SN 15 05 02 15h05
http://www.salzburg.com/sn/02/05/15/artikel/265853.html
Im Aus-Bildungs-Aus (2)
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Allgemeinbildung jenseits des Lexikonwissens
Über den Wert der Allgemeinbildung wird man sich heute allerdings leichter einig, als über den Inhalt. Wobei zumindest Einigkeit herrscht, dass Allgemeinbildung heute nicht mehr enzyklopädisch zu verstehen ist und schon gar nichts mit Millionenshow-Wissen zu tun hat. Neben der sicheren Beherrschung der traditionellen Kulturtechniken "Lesen-Schreiben-Rechnen" und der neuen Kulturtechnik IT gehört heute eine solide Grundlage in den Fremdsprachen zur Bildung, ebenso wie Lernen-Lernen, Stellen von richtigen Fragen, Bewerten von Inhalten und Kritikfähigkeit. Dazu kommen Schlüsselqualifikationen wie die Fähigkeit Informationen zu beschaffen, aus riesigen Datenmengen auszuwählen und sie in Zusammenhängen zu verarbeiten, Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten genauso wie Fähigkeit zu Kooperation und Teamwork. Derart (allgemein-)gebildete Menschen haben, so heißt es, auch eine Basis zur Teilnahme am lebenslangen Lernen. (Wobei Kritiker einwerfen, dass es gerade beim derzeit von allen Seiten gepriesenen lebenslangen Lernen nicht um Bildung, sondern nur um "permanente Um-, Zu- und Aufrüstung der Arbeitskraft" für mögliche Jobs geht.)
Für die kriselnden Allgemein Bildenden Höheren Schulen läge heute eine große Chance, zu neuen Allgemeinbildungsstätten zu werden, in mehr Wahlfreiheit, Reduktion des klassischen Kernstoffs, Kurs- und Modulsystemen, projektorientiertem Unterricht, Teamarbeit, mehr selbstständigem Lernen bis hin zur Auflösung der "Maria-Theresianischen Militärordnung der Jahrgänge" in den höheren Klassen. Die Gymnasien müssen ihre Rolle neu definieren und dabei ruhig auch Praxisbedürfnisse verstärkt berücksichtigen. So wie es gleichzeitig sinnvoll sein wird, mehr Bildung ohne kurzfristiges Zweckdenken bzw. Sprachausbildung in die Ausbildung an den BHS einfließen zu lassen.
Die unlängst als gestutzter Entwurf vorgestellte Reform der AHS-Oberstufe, die zumindest mehr Möglichkeiten zur Schwerpunktsetzung bringen soll, ist hier ein Schritt in die richtige Richtung - allerdings ein winziger.
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