Sehr geehrter Herr Kollege Wild,
liebe MitleserInnen

Sie sollten bitte besser nicht alles glauben, was der Herr Koll. Weißmann schreibt. Von einer seriösen Weiterentwicklung der AHS-Oberstufe sind wir unter dieser Regierung wohl mindestens eine Legislaturperiode entfernt. Da ist ja keine seriöse Vorbereitungsarbeit geleistet worden, die Frau Minister hat nichts vorzuweisen.

Ich stimme Ihnen zu, dass der Vorschlag des Abg. Schweitzer alles andere als gut durchdacht war, es war eher ein Rülpser des Unbehagens innerhalb der Koalition. Aber immerhin! Bisher hat die FPÖ ungeschaut der ÖVP die Bildungspolitik überlassen, und deswegen hat sich die ÖVP auch so aufgeführt, als hätte diese 27-Prozent-Partei eine absolute Mehrheit, jedenfalls ist die Ministerin stets mit einer derartigen Arroganz aufgetreten. Wenn das jetzt vorbei ist, dann wäre allein das schon ein Grund zum Feiern.

Um nicht falsch verstanden zu werden, betone ich nochmals, dass die Parteien jetzt gut beraten sind, wenn sie uns alle, - alle, die sich zu Wort melden möchten - in die Diskussion mit einbeziehen und signalisieren, dass es eine nennenswerte, eine solchen Namen ver- dienende Oberstufen- und Maturareform geben wird, und zwar in absehbarer Zeit ... - und mit einem festgelegten Terminplan. Denn die Floskel "nach Abschluss eines Meinungsbildungsprozesses unter fachkundigen Personen" klingt in meinen Ohren wie eine Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Wenn wir auf Ergebnisse der Leute warten, die von der fcg mit dem Titel "fachkundige Personen" geadelt werden, dann heißt das in Wahrheit, dass es niemals eine zeitgemäße Reform im österreichischen Schulwesen geben wird.

Ich finde den Gedanken einfach schön und erfrischend, der ÖVP einmal klar zu zeigen, wie bedeutend sie in Wahrheit ist, und das selbst eine Zweidrittelmehrheit im Parlament gegen die ÖVP zu einem Schulgesetz zustandekommen könnte. Das wird diese Herrschaften munter machen und - wetten, dass diese Herschaften jetzt von ihrem grundsätzlich alles blockieren abgehen werden. Und das gefällt mir.

Und wenn ich lese, um gleich auch auf Koll. Zwickl zu antworten, dass die Vorschläge des Ex-Koll. und Abg. Schweitzer auf mehr Einsparungen und Leistungen zum Nulltarif hinauslaufen, dann mögen das vielleicht auch seine Vorstellungen und Hintergedanken sein, aber dafür bekommt er sicher keine Mehrheit zusammen. Bis jetzt war es doch so, dass sich der Abg. Schweitzer sehr weit an die Vorschläge der SPÖ angenähert hat, und vielleicht schafft er auch noch die letzten Hürden. Wir werden es sehen. Er hat hinter sich ja überhaupt keine Lobby im Bildungsbereich, auf die er Rücksicht nehmen müsste. Daher eignet sich für die FP die Bildungspolitik so vorzüglich, um der VP jetzt eins auszuwischen. (Auch nicht zu übersehen, dass es wahrscheinlich nur ein taktisches Manöver ist etwa im Postenschacher um Positionen im ORF für eine bessere
Ausgangsposition der FP im Wahlkampf). Aber wie auch immer,
wenn das zu unserem Vorteil ist, dann nur zu, Herr Abg. Schweitzer.

mit freundlichen Grüßen
Günter Wittek


----- Original Message -----
From: Erich Wild
To: Lehrerforum
Sent: Saturday, June 01, 2002 5:48 PM
Subject: LF: Re: Re: Stellungnahme zu FP-"Matura-Vorstellungen"

> Mag. Azevedo Weißmann schrieb:
>Eine Weiterentwicklung der Reifeprüfung ist als Konsequenz der (vom
>Nationalrat noch nicht einmal beschlossenen) Weiterentwicklung der
>AHS-Oberstufe durchaus denkbar. Sie ist nach Abschluss eines
>Meinungsbildungsprozesses unter fachkundigen Personen durch eine
>Änderung der Reifeprüfungsverordnung zu ermöglichen.

Zu dieser Meinungsäußerung repliziert Koll. Wittek:
> Die selbstherrliche Art der Gesprächsverweigerung über Veränderungen
> im österreichischen Schulwesen sind selbst dem Koalitionspartner schon
> zu viel.

Sehr geehrter Herr Kollege Wittek,
Ich vermag Ihrer Argumentationslinie nicht zu folgen. Ich sehe in der Äußerung des Vorsitzenden des Zentralausschusses keine Gesprächsverweigerung, sondern berechtigte Einwände gegen einen wohl nich besonders durchdachten Vorschlag des Abg. Schweitzer. Die Schule ist kein Experimentierrummelplatz, Reformvorschläge sollten wohl besser durchdacht sein, bevor man damit an die Öffentlichkeit geht. Zumindest wenn man als Volksvertreter am Gesetzgebungsprozess unmittelbar beteiligt ist. Erich Wild





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