1. Wie Kollege Eidenberger bereits angedeutet hat, hat Koll. Wittek offenbar
in der Wahl seiner Schule besonderes Pech gehabt. An vielen Schulen geht es
auch ganz anders zu - an meiner zum Beispiel, denn eine Privatschule kann
sich auf dem Markt sicher nicht halten, wenn die SchülerInnen dort kujoniert
werden.
2. Vor wenigen Tagen erst stand in der Zeitung, daß ein Polizist
freigesprochen wurde, der einen Autofahrer irrtümlich bei einer Kontrolle
erschossen hatte - Schuld war der "Greifreflex", der ihn den Abzug betätigen
ließ (an den er seinen Finger laut Vorschrift gar nicht hätte legen dürfen).
War es im August 2001 oder bereits im August 2000, daß ein völlig
unbeteiligter Lehrer auf seinem Motorrad im Zuge einer Alarmfahndung in Gars
am Kamp von einem Gendarmen erschossen wurde? Der Gendarm hatte ihn in der
Aufregung schlicht und einfach übersehen, als er einem Auto nachschoß.
Es soll mir keiner mit dem Argument kommen, Lehrer dürften sich deswegen
keine Fehler erlauben, weil es um Kinder geht. Wir bringen keine Kinder um -
umgekehrt schon!
Polizisten bringen Unschuldige zu Tode (s.o).
ÄrztInnen bringen PatientInnen zu Tode (und weigern sich auch noch,
Gutachten gegen KollegInnen in Sachen Kunstfehler zu erstellen). In Amerika sind Dutzende Unschuldige zum Tode verurteilt worden, einige auch
exekutiert. In Österreich haben wir zum Glück nicht die Todesstrafe, aber
zumindestens zwei Personen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit fälschlich
wegen Mordes lange Jahre eingesperrt worden (Tibor Foco wegen eines
Prostituiertenmordes in Linz und ein junger Mann, des wegen des Mordes an
einer Salzburger Taxlerin verurteilt wurde - beide mutmaßlichen Fehlurteile
machten Schlagzeilen in den Medien).
Ein gewisse Lizenz zum Fehlermachen muß man auch dem Lehrerstand einräumen. Von 120.000 LehrerInnen in Österreich können nicht alle perfekt sein. Das
heißt nicht, daß es nichts zu reformieren gäbe, aber ein bisserl Realismus
schadet auch nicht.
Erich Wallner
Günter Wittek wrote:
> Weil ich den Alltag in einer AHS kenne, schließe ich mich weitgehend > der Kollegin Kranz an. Es schwirren manchmal im Konferenzzimmer > beängstigende Hassgefühle gegen Schüler herum, die natürlich auch > nicht aus dem luftleeren Raum kommen, sondern vielleicht einer > Verbitterung entspringen, weil ein Schüler zum angekündigten > Prüfungstermin taktisch gefehlt hat. Aber ich halte es nicht bloß > für einfallslose Unterstellung von Schüler- oder Elternseite, dass > manche KollegInnen bei Prüfungen die Latte derart hoch legen, dass > der Schüler den Anforderungen trotz ehrlichem Bemühen nicht > entsprechen kann. > > RE > Auch kann ich es nicht als ernstzunehmende Argumentation > RE > gelten lassen, wenn aus Einzelfällen die eigene Doktrin > RE > untermauert wird. > > Ich habe kein statistisches Material zur Verfügung, aber nach meinem > Verständnis geht es nicht bloß um die Spitze des Eisberges, die zu > Schulabbrechern werden, sondern es geht genauso um diejenigen, > die durch den Schulstress die Freude am Lernen verlieren, die Schule > überhaupt nur noch mit negativen Vorstellungen und Gefühlen in > Verbindung bringen, die aus rationalen Überlegungen (persönlicher > Lebensplanung) all die Anforderungen auf sich nehmen, aber in Wahrheit > diesem Schulsystem in einer schroff ablehnenden Weise gegenüberstehen. > > Natürlich sind die "allmächtigen" gottähnlichen Lehrer längst entthront, > aber deswegen brauchen wir nicht die Augen verschließen vor den > realen Möglichkeiten von Machtmissbrauch. Dieser entsteht aus > Frustration, aus einem Gefühl persönlicher Ohnmacht gegenüber > einer bedrückenden Situation. Gerade in einer Zeit, in der uns > immer mehr Belastungen und Aufgaben aufgetragen werden, > besteht die Gefahr, diesen Frust weiterzugeben und abzuwälzen. > > Auch ich sehe es so, dass die Probleme nicht in erster Linie aus > einer Böswilligkeit der Lehrer kommen. Aber ich registriere, dass > viele von uns bei Schwierigkeiten der Schüler wie Unbeteiligte > zuschauen und sich so verhalten, als würde uns das alles gar nichts > angehen. Einen Mangel an Sensibilität bemerke ich auch dort, wo > die Leistung einfach zum Dogma erhoben wird. Es erschreckt mich > trotz der zahlreichen Dienstjahre immer noch, wie manchmal objektive > Maßstäbe gerade dann umso mehr herhalten müssen, wenn zuvor > nicht einmal der geringste Versuch einer Beratung stattfindet. > > Weil ich davon überzeugt bin, dass meine Beobachtungen unabhängig > sind von den beobachteten Personen, dass vergleichbare Zustände > und Vorfälle systembedingt an allen andern Standorten in ähnlicher > Weise auftreten, so kann die richtige Antwort darauf nur sein, dass > wir für uns als Lehrer Entlastung suchen und einen Teil der Verantwortung > an diejenigen abtreten, die diese Probleme aufgrund einer spezifischen > Ausbildung besser bewältigen können. Ceterum censeo, dass wir > an jedem Standort Lehrer brauchen, die als Mediatoren in Konflikte > regelnd eingreifen können. >
> mfG
> Günter Wittek
>
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> --
> Diese Liste wird vom Computer Communications Club (http://www.ccc.at) > betrieben. Um sich aus der Liste austragen zu lassen, senden Sie ein e-mail > an majordomo@ccc.at mit dem Befehl "unsubscribe lehrerforum" im > Nachrichtentext. > > >
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