "Gären" entscheidend, dass auch die
> große Mehrheit jener Mitarbeiter, die schlechter als wir Lehrer
> bezahlt sind, jetzt die 0,8% "Erhöhung" spüren.

E.W.: Es ist zu hoffen, daß diese von Ihnen angesprochenen BeamtInnen einen höheren Realitätsbezug haben als die LehrerInnenschaft.

> P.F.: Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmals daran erinnern, dass
> die AHS- und BMHS-Vertreter von Anfang an gegen die mickrigen
> Erhöhungen für 2001 und 2002 gestimmt haben, aber von den anderen
> Sektionen überstimmt wurden. Da die GÖD auf demokratischen Prinzipien
> basiert, mussten unserer Vertreter diese Entscheidung akzeptieren. Es
> ist ein Märchen, das Abkommen wäre damals zustandegekommen, weil
> FCG-Funktionäre der Regierung helfen hätten wollen: Die FSG-Vertreter
> haben im Zentralvorstand mit noch deutlicherer Mehrheit zugestimmt als
> die FCG-Vertreter, und Koll. Korecky (FSG, Besoldungsreferent) war
> voll des Lobes über das Erreichte. Hat etwa die FSG auch bloß der
> Regierung helfen wollen? Das würde mich doch sehr wundern. Nein - in
> Wahrheit haben uns jene Sektionen, in denen es vor allem weniger
> qualifizierte und somit geringer entlohnte Mitarbeiter gibt, und die
> daher mit dem Fixbetrag für 2001 wesentlich besser bedient waren als
> wir, überstimmt - und zwar quer über alle Fraktionsgrenzen hinweg.

E.W.: Zu diesen von Ihnen angesprochen Punkten habe ich keine Behauptungen aufgestellt. Ihre Formulierung "Es ist ein Märchen, das Abkommen ..." bezieht sich nicht auf eine Äußerung von mir. Wenn Sie sinngemäß meinen, man kann halt nix machen, wenn man innerhalb der GÖD als
Lehrersektion(en) überstimmt wird, dann stimmt das nicht: Na klar hätten die LehrerInnen alleine was machen können, dazu gab es ja gerade die AHS-Abstimmung vor einem Jahr, aber die wurde eben abgewürgt (s.o.). Angefangen hat es schon damit, daß als erste Reaktion überhaupt Skala für die BMHS abgewunken hat - ohne seine Klientel überhaupt zu befragen, d.h. die durften nicht einmal abstimmen. Denen wurde gleich von vornherein von ihrem Chef unmißverständlich klar gemacht, daß sie nichts zu wollen haben.

> P.F.: Zu den Berechnungen der UBG über die Einkommensdefizite der
> Beamten gegenüber anderen Berufsgruppen: Ich habe sie nicht im Detail
> nachgerechnet, weil ich mich nicht wieder ärgern will. Es ist m.E. im
> Nachhinein auch unerheblich, ob wir um ein paar Prozent mehr oder
> weniger benachteiligt worden sind.

E.W.: Ihre Ansicht, das Ausmaß der Benachteiligung sei unerheblich, wird sicher nicht von allen KollegInnen geteilt.

> P.F.: Faktum ist, dass wir in letzter Zeit
> jedes Mal, wenn gerade Wahlen vorbei waren, massiv benachteiligt
> worden sind, aber nicht etwa wegen schlechter Verhandlungen, sondern
> weil die Politiker im Nationalrat auch ohne unser Einverständnis über
> uns drüberfahren können und sich dabei noch des Applauses des
> Großteils ihrer Wähler sicher sein können.

E.W.: Sie können schon drüberfahren, aber wir müssen nicht stillhalten! Und ein bisserl was dürften die Verhandlungen doch auch etwas damit zu tun haben, sonst würden die UBG-Kritiker nicht immer so genüßlich auf das GÖD-Verhandlungsmonopol verweisen.
So geht's ja nun auch wieder nicht: Einerseits sagt man zur UBG: "Ätsch, mit euch verhandelt die Regierung ja nicht einmal!", und dann schreiben Sie: "nicht etwa wegen schlechter Verhandlungen". Wenn man schon auf seine Verhandlungsvollmacht pocht, dann muß man auch inhaltliche Verantwortung dafür übernehmen!

> > E.W.: Für die Auswertung der AHS-Abstimmung haben sie schließlich
> > auch 4 Wochen gebraucht. Bei der letzten ÖGB-Abstimmung ging das
> > interessanterweise in zwei oder drei Tagen - ist Ihnen diese
> > Diskrepanz auch aufgefallen?
>
> P.F.: In unserer Bundessektionsleitung haben die Auswertung ein paar
> Funktionäre, die nicht einmal vollständig dienstfreigestellt sind,
> neben ihrer normalen Arbeit durchgeführt.

E.W.: Hat man KollegInnen (ehrenamtlich) zur Mitarbeit eingeladen? Oder wäre denen nicht zu trauen gewesen? Daß vier Wochen Wartezeit ein Witz ist, brauche ich doch nicht extra zu argumentieren.
Und daß man das Ergebnis zuerst im Radio aus dem Mund eines Politikers gehört hat (oder war es eine Politikerin?), rundet das Bild des Dilettantismus noch so richtig ab.

> P.F.: Der ÖGB hat mit der Auswertung eine
> externe Firma beauftragt und viel Geld dafür ausgegeben. Der ÖGB
> verfügt eben über ein weit höheres Budget als unsere
> Bundessektionsleitung.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Peter Friebel
>
> --
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> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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