KURIER
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Der Preis der Macht
Bestandsaufnahme der schwarzen Arbeitnehmer-Vertretung ÖAAB am Tag der Arbeit: Die interne Kritik wird immer lauter, der parteiinterne Einfluss immer geringer.
Selbst Teilnehmer gestehen ein, der Ort sei unpassend: Der schwarze Arbeitnehmerflügel begeht den "Tag der Arbeit" just in den Räumen des Wirtschaftsbundes, dem größten Zahler in der ÖVP. Auf Einladung des ÖAAB diskutiert Kanzler und Parteichef Wolfgang Schüssel in der Wiener Mozartgasse mit Jugendlichen über "neue Arbeitswelten". Der Ort als Hinweis für die Orientierungslosigkeit der VP-Arbeitnehmervertretung?
Dauerkonflikt
Seit Schwarzblau steigt der Unmut unter den ÖAAB-Funktionären, vor allem unter den Christgewerkschaftern (die fast alle ÖAABler sind). Viele Spitzenfunktionäre verhehlen nicht, dass das Wort von Obmann Werner Fasslabend und dessen "General" Walter Tancsits in der Partei zu wenig Gewicht hat. Ebenso monieren sie, dass das Führungsduo die Interessen der Arbeitnehmer schlecht vertritt.
Die Spitze hat mit Arbeitnehmerpolitik nichts zu tun. Gute Ideen werden miserabel umgesetzt und Schüssel macht, was er will", diagnostiziert der Sekretär der Christgewerkschafter
(FCG)
bei den Privatangestellten Karl Klein.
Und nennt ein Beispiel für ungerechte Behandlung von Arbeitern und Angestellten: "Die Arbeiterin mit ein paar tausend Schilling im Monat zahlt der Unternehmersgattin, die zu Hause ist, das Kindergeld. Das kann doch nicht sein!" Die Machtverhältnisse im 250.000 Mitglieder zählenden Bund machen ebenfalls zu schaffen. Die "nichtsozialistische" Arbeitnehmerpolitik wird von der FCG mit ihrem hemdsärmeligen Vorsitzenden Fritz Neugebauer gestaltet. Er vertritt eher "die öffentlichen Dienste" als die Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft. Seine Priorität ist klar: "Mir ist das gewerkschaftliche Hemd näher als der parteipolitische Rock." Insgesamt wünsche er sich "eine stärker arbeitnehmerorientierte Politik der ÖVP".
Konkurrent SPÖ
Fasslabend kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen, malt seine Organisation in hellen
Farben:
"Wir können sehr zufrieden sein. Trotz einer budgetär schwierigen Zeit ist es uns gelungen, sozialpolitische Maßstäbe zu setzen", reklamiert er Kindergeld und "Abfertigung Neu" für sich. Dass es für den ÖAAB nicht leichter geworden sei, liege an der SPÖ: "Sie legt als stimmenstärkste Partei das Schwergewicht auf die Sozialpolitik.
Alfred Gajdosik, Arbeiterkammer-Vize in Wien und interner Kritiker, honoriert zwar den Einsatz bei Kindergeld und Abfertigung, teilt Fasslabends Euphorie aber nicht. Die ÖVP sei "mehr eine Wirtschaftspartei", auch der ÖAAB müsse "die Politik zu den Interessen der Arbeitnehmer, das sind immerhin 82 Prozent der Wähler, zurückführen". Der steirische ÖAAB-Chef Hermann Schützenhöfer sieht es nüchtern: "Die Bünde spielen allesamt eine endenwollende Rolle. Das Primat hat die Politik.
In der schwarzblauen Koalition sei die bündische Profilierung, vor allem die des ÖAAB, kaum möglich: "Wirtschaft und Europapolitik stehe im Vordergrund." Die ÖVP sollte nicht nur rechnen, sondern auch das Lebensgefühl der Menschen berücksichtigen: "Ich wünsche vom Kanzler stärkere sozialpolitische Bekenntnisse.
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