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Lehrer verhinderte noch größeres Blutbad bei Amoklauf

Der Geschichtslehrer riss laut Polizeiberichten dem ehemaligen Schüler Robert S. die schwarze Maske vom Gesicht, schob ihn in einen Raum und schloss das Zimmer ab.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der Amokläufer offenbar ein noch viel größeres Blutbad geplant. Darauf deuteten weitere 500 Schuss Munition hin, die in der Schule gefunden worden seien. Fest stand am Samstag, dass der Amokschütze Mitglied in einem Schützenverein und im Besitz eines Waffenscheins gewesen ist.

Beherzt. Dass es nicht noch mehr Opfer gab, war offenbar das Verdienst eines Geschichtslehrers. Der Polizeisprecher bestätigte im Wesentlichen einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus". Demnach ging der Pädagoge auf den 19-Jährigen zu, zog ihm die Maske mit den Sehschlitzen herunter und sagte ihm: "Robert, es hat keinen Sinn mehr - aber erschieß mich doch". Der enttarnte Amokläufer habe geantwortet: "Ich habe keine Lust mehr". Daraufhin habe H. den 19-Jährigen in den Raum 111 geschubst und diesen abgeschlossen.

Munition. Polizei und Einsatzkräfte waren die ganze Nacht über im Gutenberg-Gymnasium mit der Spurensicherung, Bergung der Toten und Ermittlungsarbeiten zugange. Die Ermittlungen nach einem möglichen zweiten Täter dauerten auch am Samstag an. Sie stützen sich auf Zeugenaussagen von Schülern, brachten aber den Angaben zufolge bisher keine Ergebnisse. Endgültigen Aufschluss erhofften sich die Ermittler von einem Vergleich der in dem Gebäude gefundenen Projektile mit den Tatwaffen, einer Pumpgun und einer Pistole.

Verweis. Der Polizeisprecher beschrieb Robert S. als einen Schüler, der nicht sehr fleißig gewesen sei und gerne die Schule geschwänzt habe. Vor einigen Wochen sei er von dem Gymnasium verwiesen worden, nachdem er ein ärztliches Attest gefälscht habe, um sich so vor einer Abiturprüfung zu drücken. Die Manipulation sei aber aufgeflogen und habe den Schulverweis zur Folge gehabt, sagte Kellner. Daher werde Rache als Motiv immer wahrscheinlicher.

Entsetzen. Am Eingang zur Schule legten Einwohner von Erfurt Blumen nieder und stellten Kerzen auf. Der Dom von Erfurt war voller Menschen, die sich erschüttert von dem Eindruck der Bluttat zum stillen Gebet einfanden. In ganz Deutschland löste das Blutbad Entsetzen aus. Bundespräsident Johannes Rau sagte: "Deutschland trauert über ein unfassbares Geschehen". Bundeskanzler Gerhard Schröder reagierte fassungslos. Sein Mitgefühl gelte den Angehörigen und Überlebenden. Der Kanzlerkandidat der Union, Edmund Stoiber, forderte verstärkte Maßnahmen gegen die Verherrlichung von Gewalt verlangt. Die Bundesregierung ordnete für ganz Deutschland Trauerbeflaggung an.

Tathergang. Der mit zwei Handfeuerwaffen ausgerüstete ehemalige Schüler hatte am Freitagmittag in der Erfurter Schule wahllos um sich geschossen und sich anschließend selbst getötet. Viele seiner Opfer hat der Täter durch Kopfschüsse umgebracht. Vor seinem Selbstmord hatte der 19-Jährige nach neuen Angaben 16 Menschen erschossen, darunter 13 Lehrer, eine 14-jährige Schülerin, einen 15-jährigen Schüler und einen Polizisten. Damit korrigierte die Polizei die Zahl der Toten, die am Freitag "wegen eines Übermittlungsfehlers" noch mit 18 einschließlich dem Attentäter angegeben worden war.
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