Demokratie ist nur möglich mit Bildung, Wissens- une Wertebildung. Wenn
die Solidarität verloren geht, wird Demokratie zur Politik, wer die
besseren Medienberichte hat. Hier muss Bildung einsetzen und den
Durchblick geben, was erträglich ist, was ehrlich ist und was nur Show
ist. Eltern können dafür sich einsetzen, da aber alle arbeiten müssen,
wird die Schule, wo alle beisammen sind und alle für die Zukunft bewegt
werden können, wäre Schule ein wichtiger Ort. Aber mit den nötigen
Ressourcen. Überlastung und Burnout ist nicht gut. Mehrbelastung der
Lehrer ist nicht gut, breite Möglichkeiten der Weiterbildung wären
wichtiger. Christaine Url
----- Originalnachricht -----
Von: "Timo Davogg"
Datum: Dienstag, Mai 14, 2002 19:20
Betreff: LF: SN: Bildungsbegriff
>
> Auch aus den SN vom 14 05 02
>
> http://www.salzburg.com/sn/02/05/1
>
> Bis hin zur Gottähnlichkeit
>
> Der Bildungsbegriff hat sich geändert. Heute muss vor allem
> gelernt werden,
> das Beste aus einem Überangebot zu machen und das Chaos zu
> strukturieren.
> WERNER THUSWALDNER
>
> Der Brockhaus von 1827 sah in der Bildung etwas ganz und gar
> Wunderbares.Mit ihr könne man über den animalischen Status
> hinausgelangen. Sie lasse den
> Menschen aus dem "harten Dienst der Naturnothwendigkeit zur herrlichen
> Freiheit der Kinder Gottes" fortschreiten. Weiter heißt es:
> "Bildung in
> diesem Sinne ist uns daher die durch zweckmäßigen Unterricht und
> geregelteSelbstthätigkeit zu bewerkstelligende, harmonische
> Entwicklung der gesammten
> Menschenkraft zur Gottähnlichkeit."
>
> Für Frauen allerdings kann das nicht gelten, schreibt das
> "Damen-Conversationslexikon" von 1835. "Bildet sich das Mädchen für
> den Beruf, so ist das für die Ehe, oder, noch eigentlicher, für den
> bestimmtenGatten." Zu viel Bildung für das Weib könnte womöglich
> sogar schaden: "Es
> kommt nicht darauf an, daß die Bildung der Gattin eine ausgedehnte
> sei,sondern vielmehr darauf, wie sie ihre Ausbildung der ihres
> Gatten anzupassen
> verstehe, damit sich jede Schärfe seines Geistes glätte am
> Polirsteine ihres
> Gemüthes; sonst ist ihre Erziehung nur eine Nebenstimme. Kenntniß
> des Mannes
> ist das wichtigste Gesetz der Ehe für Frauen . . . Im Gefühle
> liegt der
> Gesammtwerth des Weibes; gäbe es eine allgemeine Bildung der
> Gattinnen, so
> wäre es die des Gefühls."
>
> 1936 ist Bildung etwas ganz anderes, folgt man den Ausführungen im
> Meyer-Lexikon. Bildung arbeite demnach an der "Herausbildung des
> rassischeinwandfrei geborenen deutschen Menschen zur vollentwickelten,
> willensstarken und charakterfesten Persönlichkeit im Rahmen der
> Volksgemeinschaft".
>
> Zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit
>
> Heute ist das Verständnis von Bildung ein wenig anders. Ist
> Bildung nur die
> Anhäufung von möglichst vielem Wissen? Die Betonung liegt in
> unserer Zeit
> auf praktisch anwendbaren Kenntnissen. Alles, was nicht dazu
> dient, wird
> ganz gerne als Ballast angesehen. Aus den Lehrplänen der Schulen
> sollte es
> womöglich verschwinden.
>
> Sollte in die Ausbildung von Mädchen investiert werden? Sie
> heiraten später
> ohnehin und sind dann, wenn sie mit Kindern und einem Haushalt
> zurechtkommensollen, mit ihrer Bildung unglücklich, weil sie
> ständig an verpasste
> Möglichkeiten denken müssen. Überlegungen dieser Art stammen nicht
> aus einem
> Lexikon vergangener Jahrhunderte, sie werden da und dort auch
> heute noch
> angestellt. Auf der anderen Seite wird nicht angezweifelt, dass
> Bildung eine
> Voraussetzung für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist.
> Das ist
> eine Bildung, die nicht auf einen unmittelbaren Nutzen
> ausgerichtet ist.
