Zu den Äußerungen des Vorarlberger ÖAAB-Professoren-Obmanns Wolfgang Türtscher nach dem Streik vom 2. Mai:
* Die Taxierung des Streiks als "wilder Streik" ist falsch und klar zurückzuweisen.
* Die Feststellung, der Streik habe "dem Ansehen und der Verhandlungsposition der Lehrer geschadet", wird dadurch, dass man sie gebetsmühlenartig wiederholt (Streiken schade den laufenden Verhandlungen), auch nicht wahrer. Als purer Reflex ohne realen Inhalt entlarvt sich eine solche Feststellung schon dadurch, dass sie nur EINEN Tag nach dem Streik gemacht wurde. Türtscher weiß also schon am Tag nach dem Streik über die Auswirkungen des Streiks auf die Verhandlungen Bescheid. Ja, wurde jetzt Geher oder Riess-Passer verärgert? Wollen sie nun nicht mehr? - Die Position in welchen Verhandlungen übrigens? Anders als Türtscher behauptet, gibt es laut Aussagen von GÖD- und BSL-Spitzenfunktionären derzeit überhaupt keine Verhandlungen über eine Inflationsanpassung Gehälter für 2002 (sie sollen erst 2003 stattfinden und damit nicht mehr "staffelwirksam" sein), ebensowenig wie Verhandlungen über die Wiedereinrechnung von KV und Kustodiat in die Lehrverpflichtung (Novellierung des BBG und LDG) (die Zeit für ein Wirksamwerden für das kommende Schuljahr läuft gerade ab!), über eine Absenkung der Klassenschülerhöchstzahl und über das neue Gehaltsschema. Es gibt Forderungspapiere der BSL bzw. GÖD, aber noch nicht einmal einen Verhandlungstermin. Angesichts dessen kann die Behauptung Türtschers, "die Verhandlungen scheinen auf gutem Weg zu sein", nur als Vorspiegelung falscher Tatsachen gewertet werden. (Die Formulierung "SCHEINEN...ZU SEIN" verrät, dass Türtscher doch zu wissen SCHEINT, dass die Verhandlungen nicht so gut oder überhaupt nicht laufen!) So leben wir in Scheinwelten dahin.
* Selbst für eine sozialpartnerschaftlich orientierte Gewerkschaft, die sich selbst und ihre Mitglieder ernst nimmt, wäre es angesichts der bestehenden Verhandlungsverweigerung der Regierung/Ministerien angebracht und logisch, einmal einen WARNSTREIKdurchzuführen, um überhaupt in Verhandlungen zu kommen, um überhaupt die SOZIALPARTNERSCHAFT EINZUFORDERN! und zu dokumentieren, dass es einem mit den gestellten Forderungen ernst ist. Die Zeit für einen solchen Warnstreik wäre aber JETZT - und nicht erst im Herbst, wenn das Budget 2003 geschnürt sein wird - und das um einiges schneller, als die GÖD dann ihre "Koordinationsprobleme" und "Vorsitzenden-Erkrankungen" überwunden haben wird! Aber die Bereitschaft, sich und die Mitglieder vom Dienstgeber verarschen zu lassen, kennt offenbar keine Grenzen. Am schwersten wiegt die Angst vor wirklichen Kampfmaßnahmen, vor offenem Konflikt!
* An Herrn Wolfgang Türtscher dürften die neuen Zeichen der Zeit spurlos vorübergezogen sein. Keineswegs hat in Vorarlberg ein Vorstand einer Bildungsgewerkschaft mutwillig, aus Jux und Tollerei und Profilierungssucht, einen Streik veranstaltet - nein, es ist einfach so, dass die KollegInnen (zumindest in diesem Bundesland) nach vielen Jahren von Erfahrung (siehe Gehaltseinbußen und Einsparungen) und vor allem auch nach der Nichtgenehmigung des Streiks im vorigen Jahr erkannt haben, dass man auf verlorenem Posten steht, wenn man weiterhin die Vertretung der eigenen Interessen einer Handvoll Spitzenfunktionären überlässt, die sich als UNFÄHIG ODER UNWILLIG ERWIESEN HABEN, die ständigen Verschlechterungen aufzuhalten oder zumindest etwas gegen sie zu unternehmen. Sie haben das Eintreten für ihre Interessen und gegen die Einsparungen im Bildungsbereich SELBST ÜBERNOMMEN! Die Bildungsgewerkschaft sieht sich als ORGANISATORISCHN AUSDUCK DIESER EINSTELLUNG. Ausdruck dieser Einstellung ist auch die Tatsache, dass am 30. Mai 400 LehrerInnen aus Vlbg. nach Wien fahren werden, um gegen die Einsparungen und für die Forderungen zu protestieren. Statt einer Resolution an der Zentralvorstand der GÖD.
Robert Sutterlütti, Unabhängige Bildungsgewerkschaft
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Hans Adam
An: lehrerforum@ccc.at
Datum: Samstag 04, Mai 2002 00:58
Betreff: LF: Realitätsfremder Verein
>ÖAAB-Professoren Obmann Wolfgang Türtscher:
>Wilder Streik schadet den Lehrern - Realitätsfremde
>Bildungsgewerkschaft
>
>"Der von der Bildungsgewerkschaft zu verantwortende wilde Streik am 2.
>Mai schadet dem Ansehen und der Verhandlungsposition der Lehrer", ist
>der
Obmann
>der ÖAAB-Professoren Vorarlbergs, Wolfang Türtscher, überzeugt.
(weggekürzt)
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