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Schulpsychologin: "Ein Amoklauf ist meist ein erweiterter Selbstmord"

Das Klima in den österreichischen Schulen wird nicht explosiver oder aggressiver, allerdings werde die Wahl der Waffen brutaler, erklärt Andrea Richter vom schulpsychologischen Dienst im Landesschulrat Niederösterreich.

Maturastress. Gerade die Matura stelle für Schüler einen besonderen Stressfaktor dar. Deshalb sollten rechtzeitig mögliche Alternativen im Falle eines Versagens erarbeitet werden.

Schusswaffen enthemmen Täter. "Ein Amoklauf ist meist ein erweiterter Selbstmord", erklärte die Expertin. Der Täter sei auf ein Problem eingeengt und damit völlig beschäftigt. Meist habe er die Einstellung: "Euch zeig' ich's, euch nehm' ich mit!" Der Zugang zu Waffen erleichtere dann ein Blutbad wie in Erfurt, wo am Freitag im Gutenberg-Gymnasium 18 Menschen ums Leben kamen. "Statt einer Watschen" wie früher kann mit Schusswaffen "aus der Distanz" vorgegangen werden, so Richter. Dies enthemme den Täter, da der direkte Kontakt zum Opfer fehle.

Eine Zunahme der Brutalität in den österreichischen Schulen ist laut der Psychologin nicht erkennbar. Allerdings werde die Bevölkerung zunehmend hellhörig, das sollten aber auch Lehrer und Eltern der Schüler sein. Meist seien es die "Ruhigen, Unauffälligen und Stillen", die ausrasten können. Daher sollte auf plötzliche Verhaltensstörungen besonders geachtet werden.

Druck wird zu groß. Je größer der Druck auf die Schüler ist, desto leichter rasten sie aus, erklärte Richter. Der Druck entstehe oft schon durch das Gefühl, "ich habe keinen Platz zum Leben". Fehlender Auslauf, volle Busse und Klassen sowie fehlender Kontakt zu Gleichaltrigen sei dafür verantwortlich.

Veränderungen in der Psyche. "Gerade an Gymnasien, wo man den Schüler nur zwei, drei Stunden in der Woche sieht, sollte mit Kollegen gesprochen werden", riet die Experten dem Lehrpersonal. Nur so könne eine Veränderung in der Psyche des Schülers erkannt werden. Dann könne der schulpsychologische Dienst eingeschaltet werden.

Oft treten kleine Probleme schon in der Volksschule auf, so Richter. Diese könnten meist leicht und ohne weitere Störung behoben werden. Werden die Schwierigkeiten übersehen, drohe irgendwann die Explosion.
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