Die zu Beginn des Artikels formulierte Fragestellung scheint mir auch für Österreich interessant.
Grüße sendet
Timo Davogg
FAZ 08 06 02
Wir wollen alle gleich sein. Aber wie schaffen wir das?
Bayern, Sachsen oder Bremen? Das deutsche Schulvielerlei
Chancengleichheit ist ein Höchstwert in allen Diskussionen über Bildung. Zwar sind die Kinder an den Schulen als Individuen zu behandeln, also ungleich. Außerdem gibt es am Ende Zensuren, also ungleiche Zahlen, die, auch weil ihre Aussagekraft von Personalabteilungen überschätzt wird, zu ungleichen Möglichkeiten im weiteren Leben führen. Aber wenn schon die Ergebnisse des Unterrichts nicht gleich sind, sollen es wenigstens seine Voraussetzungen sein. Leider sagt niemand, der sich für die Chancengleichheit aller Kinder einsetzt, ab wann genau man sie für realisiert halten soll. Jeder kann sich melden - Gleichheit! -, aber wer sich meldet, hat höhere Chancen dranzukommen, weil er anders behandelt wird - Ungleichheit! - als die Stillbleiber. Wie gleich müßte also der Unterricht sein, damit befriedigt gesagt werden könnte: Wir haben das Nötige getan, um ungerechte Schulerziehung zu verhindern?
Mangels einer Antwort konzentriert sich die Bildungspolitik ersatzweise auf Zahlen. Zahlen sind oft ungleich und bieten insofern Gelegenheit, aus ihnen Gleichheitsappelle abzuleiten. In drei Wochen wird es in diesem Sinne zur nächsten Empörung über Ungleichheit kommen. Dann wird es nicht so sehr um Chancen gehen, die Arbeiterkindern, Mädchen oder Ausländern verwehrt werden, als vielmehr um regionale Unterschiede im deutschen Schulsystem. Denn Ende Juni werden die nach Bundesländern aufgeschlüsselten Ergebnisse der Pisa-Studie veröffentlicht. Weil Schulgestaltung Ländersache ist, weil sich Bundesländer ohnehin gern vergleichen und weil es den begründeten Vorverdacht gibt, daß im unionsregierten Süden besser gelernt wird, boxen sich die Bildungspolitiker bereits warm für den zu erwartenden Schlagabtausch. In Bremen oder Brandenburg dürften die entsprechenden Ministerien schon an der Beweisführung dafür arbeiten, daß ein Zurückbleiben hinter Bayern oder Baden-Württemberg der eigenen Schulpolitik kein "mangelhaft" ausstellt.
Eine aufschlußreiche Beschreibung des Hintergrunds, vor dem regional unterschiedliche Leistungen von Schülern dann wohl gedeutet werden, gibt jetzt eine an der Universität Essen angefertigte Studie. Ihr lakonisches Ergebnis: Gemeinsam ist den Schulsystemen der Bundesländer nur zweierlei, nämlich daß die Laufbahn der Schüler überall mit der Grundschule beginnt und daß sie überall mit dem Gymnasium enden kann. Ansonsten entdeckten die Bildungsforscher Klaus Klemm und Gertrud Hovestadt, die ihre Befunde auf einer Frankfurter Tagung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vorgestellt haben, in allen verglichenen Dimensionen erhebliche Unterschiede.
Der gesamte Artikel mit einer Fülle interessanter deutschlandbezogener Details findet sich HYPERLINK "http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/content.asp&rub=\{2D82590A-A70E-4F9C-BABB-B2161EE25365\}&doc=\{9A0171AA-DFE9-4048-B9B9-E97A3EF9E544\}"hier