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Artikel von kurier.at:

„Von der FPÖ nicht treiben lassen“
AHS-Gewerkschafter warnt ÖVP, Aus für Pragmatisierung zuzustimmen. An den Gymnasien gärt es. „Es gibt eine Enttäuschung und Verbitterung, wie ich sie noch nie erlebt habe“, schildert AHS-Lehrergewerkschaftschef Helmut Jantschitsch die Stimmung an den Höheren Schulen.

Anlass für den Frust

Anlass für den Frust der Pädagogen ist die beabsichtigte Abschaffung der Pragmatisierung. Die Österreichische Professoren Union, eine Wählergemeinschaft aus FCG, ÖAAB und der Vereinigung Christlicher LehrerInnen, hat an 133 Schulen in vier Bundesländern (Wien, OÖ, Steiermark und Tirol) Unterschriften gegen dieses Vorhaben gesammelt – 4821 (von rund 14.000 möglichen) kamen zusammen und werden im Juni Bildungsministerin Elisabeth Gehrer überbracht. „Allein in Wien haben 2509 der 5600 AHS-Lehrer die Aktion unterstützt. In Oberösterreich waren es 1343 von 2700“, freut sich Initiator Michael Dobes. „Das zeigt, dass wir das Herz der Kollegen angesprochen haben.“

„Gefahr, ins Schussfeld zu geraten“

Der Grund, warum sich die Pädagogen wehren, sei ein anderer als noch vor ein paar Jahren, sagt Jantschitsch im KURIER-Gespräch. „Früher war die Pension der Hauptgrund, warum jemand pragmatisiert werden wollte.“ Mittlerweile befürchteten die Lehrer politische Einflussnahme: „Sie sehen die Gefahr, ins Schussfeld zu geraten, wenn sie, etwa in Geschichte oder Politischer Bildung, methodisch und inhaltlich so vorgehen, wie sie es für richtig erachten und es der Wissenschaft entspricht.“ Die Lehrer agierten als Gutachter in einem sehr sensiblen Umfeld, ergänzt Dobes: „Sie benötigen verstärkten Schutz vor Druck von Seiten der Eltern und Vorgesetzten.“ Da der Bund Monopolist sei („Und das finde ich gut“), gebe es keinen Arbeitsmarkt, meint Jantschitsch: „Passe ich einem Arbeitgeber politisch nicht in den Kram, bin ich nicht nur von dieser Schule, sondern bundesweit weg.“

„Da gibt es keine Kompromissbereitschaft“

Genährt werde diese Angst durch die Haltung der FPÖ den Lehrern gegenüber: „Die Feindseligkeit, die Attacken aus durchsichtigen Motiven machen die Bedeutung des Kündigungs- und Willkürschutzes wieder bewusst. Daran darf nicht gerüttelt werden. Da gibt es keine Kompromissbereitschaft.“ Die Droh-Botschaft des schwarzen Gewerkschafters gilt vor allem der Kanzlerpartei: „Selbst Kollegen, die der ÖVP sehr lange zugetan waren, sind verbittert.“ Sie wäre auch im Hinblick auf die Nationalratswahl gut beraten, „sich nicht von der FPÖ treiben zu lassen. Man sollte für die Ortsbildpflege viel tun, nicht für die Feindbildpflege“, mahnt Jantschitsch. „Wenn die ÖVP meint, damit gut zu fahren, soll sie es tun. Es ist aber sehr ungeschickt.“

„Man sollte für die Ortsbildpflege viel tun, nicht aber für die Feindbildpflege.“ Helmut Jantschitsch

„Es gibt keine Kompromissbereitschaft beim Kündigungs- und beim Willkürschutz.“ Helmut Jantschitsch

Karin Leitner (Kurier Printausgabe)


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