SZ 13 04 02

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Neue Pisa-Panne: dumm gelaufen

Erst Hamburg, jetzt Berlin und dann? Zwei Stadtstaaten haben sich schon aus „Pisa-E“ davongestohlen, der Ergänzungsstudie zum internationalen Schulvergleichstest, dessen miserable Ergebnisse Anfang Dezember die Republik erschütterten. Doch während die einen Bundesländer mit Bangen, die anderen mit sattem Selbstbewusstsein dem 30. Juni entgegensehen, an dem die federführenden Forscher den Vergleich der deutschen Bundesländer publik machen werden, haben sich Hamburg und Berlin vorzeitig ausgeklinkt. Ergebnisse bitteschön erst im Herbst.

Geschah es aus Furcht, auf einem der hinteren Plätze zu landen? Vordergründig jedenfalls fehlt schlichtweg ein ausreichender Rücklauf von Fragebögen, um die Schüler an Elbe und Spree statistisch sauber zu bewerten. Bremen soll kurzzeitig erwogen haben, zu folgen, um nicht als einziger Stadtstaat sich dem harten Vergleich stellen zu müssen.

Dumm gelaufen für vielleicht dumme Länder? Mag sein, aber schließlich ist überhaupt nicht gewiss, welche Bundesländer als Sieger hervorgehen werden. Denn Pisa war beileibe kein klassischer Leistungstest, der gepaukte Formeln oder Geschichtszahlen abfragte. Vielmehr sollten Schüler beweisen, ob sie ihr Wissen auch anwenden können.

In Berlin wollten das offensichtlich nur wenige: Zu viele Schüler waren zu den Tests gar nicht angetreten, eine peinlich geringe Zahl ausgefüllter Fragebogen kam zurück. Blamabel ist die Pisa-Panne aber weniger für die Schüler als für ihre Lehrer und Eltern. Wenn Lehrer nicht vermitteln können oder wollen, wozu ein solcher Test gut ist, dann haben sie versagt. Es scheint aber, als ob etliche Pädagogen, die lieber von sozialen Kompetenzen als von Leistung reden, den Pisa-Boykott ihrer Schüler mehr oder weniger gezielt unterstützt haben. Die Eltern in Hamburg und Berlin wiederum hätten, so heißt es, nicht in ausreichender Zahl ihre Zustimmung zum Test gegeben, was von einem Desinteresse an der Schule zeugt. Nirgendwo sind Eltern die schulischen Leistungen ihrer Kinder so egal, wie in Deutschland – auch das wissen wir von Pisa. Doch besonders blamabel ist die Leistung von Politik und Wissenschaft. Warum die Forscher nicht schon gleich das faule Ei der fehlenden Fragebögen gerochen haben, warum die Politiker nicht sorgsam darauf geachtet haben, dass alles gut läuft, ist nur schwer verständlich.

Manche verweisen jetzt auf die USA, wo auch Daten nacherhoben werden mussten, oder auf die Niederlande, die in vielen Teilen des Pisa-Tests geschlampt haben. Nach dem Motto: Ist doch alles nicht so schlimm. Ist es doch. Denn Deutschland hat sich zu lange aus den internationalen Vergleichen herausgehalten, um jetzt mit dem Finger auf andere zu zeigen oder sich wie in der Vergangenheit selbstzufrieden zurückzulehnen.

Jeanne Rubner



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