karl.digruber@gmx.at schreibt:
>Aus Erfahrung weiß ich, dass nun einmal für viele Schülerinnen und
>Schüler - aus unterschiedlichen Motiven - eine höhere Schule nicht das
>Richtige ist.
sg. kollege!
selbiges sprach vor langer zeit meine volksschullehrerin und unternahm ihr möglichstes meinen wechsel in eine AHS zu verhindern. mein lebensweg verlief dennoch ganz anders, als sie es sich für mich vorstellte. weil meine eltern und vor allem ich wussten, was für mich richtig ist.
>Daneben gibt es natürlich viele Schülerinnen und
>Schüler, die leistungssmäßig nicht entsprechen
wenn schülerInnen von 13 erreichbaren punkten 11 schaffen und dafür nur ein befriedigend erhalten oder bei vier rechtschreibfehlern in einem eineinhalb seitigen diktat (A4 seiten dicht beschrieben) bereits ein nichtgenügend (hätte ich gerne so manchen kollegen hier machen lassen), werden Sie mir nicht einreden, dass solche schülerInnen "leistungsmäßig nicht entsprechen", faul oder dumm sind. das ist übelste auslese!
wer als schüler/schülerin bei derart hohen hürden noch chancen haben will muss bereits perfekt sein! und ich könnte Ihnen noch zahlreiche weitere beispiele anführen, wie mit schülerInnen wild verfahren wird. am schlimmsten wird eine derart brutale auslese dort betrieben, wo im übermaß schülerInnen einen bestimmten ausbildungszweig besuchen. wo es weniger schülerInnen gibt, liegt die latte auch sofort niedriger, werden schülerInnen mit denselben leistungen bereits zu durchschnittlich guten bis sehr guten schülerInnen. lehrerInnen bestimmen, was "leistungsmäßig entsprechend" ist und da gibt's fürchterliche willkür. die passiert nicht erst bei der leistungsbeurteilung, sondern bereits bei der vermittlung des stoffes, so man das, was manche lehrerInnen betreiben überhaupt als "unterricht" oder "stoffvermittlung" bezeichnen kann.
>Tatsächlich
>darf ich Ihre Statistik ein wenig anzweifeln
Sie können "meine" statistik nicht anzweifeln, weil's nicht "meine" ist. richten Sie ihre zweifel bitte an das unterrichtsministerium. ich kann Ihnen gerne noch einmal den link heraussuchen, damit Sie selber nachlesen können. im übrigen weist auch die neueste arbeitslosenstatistik die höchste arbeitslosensteigerung bei den facharbeitern aus, wo doch angeblich eine derartige nachfrage sein soll.
UND: laut jüngstem arbeitsklima-index ist die angst und die frustration am größten in der gruppe der unter 25-jährigen. no prima haben wir das hingekriegt!
>Gleichzeitig müssen wir in einer Zeit des lebenslangen Lernens von den
>Berufsbiografien Abschied nehmen, die davon ausgehen, dass jemand sein
>Leben lang in einer beruflichen Tätigkeit oder bei einem Dienstgeber
>verharrt.
wenn eine solche argumentation ausgerechnet von lehrerInnen kommt, die selbst seit jahrzehnten im dienste eines dienstgebers stehen und aufgrund ihrer pragmatisierung darauf vertrauen dürfen, dass ihr leben von heute auf morgen KEINE dramatische veränderung erfährt, indem sie plötzlich ihren job los werden, dann halte ich obige ausführungen für überaus zynisch und menschenverachtend. jedenfalls von jemanden, der selbst auf einem sicheren polster sitzt.
> Tatsache ist aber auch, dass längerfristig Anbsolventen des dualen
>Bildungssystems der Lehre große Berufschancen hat.
auch wenn's noch so oft vorgebetet wird, wird's nicht wahrer. was längerfristig VIELLEICHT einmal sein könnte (derzeit sprechen alle fakten und zahlen eine andere sprache), interessiert den jugendlichen, der heute aus dem bildungssystem fällt, keinen lehrplatz/arbeitsplatz bekommt oder nach der lehre auf die straße gesetzt wird herzlich wenig. der steht vor dem faktum, dass er nicht weiß, wie er in absehbarer zeit seine grundbedürfnisse decken soll.
>Vor einem sollten wir
>uns allerdings hüten, Frau Kollegin: Ideologisch nur eine Ausbildung in
>den Vordergrund zu rücken, ideologisch nur die Höheren Schulen von der
>Chancengleichheit her zu favorisieren und andere Ausbildungswege
>abzuwerten.
ideologie ist da überhaupt nicht im spiel. nehmen Sie einfach meine sorge als mutter um die zukunft meiner kinder, nehmen Sie die sorgen vieler eltern um Ihre kinder. und ICH rücke NICHT EINE ausbildung in den vordergrund. ich rücke DIE ausbildung - je höher umso besser - in den vordergrund. je besser menschen ausgebildet wurden, umso seltener geraten sie in gefahr, ins abseits zu geraten. zumindest ist das derzeit so und längerfristig wird sich aus meiner sicht der trend in diese richtung verstärken.
> Gleichzeitig
>sollen wir aber auch nicht so tun (aus welchen Motiven auch immer), als
>würden die Pädagogen an Höheren Schulen Steinzeitpädagogik nach der Art
>"Nürnberger Trichter" betreiben
lieber kollege, da müssen wir nicht streiten.
ich könnte Ihnen haarsträubendes berichten!
tatsachen! eine lange liste!
mir wurde auch schon geraten, mich mit anderen eltern an den zuständigen LSI zu wenden. aber es geht in vielen fällen ja nicht nur um einen einzigen lehrer ...
der nürnberger trichter wäre noch nicht das schlimmste. die ignoranz, gleichgültigkeit und kaltschnäuzigkeit, die manche lehrerInnen ihren schülerInnen und auch deren eltern entgegen bringen sind noch viel schlimmer.
ich betone an dieser stelle, dass ich all jene kolleginnen und kollegen ausgenommen wissen möchte, die sich auch an einer höheren schule engagiert, verantwortungsbewusst und redlich um ihre schülerInnen bemühen. es gibt sie!
leider gibt es aber von den anderen auch noch viel zu viele. sie zerstören, wie ein kollege hier schon einmal anmerkte, lebensexistenzen, verbauen jugendlichen den weiteren bildungsweg und das verursacht mir magengeschwüre.
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