03.06.2002 19:27 MEZ derstandard.at

Arbeitslosigkeit steigt und steigt

Entspannung am heimischen Arbeitsmarkt nicht in Sicht -
Im Mai neuerlich kräftiger Anstieg um 18,9 Prozent auf 207.800 Jobsuchende

Wien - Die allseits erhoffte Entspannung auf dem österreichischen Arbeitsmarkt rückt in weite Ferne. Zwar sagen Arbeitsmarktexperten, dass die Beschäftigungsauswirkungen einer verbesserten Konjunktursituation immer erst ein bis zwei Quartale nach einer allgemeinen wirtschaftlichen Erholung zu sehen sind, doch im Moment bremsen sich nicht einmal die Zuwachsraten bei den Arbeitslosenziffern spürbar ein.

Konkret stieg laut Vorstandsvorsitzendem des Arbeitsmarktservice Österreich, Herbert Buchinger, im Mai die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen im Vorjahresvergleich um 18,9 Prozent oder 33.000 auf 207.800 Jobsuchende. Offiziell werden die Daten gemeinsam mit der Beschäftigungsstatistik des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger erst heute, Dienstag, verlautbart. Insofern gibt es noch keine Aufstellung nach den am stärksten betroffenen Branchen oder Altersgruppen. Nach regionaler Betrachtung zeigt sich allerdings, dass österreichweit kein einziges Bundesland mit sinkenden Arbeitslosenzahlen aufwarten kann. Den relativ stärksten Anstieg mit einem Plus um 28 Prozent oder 4900 zusätzlichen Arbeitslosen meldet Oberösterreich, in Prozentwerten dicht gefolgt von Wien.

46 Prozent aus Wien

In der Bundeshauptstadt waren im Mai um 27 Prozent mehr Menschen arbeitslos als im Mai des Vorjahres. In absoluten Zahlen entspricht dies einem Wert von 15.200 zusätzlichen Arbeitslosen, womit rund 46 Prozent des bundesweiten Gesamtanstieges der Arbeitslosigkeit allein auf Wien entfallen. Relativ am besten abgeschnitten hat im Mai Tirol. Dort stieg die Arbeitslosigkeit mit einem Plus von zwei Prozent oder 300 zusätzlichen Arbeitslosen vergleichsweise moderat. Die Arbeitsmarktdaten zeigten, so Buchinger, dass die "Konjunkturerholung doch noch nicht da ist". Das AMS hätte für den Mai bereits mit einem "deutlichen Abflachen" der Zuwachsraten in der Arbeitslosenstatistik gerechnet. Wie die Übersicht seit Jahresanfang 2001 zeigt, steigt die Arbeitslosigkeit seit dem No 4. Spalte vember des Vorjahres Monat für Monat um mehr als 30.000 Betroffene an. Buchinger: "Ich rechne bestenfalls im heurigen November oder Dezember mit erstmals wieder sinken den Arbeitslosenzahlen im Vorjahresvergleich. Aber wahrscheinlich wird das erst 2003 gelingen."

Keine Trendwende

Auch Wirtschaftsforscher sind über die Mai-Arbeitsmarktdaten enttäuscht. "Das ist sicherlich keine Trendwende", hieß es beim Wifo. Dort wurde für das Gesamtjahr 2002 eine auf 6,7 Prozent beziehungsweise 3,9 Prozent (nach
EU-Methode) steigende Arbeitslosenquote prognostiziert. Erst im kommenden Jahr rechnet das Wirtschaftsforschungsinstitut mit einem Sinken der Arbeitslosenquote auf 6,5 beziehungsweise 3,8 Prozent, was in absoluten Zahlen einer Differenz von 8000 Arbeitslosen entspricht.

Der größte Unsicherheitsfaktor dabei ist, dass bei dieser Prognose für 2003 ein kräftiges Wirtschaftswachstum um 2,8 Prozent unterstellt wurde. Fällt der erwartete Konjunkturaufschwung im zweiten Halbjahr 2002 schwächer aus, sei denkbar, dass es erst 2004 zu einer echten Trendwende auf dem Arbeitsmarkt kommt. (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 4.6.2002)
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Tja, dafür ham wir ja jetzt das +/- 0-Defizit!
Aber keine ordentliche Beschäftigungspolitik, trotz Eff-Regierung. Warum nicht?

Ronald Eidenberger
1060 Wien
sattsam bekannt



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