Liebe KollegInnen
ich finde es angesichts der Schreckenstat von Erfurt für angebracht auch darüber nachzudenken, ob so etwas 1. vermeidbar sein kann, 2. ob strukturelle Gründe vorliegen, die so eine Wahnsinnstat geschehen lassen bzw. ob es Möglichkeiten gibt, im Vorfeld schon tätig zu werden, um ein Durchknallen von Schulangehörigen nach menschlichem Ermessen zu verhindern. Ich gehe davon aus, dass etwas Ähnliches unter unglücklichen Umständen auch in Österreich hätte passieren können. Stellen wir vielleicht gemeinsam die Frage, was geschehen wird, geschehen soll und muss, dass es kein "nächstes Mal" mehr gibt.
Nachdenklich
Günter Wittek
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http://www.n-tv.de/3008042.html
Samstag, 27. April 2002
Nach Erfurter Blutbad
Täter in Schützenverein
Einen Tag nach dem Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium hat die Polizei die Zahl der Todesopfer auf 17 nach unten korrigiert. Wie ein Polizeisprecher am Morgen mitteilte, habe der 19-jährige Robert Steinhäuser für seine beiden Waffen ordnungsgemäße Besitzkarten besessen. Bei der Durchsuchung des Gymnasiums seien in einer Toilette 500 Schuss Munition gefunden worden. Auch in der Wohnung des Amokläufers wurden große Mengen Munition sichergestellt.
Bundeskanzler Gerhard Schröder legte am Samstagnachmittag am Eingang des Gymnasiums einen Kranz nieder. Der SPD-Vorsitzende und seine Frau Doris Schröder-Köpf verneigten sich schweigend in Gedenken an die Opfer des Amoklaufs. Anschließend verließen sie das Gelände, um an einem Gedenk- gottesdienst teilzunehmen.
Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel sagte am Mittag auf einer Presse- konferenz, der Täter sei Mitglied in zwei Schützenvereinen gewesen, darunter dem Polizeisportverein. Die Waffen habe er legal erworben. Momentan spreche alles dafür, dass der 19-Jährige die Tat allein begangen habe. Die Obduktion der Opfer soll aber zu einer zweiten Täterschaft weitere Erkenntnisse bringen.
Der 19-Jährige habe nach den Worten Vogels vielen Opfern in den Kopf geschossen. Die Ermittlungen ergaben, dass aus der gefundenen Pump-Gun keine Schüsse abgegeben worden. Aus der Pistole hingegen stammten 40 Schüsse.
Lehrer stoppte Amoklauf
Die Polizei bestätigte unterdessen, dass ein Lehrer den Amoklauf stoppte. Er habe Robert S. die Maske vom Kopf gerissen, in ein Klassenzimmer geschubst und darin eingeschlossen. Nachdem die Polizei eintraf erschoss sich Robert S. in dem Raum.
Deutschland im Schockzustand
Politik und Gesellschaft reagierten entsetzt und fassungslos auf dieses in der deutschen Nachkriegsgeschichte einmalige Verbrechen. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) ordnete bundesweit Trauerbeflaggung an. Im Erfurter Dom wird es heute Abend einen Trauergottesdienst geben. n-tv berichtet live um 18 Uhr. Am 3. Mai findet dann in Erfurt die zentrale Trauerfeier statt.
Die Lehrergewerkschaft GEW rief die 40.000 deutschen Schulen für kommenden Montag zu einem Tag der Besinnung auf. Katholische Kirche und CDU forderten zur verstärkten Vermittlung von Werten auf. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) forderte ein Verbot so genannter Killerspiele. Der "Welt " sagte er, was nun benötigt würde, sei eine größere Intoleranz gegenüber der Darstellung von Gewaltverherrlichung.
Der Eingang vor der Schule gleicht einem Blumenmeer. Auch heute legen hunderte Trauernde Blumen nieder und zünden Kerzen an. Bereits am Freitagabend gedachten die Erfurter in einem ökumenischen Trauergottesdienst der Toten. Um 21 Uhr läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Für das Wochenende wurden alle kulturellen Veranstaltungen abgesagt.
Opferzahlen korrigiert
Den jüngsten Angaben zufolge erschoss Robert S. 13 Lehrer, einen Polizisten sowie ein 14-jähriges Mädchen und einen 15-jährigen Jungen. Zuvor war von zwei Schülerinnen und 14 Schulangestellten die Rede. Das Kollegium der Schule wurde um ein Viertel reduziert.
Täter wurde wegen gefälschter Atteste der Schule verwiesen
Der ganz in schwarz gekleidete Täter war noch vor wenigen Monaten selbst Schüler an dem Gymnasium in der thüringischen Landeshauptstadt. Zweimal wurde er vom Abitur ausgeschlossen. Den Ermittlungen zufolge wurde der Ex-Gymnasiast möglicherweise wegen Urkundenfälschung oder gefälschter Krankschreibungen von der Schule verwiesen.
Mit Pump-Gun und Pistole
Robert S. war am Freitagvormittag, während der Abitur-Prüfungen, in die Schule eingedrungen, wo er sofort das Feuer eröffnete. Um 11.05 Uhr informierte der Hausmeister die Polizei, die bei ihrer Ankunft beschossen wurde. Ein Beamter erlag den Verletzungen.
Die letzten 180 Menschen, die sich noch im Gebäude befanden - vor allem Schüler -, wurden von der Polizei in Sicherheit gebracht.
Regelrechte Hinrichtungen
Die Frage, warum es im Verhältnis zu den zahlreichen Toten nur wenig Verletzte gab, erklärt sich mit dem gezielten Vorgehen des Täters. Wie Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) gegenüber n-tv erklärte, handelte es sich offenbar um regelrechte Hinrichtungen.
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