>
> In der abendländischen Bildungsgesschichte spielte der Gedanke
> eine wichtige
> Rolle, dass der Mensch erzogen, jedenfalls verbessert werden
> müsse. Schiller
> etwa traute in diesem Zusammenhang dem Theater sehr viel zu. Durch die
> bewegende Darstellung der Vorgänge auf der Bühne, das Kennenlernen
> denkwürdiger Schicksale und der damit verbundenen Erschütterung des
> Publikums müsse es zwangsläufig zu einer Veredelung des Menschen
> kommen.Alles, was wir gelernt haben, als "humanistische Bildung"
> zu bezeichnen,
> stand in diesem Dienst. Literatur, Musik, bildende Kunst,
> Geschichte, die
> Kenntnis des Lateinischen als Schlüssel zum Verständnis der
> Vergangenheit,gehörten zum Kanon abendländischer Bildung.
>
> Er musste erweitert werden, als die Naturwissenschaften an Bedeutung
> zunahmen. Gelegentlich wurden und werden die "musischen Fächer" auf
> der einen Seite und die Naturwissenschaften auf der anderen sogar als
> Kontrahenten gegeneinander ausgespielt. Das Bildungssystem hat diesen
> Gegensatz forciert. Im Extrem kann dies zum amusischen Techniker
> auf der
> einen Seite und zum musischen Menschen ohne Bodenhaftung auf der
> anderenSeite führen.
>
> Je rasanter das Wissen zunimmt, desto mehr wächst die Ratlosigkeit der
> Schulen, was, wie und wie viel davon sie jungen Menschen vermitteln
> sollen. Die Elterngeneration stellt mit Entsetzen fest, wie genügsam
> die Schulengeworden sind, wie spärlich das Wissen ist und wie schnell
> Desorientierungüberhand nimmt.
>
> Ein Beispiel dafür ist die Überschätzung des Bildes. Ganz Kluge
> verkündeten,dass das Zeitalter der Schrift zu Ende sei und dass
> wir uns künftig auf die
> Information durch Bilder werden verlassen können. Eine Zunahme des
> Analphabetismus war die Folge. Und es zeigt sich, dass auch zur
> Nutzung der
> neuen Medien, des Internets etwa, Lesefähigkeit eine wichtige
> Voraussetzungist.
>
> Was sich zu früher geändert hat, ist der leichtere Zugang zur
> Bildung in
> zweifacher Hinsicht. Zunächst politisch: In Österreich wurden in den
> siebziger Jahren Bildungsschranken niedergerissen. Aber auch
> praktisch: Ohne
> Schwierigkeiten lässt sich jedes Wissensgebiet durch Bücher und - noch
> einfacher - durch die elektronischen Medien erschließen. Mit
> dieser enormen
> Erleichterung sollte es, so möchte man meinen, zu einem Bildungsschub
> ohnegleichen gekommen sein. Aber davon ist erstaunlicherweise weit
> und breit
> nichts zu merken. Informationen stehen in Hülle und Fülle zur
> Verfügung, sie
> wirken von verschiedenen Seiten auf den Einzelnen ein. Hat aber
> jemand nicht
> gelernt, damit umzugehen, wird er hoffnungslos erschlagen werden.
>
> Den Umgang lernen, das heißt: Das Wichtigste ist die Fähigkeit,
> unterscheiden zu können zwischen Medienangeboten, die einzig dazu da
> sind, die Zeit mehr oder weniger angenehm vergehen zu lassen, und
> anderen, die
> verwertbar sind. Um sie verwerten zu können, muss ich im Stande
> sein, sie
> einzuschätzen als wichtig oder weniger wichtig.
>
> Der richtige Umgang mit dem Überangebot
>
> Und ich muss mir mein eigenes Bildungssystem zugelegt haben, einen
> Rastergleichsam, wo das Neue, das ich erfahre, "andocken" kann.
> Das ist die
> Voraussetzung für ein Denken in Zusammenhängen. Nur so ist es
> möglich, mit
> der Überflutung durch die Bildungs- und Informationsmedien
> zurechtzukommen,nur so kann das Chaos strukturiert werden.
>
> Die Frage lautet: Wie mache ich von diesen Angeboten am besten
> Gebrauch, wie
> ziehe ich aus ihnen für mich den besten Nutzen, ohne dass ich mich
> von ihnen
> überwältigen lasse. Darauf müssen Schulen hinarbeiten und darauf, den
> erwähnten Raster zu ziehen, um eine Struktur zu haben, die hilft,
> all das
> Neue - von dem vieles sich nur so gebärdet, als wäre es brandneu - zu
> bewerten. Mit der Maßnahme, jedem Schüler, jeder Schülerin einen
> Computer zu
> geben, ist es nicht getan, um zur eingangs erwähnten "Gottähnlichkeit"
> vorzustoßen.
>
>
>
>
> --
> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at)
> betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein
> e-mail an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im
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