Liebe Kollegin Kranz, ich befürchte, Sie sehen die BHS doch etwas falsch:
>viele berufbildende höhere schulen haben de fakto einen nummerus
>clausus,
>sprich: für die aufnahme ist bereits ein bestimmter notendurchschnitt
>erforderlich,
>
Wie unsere informellen Tests zeigen, die wir bei den neuen Schülern in
den ersten Wochen durchführen, sind Noten leider wirklich kein Hinweis
auf das tatsächliche Können. Welche bessere und gerechtere Methode
empfehlen Sie aber unserem SGA, wenn Sie z.B. an der Informatikabteilung
nur 50% der Bewerber aufnehmen können?
> weil nur begrenzt schülerInnen aufgenommen werden können - und das
>wiederum, weil es an ressourcen mangelt.
>
Vor allen Dingen können Sie bei dieser Bezahlung und dem Image nur
selten Fachleute finden, die ihren bisherigen Job aufgeben und als
Lehrer tätig sein wollen.
>dass bei derart überfüllten klassen auch noch "rausgeprüft" wird, kann
>ich nicht beweisen. der verdacht besteht aber, wenn die "nicht
>genügend" nur so fliegen (auch bei schülern, die mit einem
>ausgezeichneten erfolg in eine weiterführende schule wechselten) und in
>der klasse gefragt wird, ob nicht endlich ein paar das handtuch werfen
>und die schule verlassen wollen.
>
Korrigieren Sie einmal unsere Einstiegstests (alles nur Stoff der
7.Schulstufe), dann werden Sie sich über die bisherigen ausgezeichneten
Erfolge wahrscheinlich auch wundern. Aber dieses Thema möchte ich nicht
überbewerten. Bekanntlich jammern auch die Unis über das Niveau der
Maturanten.
Die 5er fliegen deshalb, weil die Schüler es nicht gewohnt sind, ein
Thema wirklich konsequent zu lernen (z.B. Grundlagen der
Elektrotechnik), dadurch überfordert sind, von zu Hause keine
Unterstützung erhalten können (die Eltern können weder abprüfen noch bei
Beispielen mitarbeiten, da dies eben ein Spezialstoff ist) und
irgendwann geistig aussteigen.
Das Hauptproblem liegt meiner Meinung nach darin, dass viele Schüler mit
völlig falschen Anschauungen und Voraussetzungen in die BHS kommen. Wenn
ich mir von der Elektronik/Informatik erwarte, vom ersten Tag an lustige
Computerspielchen zu treiben und statt dessen die Kirchhoffschen Gesetze
auf komplizierte Netzwerke anwenden muss (und dazu sogar
Gleichungssysteme lösen können sollte), dann werde ich bald frustriert
aufgeben.
Eine Frage habe ich aber schon an Sie: wieso drängen eigentlich die
Schüler in diese überfüllten, brutalen, hinauswerfenden BHS? Es gibt
einerseits viel mehr AHS - also logischerweise weniger Fahrschüler,
kleinere Schülerzahlen, mehr Vielfalt... - als BHS und andererseits
entnehme ich Ihren Worten, dass die AHS für die Schüler viel angenehmer
sei. Außerdem dauert die BHS 5 Jahre, die AHS-Oberstufe nur 4 (BORG
ausgenommen).
>man arbeitet dann mit einer kleinen elite weiter.
>
Ich korrigiere gerade mathematisch-naturwissenschaftliche
Reifeprüfungsarbeiten. Leider erblicke ich unter etwa 60 Kandidaten nur
zwei eventuelle Elitefälle. Und diese "kleine Elite" umfasst immer noch
mehr Schüler in den Maturaklassen als in so mancher AHS-Klasse. (Leider
wird sich das in Kürze ändern, wenn ich so hier mitlese, wie sich die
Schülerzahlen in den AHS rapide nach oben schrauben!)
> der rest soll schauen,
>wo er bleibt.ob österreich sich derartiges auf dauer leisten kann?
>
Ich darf Sie beruhigen: die meisten unserer Abbrecher werden
qualifizierte Lehrlinge und dann Facharbeiter . Von denen haben wir in
Österreich VIEL zu wenig.
(Um hier sachlich weiterzudiskutieren bräuchte ich eine Aufstellung, was
aus den verschiedensten Absolventen bzw. Abbrechern geworden ist.)
mfg
E.Ganspöck
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