Traurig, wie wenig sensibel auch "unabhängige" GewerkschafterInnen wie Dr. Richard Koller, Vorsitzender der UG-GÖD, zur Problematik von Rassismus und Repression geworden sind.

Da es ja auch reaktionäre und rassistische RichterInnen oder Lehrer/innen gebe, kann "Oppositioneller" völlig unkritisch zur Polizistendemo "FÜR EIN SICHERES WIEN" aufrufen - ein Slogan a la FPÖ! Natürlich wird von Polizei über Justiz, Verwaltung bis zu den Schulen Kontrolle und Repression praktiziert. Doch so wie ich es als LehrerInnen-Personalvertreter stets abgelehnt habe, schlagende, rassistische oder gar faschistische LehrerInnen zu verteidigen, müssen meiner Meinung nach gerade in die Personalvertretungspolitik im Öffentlich Dienst demokratische Kritik und Forderungen einfließen. Indes, Dr. Richard Koller sieht sogar bei der Polizei, also der Speerspitze der staatlichen Gewalt, keinerlei Anlass, irgend etwas Kritisches anzumerken. Und das gerade jetzt nach dem "11. September", da die richterlichen und polizeilichen Organe noch schärfere
Kontroll- und Repressionsgesetze auszuführen haben!

Nürnberger hat sich zuletzt im Parlament zum neuen Spitzelgesetz des Bundesheernachrichtendienstes um die Arbeitsbedingungen der neuen Spitzeln "gesorgt" und Kollektivvertragsrechte für diese "eingefordert". Das war ein Joke des Metallgewerkschaftsbosses. Der GÖD-"Oppositionsführer" Dr. Richard Koller meint es hingegen Ernst mit seiner einfachen und unhinterfragten
Solidaritäts- und Arbeitnehmervertretungspolitik für Wiens PolizistInnen. Schlecht ist's bestellt - um Österreichs Gewerkschaftsopposition!

Karl Fischbacher

----- Original Message -----
From: "Dr. Richard Koller"
To: "'Karl Fischbacher'"
Cc:
Sent: Wednesday, June 19, 2002 11:03 PM
Subject: AW: Re: protestmarsch gegen Postenstreichen im öffentlichen Dienst


Lieber Karl,
traurig, wie weit es mit engem Horizont kommt, wenn es um die Solidarität geht. Stell Dir vor, es gibt auch rassistische Finanzbeamte, Richter, ja sogar Lehrer, also deswegen ist - das verstehe auch ich - eine Solidarität im öffentlichen Dienst auch bei offensichtlichen Angriffen auf das gesamte Dienstverhältnis einem "politisch Bewussten" einfach nicht mehr möglich. Und mit dieser Haltung kann sicherlich auch etwas an den Zuständen geändert werden. Am sichersten ist eine Insel, die keiner kennt, nicht einmal der, der dort wohnt. Ich wünsche viel Glück dabei.

Konsequenz: Am besten, den Dienst quittieren und als Privater schaffen (das soll derzeit ohnehin mehr bringen, zumindest mit den richtigen Verbindungen ...) Nachdem ich weiß, daß Du das wohl überlegt hast, nur mehr mit freundlichen Grüßen rk

Richard Koller
Dianagasse 1/3
A-1030 Wien


Tel: +431-7109972
Mobil: 0664-4105491
Email: richard@rkoller.info



> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: owner-lehrerforum@ccc.at [mailto:owner-lehrerforum@ccc.at] Im
Auftrag
> von Karl Fischbacher
> Gesendet: Dienstag, 18. Juni 2002 22:58
> An: Lehrerforum@ccc.at; Reinhart Sellner
> Cc: austria labournet
> Betreff: LF: Re: protestmarsch gegen Postenstreichen im öffentlichen
> Dienst
>
> Als UG-Delegierter hatte ich auf einem GÖD-Gewerkschaftstag in den
> 90er-Jahren die DelegiertInnen von Polizei und Justiz aufgefordert,
die
> rassistischen Migrantengesetze wie Aufenthalts- und
Beschäftigungsgesetz
> abzulehnen. Genau auch diese Gesetze würden ihre Arbeitsbedingungen
> physisch, psychisch und moralisch erschweren. Bereits da erhob sich im
> Vienna International Center-Saal zorniges Raunen, das schließlich zu
> hysterischem Schreien und Pfeifen anschwoll, nachdem ich angekündigt
> hatte, dass ich ansonsten keinen der Gehalts- und
> Arbeitsbedingungsanträge
ihrer
> Sektionen unterstützen könne ...
>
> Ich tue mir politisch-moralisch noch immer schwer, so einfach solche
> Phrasen wie
>
> "Für ein sicheres Wien ..."
>
> zu unterstützen - bei Gesetzen und einer Polizei, bei denen "ein
sicheres
> Wien" häufig bedeutet, (besonders) auf AfroösterreicherInnen
loszugehen,
> Flüchtlinge in Mörderdiktaturen abzuschieben oder Faschisten zu
schützen!
>
> Antirassistische Grüße,
>
> Karl Fischbacher
>
> ----- Original Message -----
> From: "Reinhart Sellner"
> To:
> Sent: Tuesday, June 18, 2002 5:12 PM
> Subject: LF: protestmarsch gegen Postenstreichen im öffentlichen
Dienst
>
>
> Liebe KollegInnen
> Folgende Ankündigung hat mich heute erreicht, bitte weiter verbreiten
> und Teilnahme überlegen - ich hab die Info von Koll. Koller, UGÖD,
ob´s
> eine GÖD-Aktion ist oder eine von GÖD-Basisaktivisten weiß ich nicht,
> freun würd´es mich, steckte die GÖD dahinter. Reinhart Sellner
>
> Protestmarsch
>
> KOMM AUCH DU!
>
> NEIN zu Strassers Plänen:
>
> Die Schließung und Zusammenlegung von Dienststellen
>
> gefährdet die Sicherheit der Bevölkerung
>
> sowie die Arbeitsplätze und
>
> das Einkommen von Bediensteten.
>
> "Für ein sicheres Wien - stoppt den Innenminister"
>
> Protestmarsch am Donnerstag, 20. Juni 2002:
>
> 14.00 Uhr Treffpunkt vor dem Bezirkspolizeikommissariat Brigittenau
>
> 1200 Wien, Pappenheimgasse 33
>
> 14.30 Uhr Abmarsch zum Bundesministerium für Inneres
>
> 1010 Wien, Herrengasse 7
>
> 16.00 Uhr Schlusskundgebung
>
> Wer kämpft kann verlieren
>
> Wer nicht kämpft hat schon verloren
>
>
> Richard Koller
>
> Dianagasse 1/3
>
> A-1030 Wien
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