Lieber Kollege Davogg!
Timo Davogg schrieb:
> EINEM Gegenstand StundEN "wegzunehmen" und dabei gleichzeitig einen
> verbindlichen Kernbereich zu definieren, das wäre eine Idee, der
> sicher viele nahe treten könnten. Also etwa 3/2/2/2 Stunden Deutsch
> für sprachlich wenig Interessierte, die sich etwa
> naturwissenschaftlich profilieren, und 3/2/2/2 Stunden Mathematik für
> die Musisch-Kreativen-Fremdsprachenfreaks. Dieses Fundamentum wäre mit
> genau festzulegenden Kerninhalten zu beschreiben über Fähigkeiten,
> Fertigkeiten und Wissen, über die nach diesem BasisMODUL, sollte der
> jeweilige Jahrgang positiv abgeschlossen werden, verfügt werden muss.
> Deutsch beispielsweise diesseits von Lautverschiebungsregeln,
> Iphigenie, Traklinterpretationen und Kafka-Zugängen, Mathematik etwa
> diesseits von Integral und Differential und vielem, was ich zum Glück
> schon verdrängt habe und von dem ich nicht möchte, dass ich es
> zusammen mit meinem sprachbegabten, aber mathematikschwachen Sohn,
> sollte der in der AHS bleiben, wieder aufarbeiten muss. ...
Da gehen eben die Meinungen, wie viel Allgemeinbildung Schüler in einer Schule, die sich allgemeinbildend nennt, bekommen sollen, auseinander.
Ob die von Ihnen für Deutsch vorgeschlagenen Kürzungen akzeptabel sind, maße ich mir als Mathematiker kein Urteil an.
Wenn man allerdings in Mathematik auf Differential- und Integralrechnung verzichten wollte, könnte man den Mathematik-Unterricht gleich ganz auf die Unterstufe beschränken. Nur darf man dann weder erwarten, dass die Absolventen einer solchen "höheren" Schule nach der Matura ein HTL-Kolleg, eine technische Fachhochschule oder gar ein Studium an einer Universität, in dem mathematische Grundlagen verlangt werden, mit gewissen Chancen auf Erfolg beginnen können - also sicher kein technisch-naturwissenschaftliches Studium, wahrscheinlich auch kein wirtschaftswissenschaftliches Studium (da braucht man die Differentialrechnung nämlich auch). Und in der nächsten internationalen Studie, in der die Mathematik-Kenntnisse der 18-jährigen getestet werden, landen wir dann - ohne Übertreibung - auf dem letzten Platz.
Die Differential- und Integralrechnung sind in Mathematik nämlich nicht irgendwelche Erweiterungsgebiete, sondern ganz zentrale Gebiete, auf denen vieles (sowohl innerhalb der Mathematik, als auch in anderen
Wissenschaften) aufbaut.
Ich komme ja auch nicht auf die Idee, etwa in Deutsch die gesamte Literaturgeschichte, in Geschichte die Neuzeit oder in Chemie die organische Chemie streichen zu wollen. Das wäre dann eben keine allgemeinbildende Schule mehr.
Liebe Grüße
Peter Friebel
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