S.g. Kollege Zwickl!

Für eine Beteiligung an einer Diskussion bedarf es keiner Entschuldigung, umso weniger, als Koll. Laister sowieso ausgestiegen ist. Meine Kommentare füge ich ein:

> Josef Zwickl wrote:

> Sehr geehrter Kollege Wallner
> Entschuldigen Sie, wenn ich mich in die Diskussion mit Kollegin Laister > einmische. Aber ich komme nicht umhin, hier einige Gedanken einzubringen. > Betreffend Wehrmachtsausstellung: Ich möchte Ihre Frage an Koll. Laister mit > einigen Gegenfragen an Sie beantworten: > Wurde Ihrer Meinung nach im Zuge der Wehrmachtsausstellung ausreichend > zwischen braven und grauslichen Wehrmachtssoldaten differenziert? War die > begleitende Polarisierung in irgend einer Form konstruktiv? Haben jetzt die > seinerzeitigen Pro- und Contrademonstranten eine gemeinsame Lösung gefunden, > um das "Problem" endgültig vom Tisch zu wischen?


E.W.: a) Ob ausreichend differenziert worden ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich die Ausstellung nicht gesehen habe. Mein diesbezügliches Urteil wäre aber sowieso wertlos, weil es gewiß immer ein paar Leute gibt, für die die Differenzierung NICHT ausreicht - dieses Urteil traue ich mir aus meiner Lebenserfahrung zu fällen.
b) Ob die begleitende Polarisierung konstruktiv war, hängt wohl (ebenfalls) vom politischen Standpunkt ab - meiner Meinung nach ja, weil wieder einmal die mangelnde Vergangenheitsbewältigung hierzulande bewiesen wurde; daraus folgt z.B. ein bekräftigter Auftrag an den Geschichtsunterricht.
c) Wie kann man eine gemeinsame Lösung zu Kriegsverbrechen finden, wie kann man 10.000e von Leichen "endgültig vom Tisch wischen"?


> Abtreibung: Ist Ihrer Meinung nach diese Frage wirklich so gelöst, dass alle > zufrieden sein können? Gerade diese Auseinandersetzung zeigte ganz deutlich, > dass im Zuge von gesellschaftlicher Polarisierung erstens eklatante > Unwahrheiten verbreitet werden konnten und schlussendlich gemäß der > politischen Mehrheit (Absolute!!!) entschieden wurde. Oppositionelle > Gedanken mutierten zur Bedeutungslosigkeit. Real existierende Gegensätze > wurden in dieser Angelegenheit überhaupt nicht ausdiskutiert. Wie viele sind > noch heute über diese Entscheidung frustriert?


E.W.: a) Von Bischof Krenn bin ich mir sicher, daß er nicht zufrieden ist.
- Haben Sie übrigens eine Erklärung dafür, warum sich Schwarz-Blau (wo sich sicher die Mehrheit der Unzufriedenen findet) hüten, die Freigabe der Abtreibung rückgängig zu machen? Haben Sie weiters eine Erklärung dafür, warum die ÖVP ca. 1993 (zusammen mit der SPÖ) den ZWANG zur Tötung menschlichen Lebens gesetzlich festschrieb (überzählige künstlich befruchtete Eizellen dürfen nicht länger als zwei - oder drei? - Jahre aufbewahrt werden), ohne daß sich eine einzige Stimme des Protests aus den Reihen der selbsternannten "Lebensschützer" rührte?
b) Was meinen Sie mit "eklatante Unwahrheiten"?


> Hainburg: Glauben Sie, dass unter Kreisky die Polarisierung auch auf diese > Art gelöst worden wäre? Da hätte die ganze Polarisierung nichts genützt.


E.W.: Ich verstehe nicht, worauf Sie mit dem Verweis auf Kreisky hinauswollen. Auf was für einen Nutzen spielen sie an mit dem Verb "genützt"?


> Sachprobleme, die zu einer Spaltung der Gesellschaft führen, müssen > irgendwann auch einer Lösung zugeführt werden.


E.W.: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie ein paar Zeilen weiter oben genau das der SPÖ vorgeworfen, als diese die Frage Abtreibung "einer Lösung zuführte".

> Sinowatz hatte Glück mit der
> Hainburg-Nachdenkphase. In der Zwischenzeit bot sich das Projekt Freudenau > an und danach war es wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll, ein Donaukraftwerk > zu bauen. Aber die meisten anderen Probleme müssen einer Lösung zugeführt > werden. Je mehr im Vorfeld einer solchen Entscheidung polarisiert wird, > desto größer ist der Frust der Benachteiligten. Und Frust ist ein schlechter > Ratgeber. Wen ich in meiner Klasse ein Thema stark polarisere, werde ich > nach einer endgültigen Entscheidung wohl größere Probleme mit den > Unzufriedenen haben als wenn ich alle Probleme sachlich diskutiere und > Polarisierung tunlichst vermeide.


E.W.: a) Erklären Sie mir doch bitte am Beispiel des Milosevic-Prozesses, wie man Polarisierung vermeiden kann.
b) Wieso definieren Sie in Ihrem letzten Satz "Polarisierung" als das Gegenteil von "sachlich diskutieren"? Wenn mir der Staatsanwalt einen Mord vorwirft und mein Verteidiger meine Unschuld beweisen will, dann sind das doch z.B. zwei Standpunkte, die polarer nicht sein könnten - wer wollte jedoch behaupten, daß in einem Mordprozeß nicht sachlich diskutiert und argumentiert werden kann?


MfG
Erich Wallner




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