Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Günter Wittek schrieb:
> ...
> ich finde es schon amüsant, wie sie sich von ihren Gesamtschul-Ängsten
> treiben lassen ...

Dass es sich dabei nicht um unbegründete Ängste handelt, zeigt wohl ein Blick in die Programme von SPÖ und Grünen: Beide fordern die Gesamtschule. Falls sie nach der nächsten Wahl die Mehrheit haben sollten, werden wir die 2/3-Hürde dringend brauchen, damit unser Schulsystem nicht ruiniert wird. (Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die FPÖ dabei ein verlässlicher Partner ist, aber solange mit einer Gesamtschule kaum Wählerstimmen zu gewinnen sind, besteht immerhin die Hoffnung darauf.)


> ... und dabei übersehen, dass es faktisch die der VP nahe- stehenden
> Landesregierungen / Landesschulräte sind, die in manch ländlichen
> Regionen den Schülern gar nicht die Möglichkeit zum Besuch einer AHS
> geben. Oder wollen Sie behaupten, dass die Schüler im ländlichen Raum
> um so viel weniger intelligent sind, dass 100 Prozent dort die
> Hauptschule besuchen? Der wahre Grund ist einfach der, dass das
> Bildungsangebot mangelhaft ist, der Besuch einer AHS - auch schon vor
> der Einstellung der Postbusse - mit nicht zumutbaren Hindernissen
> verbunden ist, dass dank dieser Schulpolitik die Haupt- schule zur
> Gesamtschule geworden ist.

Ich stimme Ihnen voll zu, dass das Bildungsangebot in Gegenden, in denen es keine AHS gibt, unzureichend ist und dort eine AHS (ich meine damit eine AHS mit Unter- und Oberstufe) errichtet werden sollte. Zum Glück gibt es nur mehr sehr wenige solche Regionen. Da ich mich nur in NÖ wirklich auskenne, beschränke ich mich jetzt auf NÖ: Hier gibt es in jedem Bezirk eine oder mehrere AHS, und von jedem Ort aus kann man eine AHS in vertretbarer Zeit erreichen (obwohl ich nicht leugnen möchte, dass manche, die in sehr abgelegenen Dörfern wohnen, dabei beträchtliche Fahrzeiten in Kauf nehmen müssen).

> ... Ich habe gerade in den letzten Tagen wieder von Eltern gehört, wie
> VP-Gemeinderäte für den Besuch der örtlichen Hauptschule geworben
> haben, gleichzeitig die Notwendigkeit zum AHS-Besuch in Abrede
> stellten und mit wirklich interessanten, gemeindemitfinanzierten
> Zusatzan- geboten lockten. Offensichtlich ist es politischer Wille der
> Gemeinde, alle Gemeindekinder in der eigenen Schule zu behalten.

Es sind wohl nicht nur VP-Gemeinderäte, sondern Gemeinderäte aller Fraktionen, die vor allem in kleineren Orten gerne möglichst viele Schüler in der Hauptschule hätten, weil die Gemeinde ja Schulerhalter der Pflichtschulen ist. Das ändert aber nichts daran, dass auch Schüler in die AHS gehen (außer in den wenigen Regionen - siehe oben - wo es keine gibt).


> ... Was uns abgeht, sind einigermaßen objektivierbare Maßstäbe, unter
> welchen Voraussetzungen ein Kind eine AHS oder eine Pflichtschule
> besuchen soll. Das gegenwärtige System ist höchst verlogen. Ich gehe
> davon aus, dass die Kapazität einer Schule der Maßstab ist, und
> demnach wird versucht die Klassen voll zu bekommen.

Heißt das etwa, dass Sie gerne Aufnahmsprüfungen für die 1. Klasse AHS einführen würden?

> In meinen "Fantasien von übermorgen" stelle ich mir vor, dass in die
> AHS diejenigen gehen, die über das Schulpflichtalter hinaus auch
> lernen wollen, die überdurchschnittlich motiviert sind und Leistungen
> gerne erbringen wollen.

Das wäre wunderbar. In der Praxis brauchen wir aber wohl auch Kriterien, die überprüfbar sind.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Friebel

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