Lieber Kollege Zwickl
Es tut mit leid, aber Sie denken noch so, als wären wir im Zeitalter von Don Camillo und Peppone.
Natürlich ist es das Geschäft politischer Parteien Wählerstimmen einzusammeln, Wähler zu gewinnen. Die Methoden mögen mehr oder minder ehrlich sein. Doch überlegen Sie nur mal, ob die VP vor der letzten NRW gesagt hat, dass sie mit Haider ins Koalitionsbett hüpfen und dort verschmelzen möchte? Ganz im Gegenteil. Herr Khol dozierte: "Die F steht außerhalb des Verfassungsbogens." - Ist es unredlich, den Meinungsumschwung als Falschheit und Beschiss zu sehen?
Ist es für Sie denn so wenig nachvollziehbar, dass diese schleimige Anbiederung der öpu-fcg an die von Herrn Khol wesentlich mitbe- stimmte Regierungslinie in Sachen Pragmatisierung von vielen Kollegen mit großem Misstrauen gesehen wird? Ist Ihnen denn nicht klar, dass die öpu-fcg auf Khols Zuruf die gewerkschaftlichen Beschlüsse über Bord geworfen hat und - da liegt ausnahmsweise "Zangerl" mal richtig - nur einen gehörigen "Theaterdonner" veranstaltet, um sagen zu können, zwar nicht Ziel Nr. 1 erreicht zu haben, aber immerhin noch das auch nicht ganz unwichtige Ziel Nr. 3. Natürlich ist das doch längst bereits ausgemauschelt, sonst gäb es doch gar nicht diese Aktion. Die Herrschaften wissen nämlich ganz genau, dass in Sachen Pragmatisierung niemals der gesamte ÖGB hinter uns stehen würde, dort klingt die Forderung nach Angleichung der Arbeitssituation an die übrigen Arbeitnehmer wie Musik in mancher Leute Ohren, wohlgemerkt unabhängig vom Parteibüchl.
Ich verstehe Sie, Koll. Zwickl, nicht, dass Sie immer noch diesen einfachen Glauben an "Verhandlungen" haben, so als könnten gute Rhetoriker für uns etwas Besseres herausholen. Diese Vorstellung sollten Sie sich abschminken. Es zählt einzig, ob wir eine glaubwürdige Interessensvertretung haben, die auch bereit ist, unsere Anliegen in einer Auseinandersetzung, in einem Arbeitskampf durchzusetzen. Die öpu-fcg hat jedenfalls nicht die Glaubwürdigkeit, dass sie unsere Interessen in einem Streik gegen diese Regierung durchsetzen würde.
Darüber hinaus gibt es aber wesentliche Auffassungsunterschiede von politischer Konzeption. Das sozialdemokratische Konzept ist ein Erarbeiten von Lösungen mit den Betroffenen, die zur Mitarbeit eingeladen werden (egal ob Parteimitgliedschaft oder nicht, siehe Uni), während dagegen die schwarzblaue Regierung rein dogmatisch über die Köpfe und den Willen der Betroffenen agiert, und deswegen ohne Rücksicht auf Verluste ihre fragwürdigen Dogmen (wie Nulldefizit) umzusetzen versucht. Nebstbei bei größtmöglicher Verschwendung von Steuermitteln für Werbezwecke und Schönfärberei-Inserate, wie Abg. Cap gestern erst eindrucksvoll aufgelistet hat.
mfG
Günter Wittek
----- Original Message -----
From: Josef Zwickl
To: Günter Wittek ; Lehrerforum
Sent: Saturday, April 20, 2002 7:19 PM
Subject: Re: LF: bauernlegen / ärgern und jammern?
Lieber Kollege Wittek!
Ich weiß nicht, was Sie sich von den anderen politischen Lagern erwarten. Es könnte auch Falschheit und Beschiss sein. Ich vermute es sogar, denn von denen hat man bei Verhandlungen selten etwas gehört. MfG J.Zwickl
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