S.g. Kollegin Schindler!
1. Ich unterstelle nicht den Schulbuchautoren Unfähigkeit, solange diese die Forderungen des Lehrplanes umzusetzen haben, weil ihre Bücher sonst nicht approbiert werden.
2. Mit "Grammatik" meine ich nicht Über-Drüber-Konstruktionen wie absolute participle oder subjunctive, sondern ganz einfach: word order, adverb, present perfect tense, if-clauses, relative clauses, reported speech, Artikelgebrauch usw. DAS sind die Kapitel, die viel zuwenig geübt werden und daher nicht ordentlich sitzen. Urteilen Sie selber, ob diese Dinge "im täglchen Sprachgebrauch verwendet" werden oder nicht.
3. Über die Qualität der Arbeit der BHS-KollegInnen kann ich nicht urteilen.
Allerdings kann ich mir schon vorstellen, daß es z.B. bei englischer Handelskorrespondenz einigermaßen auf formale Richtigkeit ankommt, und daß daher auf die entsprechenden Grundlagen Wert gelegt wird.
4. Was "seitenweises Übersetzen" mit unserem Diskussionsgegenstand zu tun hat, habe ich nicht verstanden.
5. Ich ging von der Aussage von Koll. Kranz aus, daß viele SchülerInnen in den BHS u.a. in Englisch scheitern (ob sie damit Recht hat, könnten nur Diskussionbeiträge von BHS-KollegInnen klären).
Falls Koll. Kranz aber Recht hat - worin besteht dann eigentlich die von
Ihnen behauptete Verantwortung für das Schicksal Ihrer "Schüler in weiterführenden Schulen"? Was für Konsequenzen haben Sie zu tragen, falls Sie zu viele Versager produzieren?
6. Wenn Sie die Nahtstellenproblematik unter dem Aspekt sehen, daß die weiterführenden Schulen zu wenig auf den Lehrplan der Unterstufe schauen, dann treffen Sie den Nagel auf den Kopf - aber ungewollt.
Das Problem besteht nämlich gerade darin, daß das Pferd vom Schwanz her
aufgezäumt wird. Anstatt zuerst das Ziel zu definieren ("Was soll ein Schüler nach acht Jahren Englisch eigentlich können?") fängt man damit an, Lehrpläne aufsteigend zu verfassen. Am Schluß überlegt man sich dann, was für eine Art von Matura halbwegs zu dem paßt, was man zuvor in die Lehrpläne hineingeschrieben hat.
Für die AHS heißt das in der Praxis, daß der hoffungsvolle Maturant ein
Dutzend "Textsorten" zu verfassen imstande zu sein glaubt: "When I learn Englisch since eight years, I must be good, isn't it?" Tatsächlich macht er aber nach wie vor elementare technische Fehler. Diese auszubügeln sollte aber nicht die Aufgabe der Oberstufe bzw. der BHS sein - das Rüstzeug sollten die Schüler bereits aus der Unterstufe mitbringen. (Wie Sie sehen, behaupte ich auch nicht, daß die AHS-Unterstufe immer gut funktioniere.)
Es gäbe noch viel zu sagen, aber vielleicht geht die Diskussion ja noch weiter.
MfG
Erich Wallner
Isi wrote:
> Werter Kollege Wallner!
>
> Als Hauptschullehrerin für Englisch möchte ich zu einigen Ihrer Äußerungen > Stellung nehmen. > > >>....dann kann ich mir gut vorstellen, daß daran die Englisch-Pädagogik >> > schuld > >>ist, wie sie in den Unterstufen-Lehrbüchern gepflegt wird. >> > > Ich finde es außerordentlich anmaßend, solche "Vermutungen" auszusprechen. > Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie damit den Autoren Unfähigkeit > unterstellen? > > >>... und daß ich mit dem läppischen Quantum an Grammatik, welches die >> > Unterstufen-Lehrbücher > anbieten, bei weitem nicht das Auslangen finde. Ich > drille also in der Unterstufe Grammatik > auf die ganz konservative Tour, > > Klar, Grammatik lässt sich gut drillen und ganz einfach abprüfen. Ob sie - > wie in einigen der konservativen Grammatikbücher dargestellt - auch im > täglichen Sprachgebrauch verwendet wird, steht auf einem anderen Blatt. > > >>und bekomme von meinen BHS-Abgängern immer das gleiche feedback: ihre >>Englischnoten sind dort i.d. Regel um einen Grad besser als bei mir in der >>AHS-Unterstufe. >> > > No na net, dort wird in vielen Fällen gleich gearbeitet! > >
>> Das Problem der Hauptschul-Englischlehrer scheint mir zu
>>sein, daß sie nie
>>für ihre Arbeit einstehen müssen - sprich für Matura-Ergebnisse >>geradestehen. >> > > Interessant! Als Hauptschullehrerin muss ich Ihrer Meinung nach also nicht > für meine Arbeit einstehen. > Das muss ich sehr wohl. Ich bin mitverantwortlich, wie sich meine Schüler in > weiterführenden Schulen bewähren. Das ist aber eine äußerst schwierige > Gratwanderung, denn ich muss auch dem Lehrplan entsprechen und der sieht zB > NICHT vor, dass seitenweise übersetzt wird, oder dass schwierigste > Grammatikkonstruktionen gepaukt werden, die im tägliche Sprachgebrauch kaum > mehr Anwendung finden. > > Ich bin mir der Nahtstellenproblematik (auch der zwischen VS und HS/AHS) > durchaus bewusst, die meiner Meinung nach einfach durch zu wenig oder gar > keine Kommunikation entstanden ist. > Ich denke, dass es notwendig ist, dass sich die Kollegen der weiterführenden > Schulen einmal den Lehrplan der Unterstufe anschauen, der nebenbei gesagt > auch für die AHS gilt, und darauf ihre Arbeit aufbauen. > > Solche Schuldzuweisungen sind für ein Miteinander nicht förderlich, denn > sitzen wir nicht alle in einem Boot, das in den letzten Monaten ein > ziemliches Leck abbekommen hat? > > Ilse Schindler > Hauptschullehrerin > 9500 Villach > isi@net4you.at > > > > > -- > Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) > betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail > an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im > Nachrichtentext. > > >
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