S.g. Frau Laister
ich kann Sie beruhigen, ich bin nicht in eine Sprachfalle getreten. Wir sprechen nun mal mit Westenthaler und Haider gemeinsam die deutsche Sprache, und ich lasse es mir auch nicht von diesen Herrschaften vermiesen, dass ich meine Heimat liebe, auch wenn das Wort Heimat von den Rechten oft missbräuchlich okkupiert worden ist. Ich bin den Schriftstellern Peter Turrini (Heimat, deine Verrückten) und Max Frisch (Andorra, Tagebuch) sehr dankbar, dass sie auch einen linken Heimat- begriff gefestigt haben. Ich mag über diese beiden Vordenker noch hinausgehen und in Heimatliebe all das mit einbeziehen, was uns vertraut und liebenswert ist, all die Menschen, denen wir mit Achtung und Aufmerksamkeit begegnen wollen, und deswegen ist der Begriff Heimat nach meinem Verständnis eigentlich links zu Hause, dort, wo das Herz schlägt.
Auch der Kollege Zwickl hat mich falsch verstanden, wenn er meint, ich würde mit meinem Beitrag einer Gelassenheit im Schüssel´schen Sinn das Wort reden. Meine Theorie ist nicht, dass jetzt eine tatenlose Gleichgültigkeit oder eine Politik des Wegschauens angebracht wäre. Mein theoretischer Hintergrund ist Ebert, seine Theorie des gewaltfreien Widerstandes und des zivilen Ungehorsams. Das ist zielführend. Kollegin Laister, diejenigen gehen in eine Falle (oder spielen hier willig mit), die sich vom braunen Abschaum eine Drogendebatte aufzwingen lassen. Wir schauen uns lieber diese Bürgerwehr an, ob denn das wirklich die "Ehrlichen und Anständigen" sind, oder ob das Leute sind, die sich im Sonntagsgewand "freiheitlich" nennen, und im Alltagsgewand neonazistische Umtriebe liefern. Wer weiss denn, ob diese Leute die Schüler nicht fotografieren, um sie dann zu
entführen, in Folterkammern (auf Drogen) zu untersuchen, und
sollte das Fotografieren einen derart kriminellen Hintergrund haben, dann finde ich schon, dass wir ein Anrecht auf Schutz vor derartigen Umtrieblern haben. Mit Rummelplatz hat das nichts zu tun. Wenn die Bürgerwehrler anständige Leute wären, dann könnten sie ja bei der Polizei eintreten, dort gibt es Personalmangel. Warum tun sie es nicht? Klarerweise deswegen, weil sie schändliche Absichten haben, weil sie eine Schmutzgruppe sind. (Zu ergänzen ist natürlich, dass es sich um eine politischen Machenschaft handelt. Die Landes- hauptleute wollen mehr Polizei- und Gendarmariebeamte, doch diese Nulldefizit-Wahnsinns-Regierung hat sich vorgenommen tausende Dienstposten bei der Exekutive einzusparen, damit wird diese Regierung die Schuld dafür tragen müssen, wenn es zur Verunsicherung der Bevölkerung kommt.)
Noch zur Sprache: Es geht nicht um eine Auseinandersetzung mit diesen Parkstrolchen, sondern um die Meinung der unbeteiligten Grazer Bevölkerung. Und mit den Leuten dürfen wir humorvoll reden, da braucht nicht jede Wortmeldung eine wissenschaftliche Abhandlung sein. Es kommt in mir zwar kein Heimatgefühl auf, wenn ich an "Bierzelt" denke, aber ich kann trotzdem mit Menschen reden, die sich dort wohlig fühlen. Die öffentliche Meinung gehört uns, denn wir sind das Volk. Uns gehört unsere Sprache, uns gehört unsere Heimat. Wir brauchen uns in keiner Weise von Clowns einschränken lassen, die nach wie vor "außerhalb des Verfassungs- bogens" (siehe jüngste Äußerungen zum VfGH-Bericht) stehen.
Freundliche Grüße
Günter Wittek
Zudem: > Könnten Sie mich / uns vielleicht auch kurz über ihre Thesen über "Fremd-Sein aus der Fremd- und Eigenperspektive" informieren? Gibt es dafür vielleicht eine Internetadresse? Sie sind ja offenbar Epertin für den DaF (Deutsch als Fremdsprache) Unterricht? Ich möchte gerne ihre Thesen in kompakter Form nachvollziehen können.
