Ein kleiner Nachtrag, allen Alt-KatholikInnen und Neu-Heiden gewidmet von

Timo Davogg

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel137508.php

Der Zeichner und der Zorn der Bischöfe

Der österreichische Karikaturist Gerhard Haderer erbost mit seinem Jesus-Buch nicht nur die Geistlichkeit seines Heimatlandes

Von Michael Frank

Wien - Nun muss sich die Staatsanwaltschaft doch noch einmal mit dem Fall Jesu Christi befassen. Nachdem Wiens Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn in der Sache mit der gebotenen Empörung tätig geworden ist und die ganze österreichische Bischofskonferenz hinter sich in Stellung gebracht hat, sind mehrere Anzeigen bei der Justiz eingegangen: Herabwürdigung religiöser Lehren, heißt das Delikt.

Mit Strafe bedroht werden soll der Karikaturist Gerhard Haderer. Er hat rechtzeitig vor der Karwoche und Auferstehungsfeier eine ganz eigene Deutung des Lebens Jesu herausgebracht, säuberlich gezeichnet, wie es die Art des bravourösen Cartoonisten ist, der üblicherweise für stern, profil und andere Blätter Weltgeschehen und Eseleien seiner Mitmenschen kommentiert.

Die Gnadenlosigkeit, die Haderers Blätter üblicherweise adelt, ist hier so gar nicht anzutreffen: Dem naturgemäß katholisch erzogenen Österreicher steckt doch noch zu viel Respekt vor christlichen Mythen und abendländischer Kultur in den Knochen, als dass er dem Religionsgründungsmythos die ihm sonst eigne ätzende Schärfe angedeihen ließ. Nein, er lässt für seine Verhältnisse Milde walten, ergeht sich in sympathisierenden Interpretationen eines in seiner Darstellung netten Freaks. Nur die Apostel kommen als ziemlich geldgierige Versammlung - schon damals mit den Insignien des späteren Episkopats gezeichnet - ziemlich schlecht weg.

Haderer zufolge war der Herr Jesus letztlich einer, dem irrtümlich ein Weihrauchfass vor die Nase kam. Berauscht vom Duft des schmorenden Gummi Arabicum, so die Version Haderers, entwickelt er eine Manie ständigen gleichnishaften Geplauders sowie oberhalb seines Hauptes eine Leuchterscheinung in Gestalt eines Heiligenscheines. Haderer lässt Vater Josef den lichten Knaben als Beleuchtung der Schreinerwerkstatt nutzen, seine Nerven jedoch mit Ohrendeckeln gegen das unausgesetzte Reden des Knaben schützen. Kurz und gut, die ganze Geschichte erweist sich als niedliche Illumination mittels Weihrauch, das Abendmahl wird mit einer Verwandlung von Wasser in Wein bezahlt, die wunderbare Brot- und Fischvermehrung wird zur Havarie eines Kutters.

"Ich gebe ja zu, dass meine Version von der Geschichte nicht in allen Punkten den letzten Wahrheitsanspruch erhebt", merkte Haderer mit erstaunter Süffisanz an, angesichts eines alttestamentarischen Donnerwetters, das die Nachfolger der in seinen Cartoons trefflich charakterisierten Apostel auf ihn haben niederprasseln lassen. Kardinal Schönborn warf sich vor andere: "Im Namen der vielen Kinder und Alten, einfachen Menschen und Akademiker, die wehrlos darunter leiden, protestiere ich gegen Gerhard Haderer und gegen jene, die ihm applaudieren, wenn er die religiösen Überzeugungen seiner Mitbürger dermaßen mit Füßen tritt."

Wenn schon, dann hat er sie mit der Feder aufgespießt, und das auf eine Weise, dass wahrscheinlich dieses Werk des Zeichners gemessen an anderen Zyklen ziemlich unbeachtet geblieben wäre ohne das kirchenamtliche Verdikt. In seiner Erwiderung erweist Gerhard Haderer dem Erzbischof Respekt für die "äußerst originell ausgewählte Gruppe", die es zu schützen gelte vor des Sudelzeichners Niedertracht.

In einer Fernsehkonfrontation wurde gegen den Delinquenten der Moraltheologe Robert Prantner aufgeboten, dessen Hauptthese darin gipfelte, bei Haderers Leben Jesu handle es sich keineswegs um ein "wissenschaftliches Werk". Wer hätte das gedacht. Der moderne Dr. Eck, der irgendwie gut auch in ein Inquisitionsgericht gepasst hätte, sah die ganze Christenheit tief beleidigt.

Ein Prälat des Erzbistums Wien freilich, der bei allem Freimut der Kirchenoberen nicht genannt sein will in solchem neuen Kirchenkampf, meinte, dieses Büchlein sei wohl die adäquate Antwort auf das Kuriendokument "Dominus Jesus". Darin geht die Hochachtung der Oberkatholiken vor anderen Konfessionen so weit, dass sie jenen schlichtweg den Status von Kirchen abspricht, weil der allein der Sancta Ecclesia Jesu Christi zukomme, aber nur in der katholischen Version.

Über den eher harmlosen Anlass hinaus, entspann sich im tiefkatholisch- neuheidnischen Österreich ein angestrengter Diskurs, was Blasphemie - also Gotteslästerung - sei: Das Revolverblatt Kronenzeitung widmete fast Tag für Tag hasserfüllte Leserbriefseiten dem Thema, und die Wiener Tageszeitung die Presse fand den Fall in der Osterausgabe eine ganzseitige Erörterung auf ihrer prominenten Seite Drei wert.








> Lieber Kollege,
>
> .....und in diesem /seinem (Christus)-Sinne stellen Sie in Zukunft
> keine untergriffige, unterstellende, diffamierende und ausgrenzende
> Mails mehr ins Lehrerforum ??? Ich freue mich auf alfons.zangerl
> 'neu'!
>
> Arnold Gritsch
> UBG
>
>
> At 10:08 01.04.02 +0200, alfons.zangerl@gmx.at wrote:
> >Liebe Kolleginnen und Kollegen!
> >Die Meinungsfreiheit ist ein sehr hohes Gut. Es ist sicher alles zu
> >tun,
um
> >diese zu erhalten. Tendenzen in Richtung Abschaffung derselben (ich
> >bin zuwenig informiert, ob es solche gibt - auch in bezug auf Herrn
> >Haderers
> Buch) muß
> >man entgegentreten. Wo ich die Geschichte von Herrn Fischbacher ein
> >wenig unappetitlich finde, ist die Art und Weise, mit der man die
Meinungsfreiheit
> >mit Polemik gegen das Christentum verquickt. Wir müssen, finde ich,
> >auch
> diesem
> >Muster entgegentreten. Daß man nämlich unter dem Deckmantel, die
> >Meinungsfreiheit schützen zu wollen, alle Meinungsfreiheiten schützt,
> >die
> der Christen
> >aber lächerlich macht, blamiert oder sie zum Vorwand nimmt, ihnen um
> >die
> Ohren
> >zu schlagen, wie blöd sie doch sind. Und hier stimme ich mit dem
> >Koll. Wittek überein: Er spricht von Energie, ich spreche von der
> >Sprengkraft christlicher Botschaft, die letztlich auf diesem
> >nachösterlichen
> Glaubensmoment fußt,
> >bei über 2,2 Mrd. Menschen und mit einem Evangelium dem immer noch
> >Aufbrechendes, nämlich die Auferstehung des Jesus Christus,
> >innewohnt. In
> diesem Sinne,
> >ein schönes Osterfest. MfG Alfons Zangerl



--
Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im Nachrichtentext.