Liebe KollegInnen,
Timo Davogg wrote:
> ORF.at vom 20 05 02
> AHS-Lehrer fordern "Krisenstunde" im Stundenplan
>
> Die Gewerkschaft der Mittelschullehrer fordert eine zusätzliche Stunde
> für Aussprachen über schulische und private Probleme. Damit könne, so
> die Lehrer, Gewalt an den Schulen verhindert werden. Diese Stunden
> sollen von den Klassenvorständen abgehalten werden. Diese sollten
> gemeinsam mit den Schülern gewaltfreie Lösungsansätze entwickeln,
> sagte der Chef der AHS-Lehrergewerkschaft, Helmut Jantschitsch,
> gestern in der ZiB. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) hält den
> Vorschlag für
> konstruktiv: Man müsse dies aber nicht flächendeckend machen, die
> Schulen sollten selbst über den Bedarf entscheiden.
Die letzte Sitzung der Bundessektionsleitung AHS war am 6.5., da war die KV-Frage nur insofern ein Thema, als mitgeteilt wurde, dass GÖD-Verhandlungen zum ARGE-lehrerInnen-Paket (KV, Kleine Klasse, Anfangsbezüge-Gehaltsschema, IIL-Verbesserungen) bisher nicht stattgefunden haben. Es gab und gibt auch keine Information der Bundesleitungsmitglieder über Vorgespräche, Gespräche oder Verhandlungen und keine Hinweise auf neue Forderungen zur KV-Frage. Die Forderung unserer Bundessektion, die allgemein bekannt ist: nicht "Krisenstunde", sondern Wiedereinrechnung in die Lehrverpflichtung, erst des KV, dann von Kustodiat + BildungsberaterIn.
Es gibt allerdings in Zusammenhang mit BBG, Warnstreik und den Boykottmaßnahmen einen Vorschlag von Elternseite, deren Verband uns in der KV-Frage unterstützt: es soll wieder die KV-Einrechnung geben + dazu auch eine zusätzliche fixe KV-Stunde, fix im Stundenplan, aber nicht als fixe Kokoko oder so ähnliche Stunde in der Klasse, sondern als eine Art individueller Sprechstunde für die SchülerInnen und bei Bedarf auch als Stunde mit der ganzen Klasse. Was Kollege Jantschitsch der ZiB vorgestellt hat, entspricht diesem Eltern-Vorschlag. Bei den Überlegungen der Eltern spielte der zusätzlichen Werteinheitenbedarf, der je nach Wertigkeit dieser KV-Stunde (Lehrveropflichtungsgruppe/LehrerInnenstunde oder Beamtenstunde) und je nach Stundentafel (+1 Stunde je Schulstufe, auch wenn diese nicht jede Woche als Klassenstunde gehalten wird) unterschiedlich ausfällt. An eine schulautonome und kostenneutrale Lösung haben die Eltern eher nicht gedacht.
Positiv an der APA-Meldung: Ein Lehrergewerkschafter konnte die pädagogische Bedeutung der Arbeit der Klassenvorstände in der ZiB darstellen können, im Vorfeld der von der GÖD angestrebter KV-Verhandlungen mit dem Dienstgeber. Vielleicht hat es sogar schon irgendwelche Gespräche zur KV-Frage im Ministerium gegeben haben, allerdings keine GÖD-Verhandlungen, denn dann würde nicht die AHS-Sektion etwas fordern, sondern der GÖD-Verhandlungsausschuss berichten. Vielleicht waren/sind es inoffizielle AHS-Vor-Gespräche auf fraktioneller oder ÖPU-Ebene (vgl. Oberstufenreform - "ÖPU-aktiv!"), die zu offiziellen Verhandlungen des Ministeriums mit dem GÖD-Verhandlungsausschuss führen könnten.
Für die Frau Minister war das Abgehen der "Gewerkschaft der Mittelschullehrer" von der bisherigen Forderung nach KV-Wiedereinrechnung die "konstruktive" Hauptsache. Ob beim Formulieren dieser neuen, weniger gewerkschaftlichen als pädagogischen KV-Position auch der FSG-Vorsitzendenstellvertreter Kollege Zahradnik eingebunden war, oder ob die Kollegen Jantschitsch und Weißmann von der FCG stellvertretend für alle anderen agiert haben, ist der APA-Meldung nicht zu entnehmen). Ohne innergewerkschaftliche Diskussion und ohne BSL-Beschluss ist eine neue Forderung kreiert worden und die Ministerin hat sie schon aufgegriffen und schulautonom-kostenneutral an die Schulen weitergereicht: Sie sieht den offensichtlichen pädagogischen Sinn und die aufatmenden Eltern und darüber hinaus keine Notwendigkeit für eine bundeseinheitliche Regelung, d.h. es gibt seitens des Dienstgebers weiterhin keine Bereitschaft zu einer Investition in Schulqualität. Schulautonom heißt spätestens seit dem Lehrplan 99, dass jede schulautonome Zusatzstunde die dazu benötigte Werteinheit/Stunde einem anderen Fach wegnehmen muss.
Die gewerkschaftliche Forderung nach Wiedereinrechnung der KV-Stunde in die Lehrverpflichtung, nach zusatzlichen Dienstposten/Werteinheiten als Voraussetzung für diese für SchülerInnen und Schulklima wichtigen unregelmäßigen Klassenstunden ist der APA-Meldung nicht zu entnehmen.
Reinhart Sellner, ÖLI-UG Vertreter in der BSL 11
p.s. Zusätzliche Werteinheiten für zusätzliche LehrerInnenarbeit sind auch bei der neuen Oberstufe und bei der Informatik/IKT-Einführung als Pflichtgegenbstand notwendig und von den begutachtenden Gewerkschaften einzufordern - die Regierungsvorlage zur SCHOG-Novelle ist noch bis 7.6. zu begutachten, sie ignoriert die Frage der personellen und materiellen Ressourcen.
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