Streit über Pisa-Studie im deutschen Wahlkampf
Kanzlerkandidat Stoiber attackiert Ministerin

Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin

Die am Dienstag vorgestellten Details der so genannten Pisa-Studie waren
Anlass für heftige Debatten in Deutschland, die vom Wahlkampf geprägt waren.
Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber sprach sich für deutschlandweit
einheitliche Qualitätsstandards an Schulen aus. Eine "Bundeszuständigkeit
für die Bildungspolitik in toto" werde es mit ihm als Kanzler aber nicht
geben, betonte Stoiber. Bildung ist in Deutschland Ländersache und ein
Kernelement des Föderalismus in der Bundesrepublik.

Der Kanzlerkandidat attackierte außerdem Bundesbildungsministerin Edelgard
Bulmahn (SPD). "Ich wundere mich, dass Bulmahn keine andere Aufgabe sieht,
als Bayern anzugreifen." Bulmahn solle den Blick lieber auf die anderen
Länder richten, die schlechter abgeschnitten hätten. Bayern spiele als
einziges Bundesland international in der ersten Liga, meinte Edmund Stoiber.

Bayern hat im Bundesländervergleich der OECD-Bildungsstudie in fast allen
Wertungen den Spitzenplatz, gefolgt von den CDU-regierten Bundesländern
Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. Schlusslichter sind in fast allen
Kategorien Bremen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die zum Zeitpunkt des
Tests SPD-geführte Regierungen hatten. Bei den naturwissenschaftlichen
Gymnasien ist allerdings das SPD-regierte Schleswig-Holstein führend.

Bildungsministerin Bulmahn (SPD) kündigte am Dienstag an, die von ihr
geplanten nationalen Bildungstests in Schulen notfalls auch gegen den
Widerstand der Bundesländer mit rot-grüner Mehrheit im Bundestag durchsetzen.

© DER STANDARD, 26. Juni 2002

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