----- Original Message -----
From: Sabine Laister
To: Erich Wallner ; Lehrerforum
Sent: Tuesday, May 14, 2002 12:11 AM
Subject: AW: LF: sprachfalle?
S.g. Herr Wallner,
Wenn Sie die Videos von der Strasse oder die Fotos vom Rummelplatz zu Hause der Omi zeigen, gibt es sicher keine Probleme. Fraglich ist, ob erstere im gegenständlichen Zusammenhang für solche oder ähnliche Zwecke gemacht werden, ohne hier jemandem etwas unterstellen zu wollen. Ich bezweifle auch, dass die Herausgabe eines Films "einfach so" gefordert werden kann, das würde ich selbst nicht wollen. Insofern war mein Kommentar "inhaltlich richtig" natürlich ungenau. Er hat sich auch eigentlich nur auf den ersten Absatz der Mail von Herrn Wittek bezogen, dessen Inhalt (aber ich betone noch einmal: NICHT Wortwahl!) ich leider als richtig empfinde. Es ist die Politik der Polarisierung, die mich anwidert, egal übrigens, ob sie von links oder von rechts gemacht wird (siehe meine Kritik an der Wortwahl).
Was, übrigens, sind "Bürgerrechte" genau?
auch neugierig
sl
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at]Im
Auftrag von Erich Wallner
Gesendet: Montag, 13. Mai 2002 23:12
An: Lehrerforum
Betreff: Re: LF: sprachfalle?
S.g. Frau Laister!
Wenn Sie Koll. Wittek inhaltlich zustimmen - woher haben Sie die Idee, daß es unzulässig sei, auf der Straße Videos aufzunehmen, oder daß jemand auf der Herausgabe des Films bestehen könne? Wenn ich am Rummelplatz ein paar Fotos mache, verletze ich doch nicht gleich die Bürgerrechte von ein paar hundert Menschen!
Mit neugierigen Grüßen Erich Wallner
Sabine Laister wrote:
> inhaltlich richtig, herr wittek. ich wundere mich schon die längste zeit, warum niemand so simple sachliche grundlagen wie rechtliche fragen für > filmaufnahmen aufs tapet bringt. aber bitte. > inhaltlich richtig, wie gesagt. aber wollen sie sich wirklich mit einer > diktion, die sich der "wurschtel-sherriffs" und "komiker" bedient, auf genau > jenes niveau begeben, auf das haider und westenthaler ständig versuchen, die österreicherinnen und österreicher zu reduzieren? >
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at]Im
> Auftrag von Günter Wittek
> Gesendet: Montag, 13. Mai 2002 19:15
> An: Lehrerforum
> Betreff: LF: Re: AW: Schmutzgruppe u. A..
>
> Liebe Ilse
>
> diesmal kann und will ich die Aufregung um diese Wurschtel-Sheriffs
> nicht nach- und mitvollziehen, weil ich der Meinung bin, dass genau das
> das Ziel der faschistoiden Gruppe ist. Nämlich Aufsehen zu erregen,
> um nachher voller Empörung in einen Wahlkampf gehen zu können,
> in dem vom Versagen gegenüber der Drogenkriminalität die Rede
> sein wird.
>
> Ich bin dafür, dass diese Personen als "Living-Targets" für den
> Spott der Schüler da sein sollen, denn in Wahrheit sind sie nichts
> anders als höchst lächerliche Figuren. Diese Komiker können
> niemanden "das Handwerk legen", denn wenn sie "einschreiten",
> dann sind sie selber fällig. Und wenn sie Schüler fotografieren,
> dann werden unsere Grazer Kollegen die Schüler hoffentlich
> rechtlich kompetent informieren, dass sie auf Herausgabe des
> Films bestehen können, nötigenfalls mit Unterstützung der Polizei.
> Die Jugendlichen sind mit Handys sicher gut ausgerüstet, somit
> wird der Jux bald vorbei sein.
>
> Der Volksmund wird ihnen schon bald die richtigen und
> passenden Namen geben, da bin ich mir sicher. Die Schatten der
> 30er Jahre sehe ich - in diesem Zusammenhang - nicht aufziehen,
> wohl aber bedeutet ihr Auftreten eine erhebliche Mehrarbeit für
> die Grazer Polizei, weil sie hat nun eine Personengruppe, die es
> (wegen Verdacht auf Amtsanmaßung) zu observieren gilt.
>
> Günter Wittek
>
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